Antworten von Helmut Kinkel

Von Rainer Beutel.

Fragebogen begegnen uns immer wieder. Manche sind witzig, geistreich und fordernd, andere vielleicht bürokratisch oder schlichtweg überflüssig. Dennoch: Fragebogen zu beantworten kann ein besonderer Zeitvertreib sein. Und sie zu lesen ebenfalls. WIR-Redakteur Rainer Beutel bietet damit den Lesern des WIR-Magazins einen zugleich unterhaltsamen wie aufschlussreichen Lesestoff. In unserer Rubrik lassen wir in loser Folge Persönlichkeiten aus dem Gerauer Land zu Wort kommen, diesmal Alt-Bürgermeister Helmut Kinkel (Foto), der kürzlich seinen 80. Geburtstag feiern konnte.

1. Was war Ihre letzte gute Tat?
Helmut Kinkel: Gute Taten sollte man stets anstreben und eigentlich nicht darüber reden. Zu mir kommen sehr oft Bürgerinnen und Bürger und bitten mich um Hilfe beim Ausfüllen von Formularen und um Ratschläge bei verschiedenen Problemen. Auch fahre ich ab und zu ältere oder kranke Menschen zum Arzt usw. Bei Hilferuf Anderer ehrenamtlich da zu sein, ist für mich eine gute Tat.

2. Worüber haben Sie in den vergangenen 14 Tagen herzlich gelacht?
Beim Treffen mit meinen Schulfreunden, als wir uns über unsere Kinder- und Jugendstreiche amüsierten.

3. Wem würden Sie gerne mal Ihre Meinung sagen?
Dem Einen oder Anderen im Deutschen Bundestag oder in der Bundesregierung. Und ich würde gerne dem neu gewählten britischen Premierminister Boris Johnson die Meinung über seinen unsinnigen Brexit zum Schaden Großbritanniens und Europas sagen.

4. Über welche lokalpolitische Entscheidung haben Sie sich in jüngster Zeit besonders geärgert?
Über lokalpolitische Entscheidungen, die nicht in meinem Interesse liegen, wundere ich mich, nur, wenn sie allerdings zum Nachteil von Bürgern getroffen werden, ärgert mich das.

5. Auf wen oder was kann die Kreisstadt am ehesten verzichten?
Auf populistische Parteien von rechts und links.

6. Wer in Groß-Gerau sollte endlich mal gelobt werden?
Die Kultur- und Sportvereine, die Freiwillige Feuerwehr, die sozialen Vereine AWO, VdK, das Rote Kreuz und alle Bürger, die sich ins Ehrenamt einbringen.

7. Was war Ihnen in jüngster Zeit besonders peinlich?
Nichts, weil ich Gott sei Dank in keine peinliche Situation gekommen bin.

8. Wofür geben Sie zu viel Geld aus?
Ich bin ein sparsamer Mensch. Bei meinem und meiner Familie Hobby greife ich schon einmal tiefer in die Tasche.

9. Mit wem würden Sie gerne mal in Urlaub fahren?
Nach wie vor mit meiner Familie.

10. Auf welches Ereignis in Groß-Gerau warten Sie noch?
Im Verkehrsbereich endlich auf die Umgehung der B44 in Dornheim, auf eine Maßnahme zur Verkehrsentlastung der Bürger in Berkach und Wallerstädten. Auf den behinderten gerechten Umbau des Groß-Gerauer Bahnhofes. Auf den Neubau, behinderten und seniorengerecht, des Seniorentreffs Haus Raiss. Mit der Ausstattung, dass nicht nur Seniorentreffs, sondern auch Seniorenaktivitäten zeitgemäß durchgeführt werden können. Und auf einen Supermarkt in Dornheim.

11. Mit welcher Meldung könnte man Sie noch überraschen?
Dass der BER-Flughafen in Berlin Schönefeld in naher Zukunft fertig wird.

