Auf dem Weg zur Buchmesse

Von Ulf Krone.

Vom 10. bis zum 14. Oktober öffnet die 70. Frankfurter Buchmesse ihre Tore für Fachpublikum und interessierte Literaturfans. Ehrengast auf der Jubiläumsbuchmesse ist Georgien. Wir haben das zum Anlas genommen und die Buchhändler der Region zu ihren Erwartungen und literarischen Empfehlungen befragt.

Worauf freuen Sie sich bei der diesjährigen Frankfurter Buchmesse besonders, und was sind für Sie persönlich die Highlights im literarischen Herbst?

Buchhandlung Calliebe/Groß-Gerau – Thomas Calliebe: Das diesjährige Gastland Georgien finde ich ganz besonders spannend. Die in deutscher Sprache schreibende Nino Haratischwili wird die Eröffnungsrede auf der Messe halten – ihr ganz vorzüglicher und sehr lesenswerter neuer Roman „Die Katze und der General“ ist gerade erschienen. Das multiethnische kaukasische Land hat eine sehr wechselvolle Geschichte. Die Grenzregion war mehrfach heftig umkämpft, es hat Aufstände gegen die Sowjetunion gegeben. Geographisch gehört es zu Vorderasien, wird aber als Balkon Europas gesehen. Wir werden die georgische Gegenwartsliteratur breit gefächert anbieten und unseren Kunden das literarische Georgien zeigen, auch wenn sie nicht zur Messe fahren können. Der „Zug nach Tbilissi“ ist ein kurzweilig zusammengestelltes Lesebuch rund um das Land, auch in Fatma Aydemirs „Georgien – Eine literarische Reise“ werden Region und Menschen trefflich portraitiert.

Mit den starken Romanen „Das erste Gewand“ von Guram Dotschanaschwili, „Der aufblasbare Engel“ von Zaza Burchuladze, „Wenn es nur Licht gäbe, bevor es dunkel wird“ von Iunona Guruli und „Farben der Nacht“ von Davit Gabunia liegen wundervolle Gedankenreisen für interessierte Leser bereit.

Ein ganz besonderes Buch ist anlässlich der Buchmesse neu von Kröner herausgegeben worden: Der wohl wichtigste georgische Gegenwartsroman „Data Tutaschchia – Der edle Räuber vom Kaukasus“ von Tschabua Amiredschibi ist somit wieder lieferbar.

BuchKontor Sievers/Nauheim – Hannelore Sievers: Ich bevorzuge auf dem Weg zur Buchmesse öffentliche Verkehrsmittel. Die Parkplatzfrage spielt dann nur eine untergeordnete Rolle. Ich genieße die Atmosphäre, die unruhige Vorfreude, die sich spätestens am Hauptbahnhof beim Warten auf die Straßenbahn einstellt. Die Vorfreude und das Wissen, mit einer Menge Gleichgesinnter zusammenzutreffen und ins Gespräch zu kommen, seien es Autoren, Buchhändler, Journalisten oder Lesepublikum. Sie alle haben das gleiche Ziel und ein unerschöpfliches Thema: Buch.

Die Highlights im literarischen Herbst? Nun, unser kleiner Verlag „Buchkontor und Verlag Sievers GbR“ gibt in diesen Tagen zwei Neuerscheinungen heraus. Einen heiteren Familienroman, „Es begann auf Hof Eichen“, der an der See und hier im Rhein-Main-Gebiet, quasi vor der eigenen Haustür, spielt. Unsere Autorin hat ihn mit viel Lokalkolorit ausstaffiert und möchte ihn unter dem Pseudonym Lola Hackensen veröffentlicht sehen. Außerdem habe ich vor Jahren ein – das darf ich mit Fug und Recht sagen – entzückendes Kinderbuch für Kinder ab drei Jahren geschrieben. Es hätte vermutlich die Schreibtischschublade nie verlassen, gäbe es das zufällige Zusammentreffen mit Carmen Ape nicht. Die in Nauheim lebende und arbeitende Malerin und Illustratorin hat meine Ideen zu einer „Reise ins Schokoladenland“ mit viel Liebe zum Detail und zeichnerischem Charme und Ideenreichtum umgesetzt. Unsere ganz speziellen Highlights, von denen wir hoffen, dass sie viele Leser finden.

