Beim Frontmann der wahren Ärzte

Von W. Christian Schmitt.

Mit der Reihe „Tischgespräche“ gibt das WIR-Magazin seinen Lesern Gelegenheit, unmittelbar am jeweiligen Geschehen mit dabei zu sein. Diesmal hat uns Helmut Golke, Manager der Ärzte-Band „Lickin‘ Boyz“ nach Geinsheim eingeladen. Besonderer Anlass ist ein Benefiz-Konzert der Gruppe, das am Samstag, 10. März, ab 19.30 Uhr in der Stadthalle Groß-Gerau stattfinden wird.

Diesmal etwas für all jene, in deren Leben der Rock’n Roll eine (besondere) Rolle gespielt hat. Die u.a. mit Beatles, Rolling Stones, AC/DC, Cream, U2, Bryan Adams oder Jethro Tull groß und schließlich auch älter geworden sind. Um dieses Lebensgefühl soll es wohl gehen, denke ich, als ich auf die Türklingel Am Mittelpfad drücke. Es ist eine Art Premiere. Denn anders als bei den bisherigen 25 Gesprächspartnern kenne ich Helmut Golke bislang nicht persönlich. Deshalb gleich meine Eingangsfrage: Warum sind Werner Wabnitz und ich eigentlich hier? Der Empfang ist herzlich und Helmut Golke beginnt zu erzählen: „Ich bin hier in Geinsheim zuhause, obwohl ich im Grunde ein ‚Astheimer Bub‘ bin“. Soll heißen: sein Elternhaus stand dort, doch sein Lebensmittelpunkt ist heute hier. Wir sind zu Besuch bei Golke, dem einstigen Pharma-Referenten, der 32 Jahre im Außendienst tätig war, in dieser Zeit viele Ärzte und Apotheker kennenlernte – bis 2005 ihn eine „akute Leukämie“ mitten aus dem gewohnten Alltag riss.

Wir hören zu: Nach langwieriger, überstandener Krankheit („danach begann mein zweites Leben“) war nahezu alles anders, und er „suchte eine neue Tätigkeit, die mich ausfüllt“. Die fand er u.a. bei jenen, die sich „an Zeiten erinnerten, wo wir noch jung waren“, an die Zeit des Rock’n Roll. Es geschah dann wohl, so erinnert sich Helmut Golke, bei einer „Fortbildungsveranstaltung“. Man saß am Abend beisammen – er und Ärzte, die sich weiterbilden wollten – und erzählte davon, „wie man früher“ selbst einmal Gitarre oder Schlagzeug spielte, in einer jungen Band mit auftrat usw. Und so entstand im Jahr 2006 die Idee, eine „einzig wahre Ärzte-Band“ ins Leben zu rufen. Allerdings ohne Ambitionen, wie sie etwa die Punk-Rock-Band „Die Ärzte“ hatte. Also kein Schielen auf etwaige Platzierungen in den Charts und kein Dollarzeichen in der Pupille.

Man gab sich den Band-Namen „The Lickin‘ Boyz“ und gründete den gemeinnützigen Verein Grooving Doctors und schrieb sich auf die Fahne: Wir wollen mit unserer neue entfachten Lust auf Rock’n Roll in der Tat Gutes tun – Gutes für all jene, die nicht unbedingt auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Was im Klartext bedeutet: Alles, was „The Lickin‘ Boyz“ bei ihren Benefiz-Konzerten einnehmen, kommt direkt karitativen Einrichtungen zugute. Die Summe der guten Taten belief sich in den vergangenen zehn Jahren auf mehr als 100.000 Euro. Am 10. März soll diese Erfolgsgeschichte in der Groß-Gerauer Stadthalle eine Fortsetzung erfahren. Der komplette Erlös des Abends geht diesmal an den Groß-Gerauer „Hospizverein Lichtblick e.V.“

Doch damit „die Hütte“, gemeint ist die Stadthalle, auch zum Bersten voll wird, hier noch ein paar Infos aus dem Munde von Manager Golke. Wer alles wird an jenem Abend auf der Bühne stehen, fragen wir. Antwort: U.a. Internisten, Allgemeinmediziner, Psychologen (sowie ein ehemaliger Chefarzt), Radiologen, Anästhesisten, acht insgesamt an der Zahl. Eine in der Tat starke Truppe. „Wir könnten“, sagt Golke scherzhaft, „auf der Bühne sogar am offenen Herzen operieren“. Tun sie aber nicht, werden sie auch nicht ausprobieren. Sie wollen und werden als Gitarristen, Bassisten, Schlagzeuger und Sänger Musik machen, „Klassik-Rock aus den vergangenen 30, 40 Jahren“ anbieten. Golke: „Jeder, der eines unserer Konzerte besucht hat, ist mit uns auf eine Reise in die musikalische Vergangenheit gegangen. Und: Wir können durchaus ein Drei-Stunden-Programm anbieten“. Vorstellbar, dass der eine oder andere Akteur anstelle eines Autogramms Rock’n Roll auf Rezept verschreiben könnte. Sicher sei auch dies: Falls bei einem Besucher der Blutdruck über 180 steigen sollte – keine Sorge, ein Arzt ist immer in der Nähe.Im Vorprogramm wird die Mörfelder Jugendband „SOUND.FILES“ spielen – und es wird einen Überraschungsgast geben, den wir hier schon mal verraten wollen: Michael Boddenberg, CDU-Fraktionsvorsitzender im Hessischen Landtag, wird bei zwei Songs mit Gitarre dabei sein. Und zum krönenden Abschluss, so sagt uns die Setlist, wird diesmal „Highway to Hell“ die Konzert-Besucher erfreuen.

