Der Amberbaum

Von Joachim Michel.

Die Rettung unserer Wälder ist mit der Verschärfung des Klimawandels und der Häufung von Trockenheit und Dürre wieder auf die politische Agenda gerückt. Bäume und Wälder wurden mittlerweile als Schlüssel zur Bekämpfung der Erderwärmung erkannt und werden inzwischen auch stärker genutzt, um innerhalb der Städte für ein angenehmeres Klima zu sorgen. In unserer neuen Reihe stellt Musikpädagoge und Kulturstammtisch-Mitglied Joachim Michel verschiedene Bäume im Gerauer Land vor.

Neben ihrer Auswirkung auf das Klima sind Wälder ein Lebensraum für viele Tiere und Pflanzen. Die Bäume verhindern, dass der fruchtbare Boden durch Stürme und Regen weggeschwemmt wird und dass das Regenwasser zu tief versickert. Außerdem können wir Menschen uns im Wald wunderbar erholen, er wirkt auf uns beruhigend und entschleunigend.

Ich spreche aus eigener Erfahrung, denn nach einer längeren Wanderung – zum Beispiel auf dem Kühkopf oder im Odenwald – bin ich herrlich entspannt und fühle eine angenehme Müdigkeit. Neben ihrer Nützlichkeit sind Bäume einfach wunderschöne Wesen. Im Herbst ist für mich wegen der attraktiven Färbung der Blätter einer der schönsten Bäume der Amberbaum. Dabei gibt es ganz unterschiedliche Farben: Bei manchen Bäumen sind die Blätter scharlachrot und leuchten bei besonderem Sonnenlicht, andere haben mehrere Farbtöne gleichzeitig, sodass ein einzelnes Blatt rot, gelb und grün zugleich sein kann. Die Form der Blätter ist der des Ahorns ähnlich, doch sind sie so gelappt, dass sie an die Zacken eines Sterns erinnern. Beides, die hübsche Herbstfärbung und die sternförmigen Zacken, macht den Reiz dieses bezaubernden Baumes aus. Der Rand der Blätter ist fein gesägt, und sie sind fünf- bis sieben-lappig. Die Bäume können bis zu 25 Meter hoch werden und haben kugelförmige Früchte mit Stacheln, wobei die Stacheln zu stumpf sind, um sich daran zu verletzen.
Der Amberbaum kommt ursprünglich aus Nordamerika, ist aber in Mitteleuropa ein beliebter Zierbaum geworden. Die Amerikaner nennen ihn Kaugummibaum, weil man aus dem Baumharz eine Flüssigkeit gewinnen kann, die man als Zusatzstoff für Kaugummis verwendet. Das Harz duftet intensiv und wird vom Aussehen mit flüssigem Bernstein verglichen. Und so erklärt sich auch der lateinische Name liquidambar: liquidus heißt „flüssig“, und das mittellateinische ambar leitet sich vom arabischen Wort anbar für Bernstein ab.

Ein Beispiel für Exemplare mit dunkelrotem Laub sind die Bäume auf dem Parkplatz des Kreiskrankenhauses in der Kreisstadt, die dort in mehreren Reihen gepflanzt sind. Die mehrfarbige Variante sieht man beispielsweise vor der Stadtbücherei. Dort stehen zwei Amberbäume, die auch schon größer sind als die auf dem Parkplatz. Wobei Mitte Oktober einer der Bäume vielfarbige Blätter hatte, während sie beim anderen noch grün waren. Weitere Amberbäume in der Kreisstadt gibt es in der Darmstädter Straße direkt vor dem Kaufhaus Braun sowie jeweils ein weiterer rechts und links daneben, vor der Kapelle auf dem Friedhof an der Klein-Gerauer Straße und in vielen privaten Gärten.

 


Joachim Michel
ist Musikpädagoge und als selbständiger Instrumentallehrer tätig;
philodendron.joachim@t-online.de

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