12. Was bedeuten Ihnen persönliche Ehrungen?
Über Anerkennung freue ich mich. Auszeichnungen habe ich in der Vergangenheit immer entgegengenommen, mit der Dankbarkeit an die, die mir geholfen haben, das was zur Auszeichnung führte, umzusetzen. Zum Beispiel mein Bundesverdienstkreuz.

13. Welcher Verein müsste in der Kreisstadt noch gegründet werden?
Einen Förderverein der Jugendaktivitäten unterstützt.

14. Was würden Sie unternehmen, wenn Sie für einen Tag …
– Landrat des Kreises Groß-Gerau wären?
Für den Erhalt der Kreisklinik kämpfen.
– Stadtplaner wären?
Meine, in Groß-Gerau umgesetzten Maßnahmen zur Verschönerung der Innenstadt usw. weiter planen …
– Noch einmal Groß-Gerauer Bürgermeister wären?
Die Fußgängerzone am Historischen Rathaus wieder herstellen und Straßenausbaugebühren abschaffen.
– Noch einmal Kind wären?
Meinen Eltern eine Freude machen.
– Chef von Kreissparkasse oder Volksbank wären?
Bankkundenservice nicht abbauen, sondern verbessern.
– Boss von Microsoft wären?
Dafür Sorge tragen, dass der Datenschutz so verbessert wird, dass unsere Daten nicht in ungewollter Weise gespeichert und missbraucht werden.

 

Wegbegleiter, Wegbereiter

Von Michael. Schleidt.

Als Helmut Kinkel 2001 Bürgermeister von Groß-Gerau wurde, startete das WIR-Magazin in der Nachfolge von GG-Extra, damals noch als Kreisstadtmagazin. Damit haben der Altbürgermeister und diese Zeitung ­etwas gemeinsam. Es folgte eine Zeit des Aufbruchs, denn mit der längst überfälligen Kanalsanierung begann 2003 in Groß-Gerau die wohl einschneidenste Veränderung des Stadtbildes seit langer Zeit.

Mit der, für manche überraschenden Wahl Helmut Kinkels begann für die Kreisstadt in vieler Hinsicht eine Ära der Veränderungen. Im Jahr 2001 hatte Groß-Gerau einen neuen Bürgermeister, der anders als in den zurückliegenden Jahrzehnten, nicht der SPD angehörte und – zufällig im gleichen Jahr – eine neue Zeitung, die es sich auf die Fahnen geschrieben hatte, Entscheidungsträger aus Politik, Kultur und Wirtschaft zu Wort kommen zu lassen.

Tatsächlich folgte eine Zeit des Aufbruchs – was hier durchaus wörtlich zu verstehen ist. Denn mit der längst überfälligen Kanalsanierung begann 2003 in Groß-Gerau die wohl einschneidenste Veränderung des Stadtbildes seit langer Zeit. Mit der Darmstädter, Frankfurter und der Mainzer Straße war nahezu die ganze Innenstadt von den Baumaßnahmen betroffen. Das WIR-Magazin, mittendrin, begleitete mit einer eigenen Zeitungsbeilage das Geschehen. Gleich im ersten Absatz von „GG im Aufbruch – Die Baustellenzeitung Nr. 1“ war zu lesen: „Wir machen die Neugestaltung des öffentlichen Raums zum Thema“. Die langwierigen Baumaßnahmen haben den anliegenden Bewohnern und Gewerbetreibenden so manches Opfer abverlangt. Wichtig war, und darin waren wir und Bürgermeister Kinkel einig, über den Verlauf zu informieren und für Transparenz zu sorgen. Die zahlreichen Stadtfeste wurden zu Baustellen-Events. Unter anderem mit Fotoausstellungen, Baustellenbuffets und Jazz im Bau.

Mehr als 15 Jahre sind seither vergangen und heute ist die große Baustelle in unserer Stadt Geschichte. Gerade zeigt eine Ausstellung im Stadtmuseum, wie es früher ausgesehen hat. Groß-Geraus neue Innenstadt aber bleibt verbunden mit Helmut Kinkel.

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