Der Adlersaal

Von Peter Erfurth.

Aus den Unterlagen des Stadtmuseums in Groß-Gerau

Kreisblatt von 1906: Eine Zierde für unsere Stadt wird der Saalbau sein, den Herr Philipp Bender III. soeben nach dem von den Herren Kreisbaumeistern Spalt und Fritz gefertigten Plänen durch Herrn Bauunternehmer Veith ausführen läßt. Der Bau wird senkrecht gegen die Kirchstraße zu stehen kommen und mit einer imposanten Fasade gegen dieselbe abschließen. Im Erdgeschoß gestattet hier eine große Toreinfahrt den Eintritt in den gedeckten Hofraum, der sich unter dem Saale befinden wird; rechts der Torfahrt werden zwei weitere Räume, ein Café- und ein Vereinszimmer erstehen. Das obere, mit Fenstern und allen Bequemlichkeiten wohlversehene Geschoß wird den 30 m lang und 12 ½ m breiten, mit einer Gallerie versehenen Saal umfassen, zu dem vom Hof aus die 6 m breite Haupttreppe führt und dessen schnelle Entleerung außerdem noch eine Nottreppe ermöglicht. Der Bühnenraum in demselben nimmt eine Fläche von 6 m Länge und 12 ½ m Breite ein und besteht aus Bühne und 2 Ankleideräumen. Daß der Neubau mit dem auch noch einige weitere Umbauten des Bender‘schen Gasthauses vor sich gehen werden, auf das massivste zur Ausführung gelangt, brauchen wir gewiß nicht besonders zu betonen. Wir werden dann hier einen Festsaal besitzen, der in der Lage sein wird, manchen Anforderungen zu entsprechen.

Kreisblatt von 1906: 700 Zentner eiserne Träger finden beim Hallenbau des Herrn Philipp Bender III. Verwendung.

Kreisblatt von 1907: Die üblichen Bälle am Markttage im Adlersaale und in der Turnhalle dauerten bis zum frühen Morgen und nahmen den schönsten Verlauf. Im Adlersaale funktionierte dieses Mal die Heizung, die bei der Festlichkeit des Gesangvereins „Eintracht“ infolge eines Construktionsfehlers zu wünschen übrig ließ, ausgezeichnet.

Heimatzeitung von 1952: Seit dem gestrigen Tage sind umfassende Umbauarbeiten im Gange, die dem Saal des altbekannten Hotels „Adler“ ein vollkommen anderes Aussehen und ihm danach auch einem anderen Verwendungszweck zuführen werden. Ein Lichtspielhausunternehmer aus Hanau hat einen langfristigen Pachtvertrag geschlossen und ist gewillt, innerhalb Monatsfrist den Saal in ein modernes Lichtspieltheater umzuwandeln. Zu diesem Zweck wird ein zweiter Saalausgang nach dem Hofe hin geschaffen, wie er den besonderen Sicherheitsvorschriften für Lichtspielhäuser entspricht. Außerdem wird die Holzempore aus dem Saale völlig entfernt werden. Die Vorführkabine wird an der der Kirchstr. zugewandten Front eingebaut und einen gesonderten Zugang erhalten. Selbstverständlich·wird auch im Saale ein modernes Gestühl zur Aufstellung gelangen. Mit der Eröffnung des „Adler“- Lichtspieltheaters ist Mitte Oktober bestimmt zu rechnen.

Quellen: Unterlagen aus dem Stadtmuseum Groß-Gerau

Peter Erfurth
ist Datenbank-Spezialist des Groß-Gerauer Stadtmuseums;
pedepe@gmx.de

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