Begegnungen

Von Edelgard Rietz.

Im Laufe eines langen Lebens begegnet man auch mal ganz berühmten Leuten im öffentlichen Raum. Das ist spannend, aufregend und manchmal auch frustrierend.

Gleich nach Groß-Gerau kommt meine Lieblingsstadt Frankfurt. Diese Stadt ist so vielfältig, bunt, anspruchsvoll und manchmal anstrengend. Am Frankfurter Hauptbahnhof sehe ich den tollen Schauspieler Mathias Habich, wie er sich im dortigen Buchladen umsieht. Ich gehe auf ihn zu, frage vorsichtig an, ob ich ihn ansprechen darf. Ja, ich darf, und dann unterhalte ich mich eine Weile mit ihm. Sein Bruder war in Hamburg Kollege meines Mannes. So habe ich einen Anknüpfungspunkt. Hinterher habe ich mich geärgert, ihm nicht gesagt zu haben, was für ein toller Schauspieler er ist.

Ich treffe Literaturkritiker Hellmuth Karasek. Er unterhält mit seinem Telefonat die ganze Gegend. Berühmte Musiker sind so schnell vorbei, dass ich keine Chance habe, einen längeren Blick auf sie zu werfen. Manchmal taucht ein Gesicht auf, das man kennt, aber nicht so schnell zuordnen kann, dann ist alles schon wieder vorbei. Den verstorbenen Bruder von Herbert Grönemeyer habe ich hier kennengelernt. Er war Graphiker und hatte eine kleine Firma für wunderbares Holzspielzeug. Er kam und bot nicht einfach nur seine Ware an, sondern erzählte Geschichten dazu, sagte Reime auf, eine richtige Vorstellung. Wir waren alle begeistert. Ich hätte dem Musiker gerne von seinem großartigen Bruder erzählt, traute mich nicht, denn berühmte Leute können manchmal ganz schön zickig sein. Einerseits leben sie ja oft nicht schlecht von ihrer Berühmtheit, auf der anderen Seite nervt es natürlich, wenn man in der Öffentlichkeit nie privat sein kann, und manchmal machen sie einen zornig, so der „Dittsche“ in seinem Bademantel und den Schlappen. Wenn ich auf einer Vernissage ein Buch von einem Künstler kaufen kann, kaufe ich und lasse es signieren. Ein wunderbares Geschenk für alle, die es zu schätzen wissen.

Im Caricatura Museum ist eine Vernissage, und weil die Räume klein sind und es ein herrlicher Sommertag ist, sind draußen Tische und Bänke aufgestellt. Ich kaufe also ein Buch und möchte ein Autogramm von Olli Dittrich haben. Ich bin geeicht im Wahrnehmen menschlicher Stimmungen. In dieser Sekunde höre ich nicht darauf und merke schon beim ersten Wort: Unerwünscht! Dann schreibt er doch noch rein, streicht durch und wieder neu, ich kann es nicht fassen. So ein Ärger, ist der noch klar? Seit der Zeit guck ich mir seine Sendung nicht mehr an, der kann mir den Buckel runterrutschen, davon weiß er zwar nichts, aber ich brauche das. Einen würde ich noch gerne treffen. Den Herrn Höcke von der AfD, den habe ich verpasst. Der war ein paar Jahre Lehrer hier. Wir hätten ihn zum Arbeitsdienst in die Fasanerie schicken sollen. Was ein Arbeitsdienst ist, müsste ihm ja allein vom Wort her vertraut sein. Und so ein Tag im Käfig wäre auch nicht schlecht – und das mit dem Mann von Seitenbacher. Die würden sich gegenseitig fertig machen und wir wären sie endlich los.

 


Edelgard Rietz
ist Malerin aus Groß-Gerau;
edelgard.rietz@gmx.de

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