Für Vereine problematisch

Von Rainer Beutel

Wolfgang Glotzbach steht seit zwölf Jahren an der Spitze des Sportkreises Groß-Gerau. Anfang Juni, wenn der Sportkreistag seinen neuen Vorstand bestimmt, steht er für das Führungsamt nicht mehr zur Verfügung. Im WIR-Interview erklärt der 61-Jährige, welche herausragenden Projekte in seiner Amtszeit erfolgreich auf den Weg gebracht wurden und welche Gründe er für den Mitgliederschwund von Vereinen sieht.

Herr Glotzbach, Sie blicken auf zwölf Jahre an der Spitze des Sportkreises Groß-Gerau zurück. Was waren in dieser Zeit für Sie die Höhepunkte als Vorsitzender?

Wolfgang Glotzbach: Höhepunkte gab es einige. Ich möchte an dieser Stelle besonders zwei Veranstaltungen herausstellen, deren Vorbereitungen sehr arbeitsintensiv waren, die mir aber sehr am Herzen lagen. Zum einen die alle zwei Jahre stattfindende Veranstaltung „Der Kreis rollt“ sowie die meines Erachtens gelungenen Sportveranstaltungen am Hessentag in Rüsselsheim. Ich hatte natürlich auch das Glück, dass der Vorstand sehr gut harmonierte und sich jedes Vorstandsmitglied für seinen Aufgabenbereich sehr einsetzte.

Es lief sicherlich nicht immer alles glatt. Gab es auch Rückschläge?

Wolfgang Glotzbach: Ich kann mich diesbezüglich an keinen Misserfolg erinnern. Dies ist gewiss auch dem Engagement jedes Einzelnen meiner Mitstreiter zu verdanken.

Welche Projekte sind besonders gut gelungen?

Wolfgang Glotzbach: Wie erwähnt die Veranstaltung „Der Kreis rollt“, die wir alle zwei Jahre in Zusammenarbeit mit dem Kreis Groß-Gerau und einigen Kommunen durchführen. Zu nennen ist auch das Projekt „Kein Platz für Rassismus“, bei dem alle Sportvereine dazu aufgefordert wurden, Gewalt und fremdenfeindlichen Übergriffen auf und in unseren Sportstätten keinerlei Chance zu geben. Weiterhin der „Runde Tisch des Sports“, bei dem zukunftsorientierte Themen zur Weiterentwicklung und Förderung des Sports erarbeitet werden. Außerdem gehören noch die Projekte „Netzwerk Sport und Gesundheit“ und „Sportabzeichen an den Schulen“ dazu.

Wo sehen Sie noch Nachholbedarf?

Wolfgang Glotzbach: Einen klassischen Nachholbedarf sehe ich nicht. Sicherlich hätten wir noch mehr Projekte durchführen können, aber erstens darf man die Ehrenamtlichen zeitlich nicht überfordern und zweitens sind wir bei allen Aktionen fast immer auf die Hilfe und Mitwirkung der Vereine angewiesen.

Haben Sie ein Rezept dafür, was Sportvereine aus dem Kreis Groß-Gerau unternehmen können, um den offenbar weit verbreiteten Nachwuchsmangel zu kompensieren?

Wolfgang Glotzbach: Hierfür gibt es leider kein Rezept. Der Nachwuchsmangel ist sicherlich nicht bei allen Sportarten gegeben. Bekannt ist jedoch, dass es bei Mannschaftssportarten immer schwieriger wird, eine Jugendmannschaft zu bilden. Aber auch hier gibt es Ausnahmen.

Was sind die Gründe?

Wolfgang Glotzbach: Es spielen oft mehrere Faktoren eine Rolle. Ein Beispiel sind die Ganztagsschulen, die verstärkt eingeführt werden, aber auch die Interessenlage der Jugendlichen hat sich in den letzten Jahren stark verändert. Die Vereine müssen sich den gegebenen Anforderungen stellen und ihr Sportprogramm entsprechend anpassen, was die Mehrzahl der Vereine im Kreis Groß-Gerau auch schon getan hat. Sicherlich wird sich die Vereinslandschaft die nächsten Jahre verändern, aber die Vereine sind gut vorbereitet und werden dies auch meistern.

Der Sportkreis engagiert sich auch bei der Integration von Flüchtlingen in Vereinen. Wie sieht hier die Zwischenbilanz aus?

Wolfgang Glotzbach: Sehr gut, die Integration von Flüchtlingen funktioniert in unseren Sportvereinen reibungslos. Die vielen Ehrenamtlichen haben einen hervorragenden Job gemacht. Sie waren es, die es vielen Flüchtlingen ermöglicht haben, an den unterschiedlichen Angeboten teilzunehmen. Unsere Aufgabe war es unter anderem, die Vereine zu unterstützen und die Vernetzung der Sport-Coaches aus den Kommunen auf Kreisebene aufzubauen.

Was sind aus Ihrer Sicht die vorrangigen Aufgaben des Sportkreises in den nächsten fünf Jahren?

Wolfgang Glotzbach: Grundsätzlich bin ich der Meinung, dass es einem scheidenden Vorsitzenden nicht zusteht, seinem Nachfolger Ratschläge oder Empfehlungen zu erteilen. Damit wird sich der neue Vorstand in einer Klausurtagung beschäftigen dürfen. Themen wie Zusammenarbeit mit Schulen, Weiterentwicklung der Vereinsstrukturen, innovative Ideenbildungen, neue Projekte etc. sind allerdings fortlaufende Aufgabenstellungen.

 

Zur Person: Wolfgang Glotzbach ist Vorsitzender des Nauheimer Turnvereins 1888/94. Er gehört zu den Gründungsmitgliedern der DLRG-Ortsgruppe Nauheim/Trebur, die er mehr als 30 Jahre leitete. Er engagierte sich in der Kommunalpolitik, zeitweise war er Erster Beigeordneter für die SPD in der Gemeinde Nauheim.

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