Achtsamkeit und Wertschätzung
![]() | Anette Welp ist Autorin, Verlegerin und Frauenbeauftragte in der Treburer Gemeindeverwaltung; augenauf.welp @t-online.de |
Von Anette Welp
Achtsamkeit stammt aus der buddhistischen Lehre und Meditationspraxis. Ziel ist – mit Blick nach innen gerichtet – die Befreiung von Stress und Leiden. Wertschätzung bezeichnet die innere, positive Haltung anderen Menschen gegenüber. Dabei ist der ganze Mensch im Blickfeld des Wertschätzenden, unabhängig von Leistung und Taten. Wertschätzung meint eine bedingungslose Zugewandtheit. Beide Haltungen bewirken ein neues Bewusstsein, und sie holen den Selbstwert und das Selbstvertrauen wieder in den Fokus. Denn mit dieser Haltung wird ein positiver Energiekreislauf in Gang gesetzt, der allen Beteiligten gut tut. Vor drei Monaten begegnete mir ein Mensch, der mir ein wenig übertrieben Wertschätzung und Achtung entgegenbrachte. Es zeigte sich nach einigen Sätzen, dass seine Haltung mir gegenüber an eine Bedingung geknüpft war. Ich bin grundsätzlich eine positive Menschenfreundin, die bemüht ist, Wünsche zu erfüllen sowie immer achtsam und wertschätzend mit meinen Mitmenschen umzugehen. In diesem Fall erklärte ich meinem Gegenüber, dass ich die Bedingung, die sich für mich zunächst nicht als solche offenbart hatte, nicht wie gewünscht erfüllen möchte. Mein Gegenüber lächelte ein wenig enttäuscht. Das konnte ich sehen. Doch er bestätigte mir, dass ihm der Kontakt mit mir wichtig sei. Ich freute mich über diese Stärke und nahm ihn bedingungslos in mein Herz auf. Zufällig beobachtete ich, wie genau dieser Mensch mit seinen wertschätzenden Taten und seiner Achtsamkeit prahlte. Nicht nur das: Er zeigte sich in einer besonderen Situation, die nicht in seinem Sinne war, respektlos und überheblich. Und ich erkannte, dass er nur augenscheinlich für andere aktiv tätig ist. Er gehört zu den Menschen, die sich überall einmischen, mitmischen und so tun, als wäre alles das, was sie tun, nicht an ihren Selbstzweck gebunden. Und noch etwas ist passiert: Weil ich die gewünschten Bedingungen dieses Menschen nicht erfüllt habe, lässt mich der Wertschätzende und Achtsame einfach fallen. Er ist eben doch kein Guter, denn er benutzt kurzfristig Eigenschaften wie Wertschätzung und Achtsamkeit, beißt sich wie ein Blutegel an anderen fest, saugt sie aus und verschafft sich Vorteile.
Mein Fazit: Ich bleibe Menschenfreundin, die sich weder stressen lassen noch leiden will, aber ich schaue genau hin, wen ich in mein Herz lasse. Es darf nicht der Wolf oder die Wölfin im Schafspelz sein.