Dann also bis nächstes Mal

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Britta Röder
ist Romanautorin aus Riedstadt und Mitglied im Kulturstammtisch GG;

britta-roeder@gmx.de

von Britta Röder

„Mensch, dass ich dich hier treffe, Britta!“ Plötzlich steht mitten im samstäglichen Innenstadtgedrängel Sabine vor mir, eine liebe Bekannte aus alten Tagen. Überrascht fallen wir uns in die Arme.
„Wie lange haben wir uns nicht mehr gesehen?“, rufen wir zeitgleich und lachen. Kolleginnen waren wir damals, als wir noch im selben Büro arbeiteten, sahen uns täglich, bis Sabine schwanger wurde und in Elternzeit ging. „Wie alt ist dein kleiner Sohn inzwischen?“, frage ich, um den Zeitraum, der uns von der letzten Begegnung trennt, zu rekonstruieren. „Der Kleine wird schon sechzehn“, antwortet sie ganz stolz und hat auf ihrem Handy auch sofort ein Bild parat. Wie Schwestern haben wir damals alles geteilt: Kaffee, H-Milch und Aspirin, Büroklatsch, Hektik, Stress und eine echte Wirtschaftsflaute, chaotische Büroumzüge, das jährliche sommerliche Fernweh, Sabines ständigen Liebeskummer und dann endlich ihr Happy End in Weiß mit Mister Right. Richtig viel wussten wir damals voneinander und eigentlich wollten wir Kontakt halten. Regelmäßig telefonieren. Doch dann diese lange Pause.
Jetzt, wo wir voreinander stehen, können wir es uns gar nicht erklären. Wieso nur haben wir uns nicht schon längst mal verabredet? „Wohnst du eigentlich noch neben der Bäckerei?“, frage ich. „Nee, und die Bäckerei gibt es auch nicht mehr.“ Also tauschen wir Adressen und Nummern. Dann ein hektischer Blick auf die Uhr. Eigentlich haben wir ja beide noch was anderes vor. Sind unterwegs zu wichtigen Besorgungen.
„Wir sollten uns treffen“, sage ich. Sabine nickt. „Klar doch. Wie wär‘s am kommenden Freitag?“
„So plötzlich? Also … da bin ich schon verabredet. Aber kommende Woche vielleicht?“ „Oh nein, da habe ich echt viel zu tun.“ Ich blättere durch meinen Taschenkalender. „Wann passt es dir denn im kommenden Monat?“
Auch Sabine blättert in ihrem Timer. „Lass mal sehen, gleich am Monatsanfang vielleicht?“ Nun blocke ich. „Da habe ich viele Termine. Dann bin ich auf Dienstreise. Dann ist Schulfest, danach drei Geburtstage in der Familie. Aber den Monat drauf?“ „Nein, da sind wir in Urlaub, mein Bruder heiratet und …“ „Tja, dann lass uns doch einfach mal telefonieren“, beenden wir das Hin und Her etwas enttäuscht. „Ja, lass uns das machen“, winkt Sabine mir noch fröhlich zum Abschied. Und schon ist sie weg. Bis wir uns das nächste Mal wieder zufällig treffen.

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