Brauchen wir noch alte Märchen?

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Irene Fückel
ist Vorsitzende der Bezirkslandfrauen;

irenefueckel@t-online.de

von Irene Fückel

Abseits der großen Politik hatte sich eine Gesprächsrunde mit diesem Thema auseinandergesetzt. Ich hörte es mit großem Interesse und machte mir meine eigenen Gedanken. Märchen sind doch was für Kinder? So denke ich zunächst und halte mir dabei meine eigene Kindheit wie einen Spiegel vor Augen. Waren es nicht die Märchen, erzählt oder selbst gelesen, die mir Mut gaben, die meine Fantasie anregten, die Bilder in meinem Kopf ­entstehen ließen? Bilder, die mir zeigten, dass es immer eine Lösung gibt, egal wie ausweglos die Situation erscheint?
Gewiss geht es in den Märchen manchmal auch schaurig zu, wenn neidische Stiefmütter alles versuchen, um die schöne Stieftochter loszuwerden. Oder die Gefangenschaft im Bauch eines Wolfes zu ertragen? Aschenputtel wird der Besuch auf dem Ball des Prinzen verwehrt, also geht sie eben alleine. Alleine? Waren das die Moralvorstellungen von vor 200 Jahren, als die Märchen geschrieben wurden?
Dies fragte ein Teilnehmer der Gesprächsrunde. Märchen waren vor allem bei den Kindern beliebt, obwohl sie zunächst für Erwachsene geschrieben wurden. Erst die Brüder Grimm machten sie kindertauglich. In den 68ern bekam die Veröffentlichung von Märchen scharfen Gegenwind. Sie seien zu grausam, um sie den Kindern, die lernen mussten, sich in einer antiautoritären Gesellschaft zurecht zu finden, zuzumuten.
Diese Meinung sollte sich jedoch bald wieder ändern. Märchen verzaubern uns und unsere Kinder nach wie vor. Märchen pflügen unsere Seele, hörte ich aus der Runde. Sie geben uns Mut, Zuversicht und vor allem Fantasie. Mittlerweile haben wir eine neue Art von Märchen auf dem Bildschirm, Harry Potter zum Beispiel.
Kinder versuchen, sich mit viel Fantasie in eine Figur hinein zu versetzen und fühlen sich damit verbunden. Deshalb sollten wir auch die alten Märchen nicht vergessen, denn es würde uns etwas Großes fehlen.

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