Worüber die Leute reden (311)

Von Rainer Beutel.

Empfindlich teurer wird das Leben in der Kreisstadt. Nicht nur, weil die Konjunktur angezogen hat und die allgemeinen Verbraucherpreise spürbar gestiegen sind. So hat Bürgermeister Erhard Walther (CDU) in seinem Haushaltsentwurf angekündigt, die Grundsteuer B anzuheben. Das betrifft nicht nur Hausbesitzer und Wohnungseigentümer, sondern ebenso alle Mieter, da diese Kosten mit der Jahresabrechnung umgelegt werden können. Ebenfalls teurer wird die Müllabfuhr. In umliegenden Orten sieht es ähnlich aus. In Nauheim, wo die Grundsteuer B seit Jahren auf einem Top-Niveau liegt, steigen die Abfallgebühren ebenfalls, in Büttelborn sollen die Abgaben für Häuser, Wohnungen und Grundstücken steigen. 2022 könnte also, von der Pandemie ganz zu schweigen, für manche ein eher gebrauchtes Jahr werden.

Wohin will die Großgemeinde Trebur? Welche langfristigen Projekte sollen angepackt werden? In einem neuen Leitbild sollen solche Fragen geklärt werden. Die politisch Verantwortlichen haben einen Bürgerbeteiligungsprozess angestoßen. Die Resonanz war dünn. Aus Ortsteilen wie Geinsheim, Kornsand und Hessenaue nahm an einer ersten Versammlung niemand teil. Was wird nun aus den überkommenen Ideen vergangener Zeiten? Braucht Trebur mehr Industrie, mehr Neubaugebiete, weitere Logistikzentren oder gar einen Bahnhof? Unsinn, bemerkten jene, die dabei waren. Der dörfliche Charakter und die natürliche Umgebung sollten erhalten bleiben. Soziale Projekte seien wichtiger als immer noch mehr. Bis Mitte 2022 soll das Leitbild stehen. So viel zeichnet sich ab: Die Leute wollen, zumindest in Trebur, keinen Wachstum um jeden Preis.

Mit gesundem Menschenverstand ist nach Ansicht vieler Bürger aus Königstädten der nun vollzogene Ausbau des sogenannten Edeka-Kreisels am Ortseingang nicht zu verstehen. Die Proteste reißen nicht ab (vgl. WIR 309, S. 6), weil Radfahrer auf die Straße geleitet werden, um den Kfz-Verkehr zu bremsen. Die Kritik stoße „nicht auf taube Ohren“, hieß es jetzt bei der Stadt Rüsselsheim. Der Kreisel werde durch stärker betonte Markierungen „optimiert“. Autofahrer sollen künftig innere Begrenzungslinien des Rondells nicht überfahren. Radfahrer seien dann besser „im Sichtfeld“ und könnten mit den Autos „gleichberechtigt hintereinander“ durch den Kreisel rollen. Wie sich Autofahrer an Radfahrer vorbeidrängen, zeigt unser Bild. Fortsetzung (der Proteste) folgt.

Das sommerliche Verkehrschaos in der Innenstadt von Rüsselsheim hat sich gelichtet, nachdem mehrere Parallel-Baustellen abgearbeitet wurden. Für alle, die etwa in Trebur, Nauheim und Groß-Gerau wohnen, kündigt sich indes das nächste Verkehrsproblem schon an: Das Rüsselsheimer Dreieck, gleich hinter Königstädten gelegen, soll in etwa zwei bis drei Jahren ausgebaut werden. Pendler müssen sich auf erhebliche Behinderungen einstellen.

Für den Norden der Kreisstadt kündigen Umgestaltungspläne einen strukturellen Wandel an. Das Autohaus Kunzmann, Nachfolger des Autohauses Nold, plant bis Anfang 2023 eine Verlagerung ins Büttelborner Gewerbegebiet. Die Stadt reagiert und hat einen Grundsatzbeschluss für einen Bebauungsplan „Nördlich der Mörfelder Straße“ auf den Weg gebracht. Darin ist die Rede von einer Art „Sozialdorf“ mit Bildungsangeboten für Jugendliche, Betreuungsplätzen und Seniorenwohnheim. Die neue Besiedlung mit deutlich mehr Grünflächen als jetzt soll Nachbarn ein weitaus angenehmeres Lebensumfeld bieten.

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