An seine Träume glauben

tx525x330_goepfert

W. Christian Schmitt und Rainer Beutel im Gespräch mit Joachim Göpfert (m.)

Hoch über Groß-Gerau: Sein elegantes Büro im Turm der Alten Brauerei bietet dem 69 Jahre alten Joachim Göpfert eine tolle Aussicht auf die Kreisstadt, den Taunus, Frankfurt und den Odenwald. In vielen Orten unseres Umlands hat der Unternehmer markante Spuren hinterlassen. Seine GFP-Projektmanagement GmbH saniert und betreut Immobilien, die Gewerbetreibenden unterschiedlichster Branchen hervorragende Voraussetzungen bieten, zu prosperieren. Grund genug, mit dem Geschäftsmann, der normalerweise gar nicht erpicht ist, viel Aufsehen um seine Person entstehen zu lassen, über sein beachtliches Lebenswerk zu sprechen.

Herr Göpfert, wenn das WIR-Magazin es richtig einschätzt, zählen Sie jetzt auch zum Club der aktiven Rentner. Wie fühlen Sie sich derzeit? Und was hat nun Vorrang in Ihrem Leben?

Joachim Göpfert: Vielen Dank für Ihr Interesse an meiner vergangenen unternehmerischen Aktivität. Natürlich fällt es mir nicht leicht von einer bewegten aktiven Zeit in den Ruhestand zu wechseln. Aber Gott sei Dank werde ich immer noch gerne in der Firma gesehen und stehe weiterhin zur Verfügung, wenn auch nicht mehr jeden Tag. Gesundheitlich geht es mir und meiner Familie sehr gut, wofür ich dankbar bin. Ab einem gewissen Alter ändert sich der Blick auf viele Dinge. Ich habe mein Älterwerden immer als Bereicherung empfunden. Es gibt bestimmte Dinge, die mich in meinem Leben interessieren und wo ich Nachholbedarf habe. Nun habe ich die Zeit mich diesen Dingen zu widmen.

Können Sie uns bitte ein Beispiel nennen?

Joachim Göpfert: Ich freue mich auf die gemeinsame Zeit mit meiner Familie, dass ich mich intensiver um meine Hobbies kümmern kann und auch auf die anstehenden Gartenarbeiten, die ich jetzt bei schönem Wetter genießen werde. Für das Wintersemester 2017/2018 werde ich an einem Gasthörerstudium an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz in dem Bereich Sozial- und Gesellschaftswissenschaft teilnehmen.

Die GFP-Projektmanagement GmbH besteht seit mehr als einem Vierteljahrhundert. Sie haben mit wenig Personal begonnen und leiten nun einen mittelständischen Betrieb. Was waren seinerzeit Ihre beruflichen Visionen?

Joachim Göpfert: Mein erstes Unternehmen gründete ich bereits im August 1969. Sozusagen als Existenzgründer. Gemeinsam mit meiner Frau Ingeborg, die mich die ersten Jahre mit sehr viel Geduld unterstützt hat und in Durststrecken mir auch immer sehr viel Mut machte. Ohne ihre Unterstützung hätte alles nicht so einwandfrei funktioniert. Mit einer Begeisterung, aber ohne finanzielle Mittel, die man in der heutigen Zeit als gesunde Naivität bezeichnen könnte. Das alles zu erklären, würde ein Buch füllen und manch ein Neugründer zum Nachdenken anregen.

Das wäre sicherlich sehr spannend zu lesen. Wie ging es weiter?

Joachim Göpfert: Mit meiner 20-jährigen Erfahrung gründete ich neben meiner alten Firma HUK, später der HEK, die GFP-Projektmanagement GmbH. In meinen ersten beiden Handwerksbetrieben hatten wir bis zu 50 Mitarbeiter und waren ausschließlich in Frankfurter Banken tätig. Dort haben wir schnell erkannt, dass ein Auftraggeber, auch aus Sicherheitsgründen, die gesamte technische Leistung aus einer Hand wünschte. Durch die Baubesprechungen wurde mit der Zeit in mir der Wunsch geweckt, eigene Gebäude zu entwickeln und anschließend zu betreuen. Die Haustechnik von der Glühbirne, über Datenverkabelung zum Notstromaggregat sowie auch alle sanitären Einrichtungen beherrschten wir ja schon.

Und wie kam es zum Bezug der ­Alten Brauerei?

Joachim Göpfert: In den Jahren 1984/1985 als die Alte Brauerei zum Verkauf stand, ergriff ich die Initiative, und somit wurde die GFP-Projektmanagement GmbH gegründet, die bis heute ihren Firmensitz im Gewerbepark Alte Brauerei hat. Bei Gründung der GFP-Projektmanagement GmbH beschäftigte sie einen Hausmeister und eine kaufmännische Angestellte. Heute, nach über 30 Jahren zählt die GFP mittlerweile über 30 Mitarbeiter/-innen. Eine große Hilfe war und ist meine Verbindung und die zuverlässige Zusammenarbeit mit der Kreissparkasse Groß-Gerau.