Buchhandlung Bornhofen/Gernsheim – Lucia Bornhofen: Dieser Leseherbst ist wieder außerordentlich schön! Die neuen Bücher von Haratischwili, Melandri, Seethaler, Vuillard, Waldis (um nur ein paar zu nennen) werfen Fragen auf, erzählen besondere Geschichten, sind sprachlich so eigenständig, dass es eine Freude ist – und das sind ja vor allem bekannte Namen. Mein Liebling ist in diesem Jahr aber ein Debütroman: „Alligatoren“ der amerikanischen Autorin Deb Spera, ein Roman, der die Südstaaten aus allen Poren atmet. Er beginnt schon mit einer außergewöhnlichen – und außergewöhnlich prall geschilderten – Situation: da sitzt eine verzweifelte Mutter einem Alligatorenweibchen gegenüber, sie weiß, dass sie nur einen Schuss hat, denn Alligatoren sind schlau … Aber es geht nicht nur um Gertrude und ihre Töchter, es geht auch um Oretta und Miss Annie, eine ehemalige Sklavin und ihre Missus, es geht um die Wirtschaftskrise und Gewalt, aber auch um Freundschaft und Zusammenhalt. Ein ganz großer Roman! Leider werde ich Deb Spera auf der Messe nicht sprechen können, denn sie wird nicht dort sein. Das mindert meine Freude auf die Buchmesse aber kaum: Wie in jedem Jahr werde ich mir vor allem die Bücher der kleinen, feinen Verlage ansehen, und auch auf das Gastland bin ich sehr gespannt, ich habe schon einiges gelesen und bin mir sicher, dass Georgien eine wirklich tolle Präsentation haben wird. Die Literatur ist jedenfalls sehr lesenswert! Außerdem bin ich schon mit meinen Lieblingskolleg*innen verabredet, zum Austausch, zum Herzen und überhaupt.

Buchhandlung Frank/Groß-Gerau – Timo Nadler: Besonders gespannt bin ich auf den neuen Roman von Nino Haratischwili „Die Katze und der General“. Die aus Georgien stammende Autorin wird sicherlich eines der Highlights der Frankfurter Buchmesse, da Ihr Heimatland der diesjährige Ehrengast ist. Literarisch und kulturell sicherlich noch wenig beachtet, bietet sich für dieses Land eine große Chance, seine lohnende Literatur bekannt zu machen. Um einen Überblick zur georgischen Literatur zu bekommen, empfehle ich „Bittere Bonbons. Georgische Geschichten“.

BuchHandlung Ludschoweit/Königstädten – Melanie Ludschoweit: Ich werde in diesem Jahr das erste Mal den Genuss haben, die Buchmesse zu besuchen, und bin deshalb im Allgemeinen sehr gespannt darauf. Nur leider kann ich deshalb nicht sagen, worauf ich mich am meisten freue.

Buchhandlung Faktotum/Riedstadt – Oliver Bopp: Bei der Flut der Neuerscheinungen freuen wir uns unter anderem auf den neuen Krimi von Fred Vargas, „Der Zorn der Einsiedlerin“, die ihren Kommissar Adamsberg in das Frankreich der 40er Jahre schickt. Außerdem auf die Autobiografie von Udo Lindenberg, „Udo“, der auf sein wildes Leben blickt, sowie Volker Kutschers, „Marlow“. Das ist der bereits siebte Band der Krimiserie um Kommissar Gereon Rath im Berlin der Dreißigerjahre, in dem er tief in die Eingeweide der Nationalsozialisten eintaucht. Die Reihe ist die Vorlage für die internationale Fernsehproduktion „Babylon Berlin“, die im Oktober in der ARD anlaufen wird. Mit Amelie Fried hingegen geht es in ihrem neuen Roman eine Woche ins „Paradies“. Zitat: „Hier zählen nur Sie – und am Ende werden Sie nicht mehr der gleiche Mensch sein!“

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