Beruf: Salpetersieder
![]() | Dr. Heinrich Klingler ist Studiendirektor i.R. und Heimatkundler; Tel.: 06152-4439 |
von Dr. Heinrich Klingler
Im Jahre 1773 heiratete Johann Stephan Glock aus Klein-Gerau, seines Zeichens Salpetersieder, nach Mörfelden. Was war das für ein Beruf?
Salpeter war notwendig, um Schwarzpulver herzustellen. Man konnte dafür Kalisalpeter aus Ägypten oder Ostasien beziehen, dort blühte er in austrocknenden Wassertümpeln an den Steinen als Salzkruste aus und wurde daher Felsensalz, „Sal petrae“ genannt. Später, als die Neue Welt entdeckt war, fand man in Chile große Salpeterlager. Hier handelte es sich um Natronsalpeter, der aber einen Nachteil besaß: er zog aus der Luft Wasser an und war somit zur Pulverherstellung nicht geeignet. Nun kommt der Salpetersieder in Aktion. Er führte die Salpeterkonversion durch, eine chemische Reaktion, bei der mit Hilfe eines Kalisalzes Kalisalpeter gewonnen wurde, der nun keine Feuchtigkeit mehr aus der Luft anzog.
Diese beiden Salpetersorten waren aber sehr teuer, so dass viele Landesherren auf eine dritte Salpetersorte zurückgriffen, die an den heimischen Viehställen an Mauern ausblühte: der Kalksalpeter oder auch Mauersalpeter. Auch der zog das Wasser aus der Luft an, weshalb man das Schießpulver, das daraus hergestellt wurde, in Fässern aufbewahren musste, damit es luftdicht gelagert werden konnte. Hiervon stammt der Ausspruch: „Dem ist sein Pulver nass geworden“, wenn jemandem in einer Diskussion die Argumente ausgegangen sind. Es wurden sogenannte Salpetergärten angelegt, flache mit Lehm ausgeschlagene Wannen, in denen Mauern errichtet wurden und die mit Jauche, welche die Bauern liefern mussten, gefüllt wurden. Die Feuchtigkeit zog sich die Mauern hoch und Bakterien bildeten aus den Stickstoffanteilen der Jauche den Mauersalpeter. Grundlage dieser Tätigkeit war das Salpeterregal, ursprünglich ein königliches Recht, das seit dem späten Mittelalter in die Hände geistlicher und weltlicher Fürsten gelangte. Ähnliche Rechte waren das Zoll- und das Wegeregal, womit sich die Herrschaften die Taschen füllten. Erst um 1830 wurden die Salpetergärten aufgegeben und man verwendete zur Schießpulverherstellung nur noch den Chilesalpeter.