Eine kurze Bilanz bitte: Was lief gut, was würden Sie heute anders machen?

Joachim Göpfert: Es hat alles erstaunlich gut geklappt. Allein mit gesundem Menschenverstand und einer Portion Risikobereitschaft gelang es, wenn man an sich und seine Träume glaubt. Aber nicht denken, dass sie von alleine kommen, man muss auch viel dafür tun, nicht aufgeben sondern durchsetzen. Gerne hätte ich nach meiner Lehre bei der Firma Opel in Rüsselsheim, der Berufsfachschule und einer Wiedereinstellung in der technischen Leitung ein Ingenieurstudium begonnen, aber mir kam mit 21 Jahren meine Firmengründung dazwischen.

Schildern Sie bitte kurz unseren und Ihren WIR-Lesern, was genau ihr familiengeführtes Dienstleistungsunternehmen anbietet?

Joachim Göpfert: Die GFP entwickelt, realisiert und betreut Verwaltungs- und Bürogebäude sowie Lager- und Produktionsflächen. In den letzten Jahreszehnten haben uns über 250 Firmen ihr Vertrauen geschenkt. Ihnen konnten wir eine auf sie abgestimmte Mietfläche anbieten. Dies alles geht nur mit ausgezeichneten Mitarbeitern, die nun auch in der zweiten Generation unter der Leitung meines Schwiegersohns Marc Hartmann und meiner Tochter Steffanie Hartmann geführt werden. Mein Sohn Jens entwickelt Immobilien im Bereich der Wohnungswirtschaft selbstständig und über Jahre schon sehr erfolgreich.

Im Portfolio der GFP finden sich zahlreiche Adressen von Gewerbeimmobilien, die aus dem Orts- und Stadtbild der jeweiligen Kommunen kaum wegzudenken sind. Wie gelingt es GFP als Projektentwickler, Ansprüche der Kunden mit kommunalen Erfordernissen und Bestimmungen harmonisch zu vereinen?

Joachim Göpfert: Gute Frage! Wir gestalten unsere Gebäude in enger Zusammenarbeit mit den zuständigen Bauämtern und immer mit dem Anspruch, dass wir selbst dort einziehen würden. Dies macht vielleicht den Unterschied. Auch verstehen wir es, die Ideen der Mieter umzusetzen. Die Nachhaltigkeit ist für die GFP immer ein fester Bestandteil unserer Arbeit. Nicht nur der kurzfristige Gewinn, sondern vielmehr eine langfristige Ausrichtung steht im Fokus.

Über Sie ist auch zu lesen, dass Sie sich mit der Monet Objektgesellschaft mbH um die Aufwertung der Rüsselsheimer Innenstadt kümmern. Dort geht es um das Löwencenter. Welche Pläne verfolgende Sie genau?

Joachim Göpfert: Wir glauben an Rüsselsheim, eine Stadt, die noch Potentiale hat und meines Erachtens unterschätzt wird. Wir haben für mehrerer Nutzer schon über Jahre das passende Grundstück gesucht. In Gesprächen mit der Stadt wurde uns das Löwencenter vorgeschlagen, welches schlecht vermietet und in die Jahre gekommen ist. Nach reiflicher Überlegung haben wir uns dieser Aufgabe gewidmet. Wir freuen uns, dass wir zum Hessentag das Gebäude fast komplett fertig gestellt haben. Mit den Mietern werden wir versuchen unseren Teil dazu beizutragen, die Innenstadt weiter zu beleben.

Was empfehlen Sie jungen Existenzgründern, die sich auf Ihrem Gebiet selbstständig machen wollen.

Joachim Göpfert: Man muss fest an seine Ziele glauben und diese nie aus den Augen lassen, Sie formulieren und am Ball bleiben. Auch wenn die anderen nicht daran glauben: Man darf nie aufgeben. Sich mit Gleichgesinden treffen und Umgang mit Menschen meiden, die für unternehmerische Ziele nur Desinteresse haben. Auch keine Angst vor dem Scheitern zu haben, ist eine wichtige Eigenschaft. Jede Unternehmensgründung hat ein Risiko, die Kunst ist es, es zu erkennen. Dies trifft übrigens bei allen Existenzgründern zu. Jeder hat die Fähigkeit zum Unternehmer in sich. Sogar auch jene, die keine besondere Schulbildung besitzen. Viele erkennen erst später, was tatsächlich in ihnen steckt. Manche erkennen nie, wozu sie in der Lage sind. Es ist eine wundervolle Gabe, wenn sie ihre Gabe wahrnehmen. Selbstständig zu denken und ihre Talente zu entdecken. Um große Ziele zu erreichen ist die Bereitschaft zu scheitern, viel hilfreicher als der Ehrgeiz.

Gesprächspartner: W. Chr. Schmitt und Rainer Beutel

Das könnte Dich auch interessieren …