Fast hätten wir vergessen, an dieser Stelle auch ein besonderes Dankeschön an Helmut Golkes Ehefrau zu senden, die beim 26. WIR-Tischgespräch für die Verköstigung gesorgt hat, bei der es nach der Kürbiscremesuppe, leckerem gegrillten Lachs auch noch ein äußerst schmeckenswertes Dessert gab. Tja, so macht Journalismus noch Spaß!

 

Zur Person: Helmut Golke über sich und sein Engagement: Mein Alter ist 65 Jahre, vor zehn Jahren bin ich an Leukämie erkrankt und habe mit einer Stammzellentransplantation in Frankfurt ein zweites Leben bekommen. Mein Wohnsitz ist Trebur-Geinsheim. Grooving Doctors mache ich aus Spaß an der Sache und um damit Spenden für Organisationen und damit Menschen zu generieren, die nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen. Grooving Doctors e.V. ist ein vom Finanzamt Langen anerkannter gemeinnütziger Verein. Die Ärzteband „The Lickin‘ Boyz“ ist der aktive Arm des Vereins und besteht aus niedergelassenen Medizinern aus Langen, Dreieich, Neu-Isenburg und Rodgau. Ich mache komplett das Management für ein selbstorganisiertes Konzert und drei bis vier Gastspielauftritte pro Jahr. Die Band spielt Classic Rock vom Feinsten ausschließlich für karitative Organisationen und immer ohne Gage. Bei zehn selbstorganisierten Rockkonzerten haben wir eine Gesamtspendensumme von 101.000 EUR generiert.

helmutgolke@gmx.de
www.thelickingboyz.de

 

Die „Lickin´Boyz“ in Groß-Gerau

Ausgehtipp von Werner Wabnitz

Am Anfang stand eine „Schnapsidee“, als im Jahr 2006 nach einer Fortbildungsveranstaltung für Ärzte in einer Strandbar im portugiesischen Sagres die Idee zur Gründung einer Rockband geboren wurde. Die acht Bandmitglieder, darunter Gründer Helmut Golke aus Trebur, nannten sich die „Lickin‘Boyz“ (die Prügelknaben), und im April 2008 kam es zum ersten Konzert im alten Ortskern von Astheim. Fast zehn Jahre später platzte im September 2017 die Stadthalle Langen mit über 2.000 Besuchern aus allen Nähten, und die Ärzteband freute sich, dass eine Rekord-Spendensumme von über 20.000 Euro zusammengekommen war. „Wir spielen aus Spaß an der Musik“, so das Motto der „Lickin‘Boyz“, die bei ihren Auftritten auf jegliche Gagen verzichten und die Erträge gemeinnützigen Zwecken (z.B. der Kinderkrebshilfe, DKMS etc.) zur Verfügung stellen. Ihr erstes Konzert in der Kreisstadt kündigen die „Lickin‘Boyz“ im Rahmen des „Grooving Doctors Charity Projekt 2018“ für den 10. März in der Stadthalle an. Der Gesamterlös geht an den Hospizverein Lichtblick. Das Konzert beginnt um 19.30 Uhr (Einlass 18.30 Uhr) mit dem Auftritt von „Sound File“ aus Mörfelden-Walldorf, bevor die „Lickin‘Boyz“ die Bühne entern.

Der Eintritt kostet 15 Euro im Vorverkauf (Abendkasse 17 Euro). Karten können bei allen Geschäftsstellen der Kreissparkasse Groß-Gerau und im Internet unter www.kskgg.de/veranstaltungen sowie in den Bären Apotheken in Groß-Gerau und Nauheim erworben werden. Weitere Informationen unter www.thelickingboyz.de und bei Helmut Golke (helmutgolke@gmx.de, Tel. 0177-4704370) und Edith Strauch (edithstrauch60@gmail.com, Tel. 0170-2315694).

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