Der Apotheker, den man nicht nur nach Arznei fragt

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von W. Christian Schmitt

Mit der Reihe „Tischgespräche“ gibt das WIR-Magazin seinen Lesern Gelegenheit, ganz nah am Geschehen mit dabei zu sein. Wir sind jeweils eingeladen von bekannten Personen aus dem Gerauer Land und erfahren, wie sie denken, entscheiden, sich privat darstellen. Diesmal hat uns Fritz Klink, u.a. Apotheker, Kommunalpolitiker und Hobby-¬Genealoge eingeladen. Einen Video-Clip vom Tischgespräch gibt es auf der WIR-Website www.wir-in-gg.de sowie auf Facebook.

Eigentlich wollte er Chirurg werden. Doch dann wurde er Apotheker und manch anderes mehr: Fritz Klink, der ohne weiteres als Ur-Gerauer durchgehen würde, wäre er nicht im pfälzischen Frankenthal zur Welt gekommen und hätte nicht 36 Jahre in Nauheim gelebt. Aber das Geschlecht der Klinks hat in der Kreisstadt dennoch einen ganz besonderen Rang und Klang. Es reicht zurück bis weit ins Mittelalter. Und auch davon erzählt mein diesmaliger Gesprächspartner mit Freuden und großer Sachkenntnis.
Als Ort der Begegnung hat er das Schützenhaus im Norden Groß-Geraus mit Bedacht gewählt. Hier hat der altehrwürdige Privilegierte Schützenverein sein Domizil (Schießstand wie Versammlungsstätte sind vor Ort, und hier wird man spanisch bekocht, wovon noch die Rede sein wird). Wer nicht alles von den Altvorderen und Repräsentanten dieser Stadt war schon Mitglied in dieser erlesenen Runde. Natürlich auch Fritz Klink, der Oberschützenmeister, der zudem seit kurzem den Titel Ehrenmitglied tragen darf.
Wir sitzen zusammen und können vom Tisch aus in die Küche schauen und riechen, was Antonio Aldomo dort kocht und uns hernach Ehefrau Angela sowie Sohn Ivan servieren werden. Wir sind im „Madrid“, in Fritz Klinks „guter Stube“, wie er anmerkt, und natürlich steht auch Fisch auf dem Speiseplan. Zunächst eine Fischsuppe. Aber lassen wir diesmal das mit der weiteren Speisenfolge, sonst könnte beim Leser der Eindruck entstehen, wir hätten uns nur des guten Essens wegen verabredet. Nein, wir wollen die Gelegenheit nutzen, um mehr zu erfahren von diesem Mann, den man, wenn er denn im Redefluss ist, kaum stoppen kann. Fritz Klink, der Weltenbummler, den man nicht fragen sollte, wo er noch nicht gewesen ist. Fritz Klink, der Laienschauspieler („ich musste durchs Casting, hatte dann auf der Bühne allerdings überhaupt kein Lampenfieber“), der in Sachen Dialekt „fachkundig“ ist, wie er nachweislich unter Beweis stellt in dem unlängst auch hier bei uns im Gerauer Land vor begeistertem Publikum in Szene gesetzten Niebergall-Stück „Datterich“, wo er den Knerz verkörperte. Fritz Klink, der Späteinsteiger in Sachen Kommunalpolitik, der im Nauheimer Gemeindeparlament reüssierte, im Kreistag die Farben der Freien Wähler vertrat, gar zur Bürgermeisterwahl in Nauheim den Hut in den Ring warf – über einen Achtungserfolg nicht hinauskam, aber „immerhin 13% der abgegebenen Stimmen verbuchen konnte!“. Fritz Klink, der Genießer, der u.a. seine Liebe zu einem spanischen Brandy („der gleitet geradezu den Gaumen hinunter“), dessen Name ich mir allerdings nicht merken konnte, preisgibt.
Fritz Klink, der Erzähler vor dem Herrn, der in allen Einzelheiten über die seinerzeitige Wahl von Georg Sturmowski („der, der schon damals ins Schwarze traf“) zum „Ritter mit dem Luftgewehr“ zu berichten weiß, dass dieses Ereignis im „Weißen Ross“ stattfand, wo in den oberen Etagen „natürlich auch geschossen wurde“ usw. Fritz Klink, der alles über alle Klinks in dieser Region zu wissen scheint: „Mein Großonkel hat einst die Pläne für das Schützenhaus, in dem wir gerade tafeln, gefertigt“, „Valentin Klink war Mitgründer der Gerauer CDU“, „ein weiterer Großonkel mit Namen Klink, war Chefarzt“ usw.
Wir haben beide Zeit eingeplant, viel Zeit für unser Gespräch. Fritz Klink erzählt, dass die mittlerweile drei Klink-Apotheken von seiner Frau geführt werden, und er quasi bei ihr angestellt sei. Dass er an den erneut anstehenden Kommunalwahlen besonders „das Panaschieren und Kumulieren“ schätze, was seine Chancen, sowohl in den Kreistag als auch ins Groß-Gerauer Stadtparlament zu gelangen, erheblich verbessere.
Fritz Klink zeigt sich aber auch als der Nachdenkliche, der offen über seine mehreren Stents spricht, über Probleme mit Herz und Nieren sowie über die Endlichkeit des Lebens schlechthin.
Mittlerweile sind wir beim Nachtisch angelangt, bei der crema catalana, wenn ich mir dies richtig aufgeschrieben habe. Und Fritz Klink erzählt noch von seinem wichtigsten Hobby: Freundschaften pflegen. Und natürlich abschließend von seiner späten Leidenschaft, der Kommunalpolitik. Denn was nütze ansonsten all das Meckern über vermeintliche Missstände, wenn man nicht bereit sei, diese zu beheben. Also: Anpacken, mitentscheiden, das sei das Gebot der Stunde, Optimismus praktizieren. Und er gibt mir noch eine Lebensweisheit mit auf den Heimweg: „Wer ein böses, missmutiges Gesicht macht, der muss dafür 25 Muskeln aktivierten. Fürs Lachen brauchen wir jedoch nur dreizehn“.

Zur Person: Fritz Klink, 1952 in Frankenthal/Pfalz geboren, machte 1971 Abitur in Groß- Gerau. Von 1971 bis 73 Ausbildung zum Apothekerassistenten, danach Studium der Pharmazie in Mainz, Approbation Januar 1979. Selbständig als Apotheker, damals mit der jüngste selbständige Apotheker Hessens. Politischer Späteinsteiger. 2011 Bürgermeisterkandidat in Nauheim. 2011 Wahl in Gemeindevertretung Nauheim für die Freien Wähler, Vorsitz Verbandsversammlung Wasserwerk Gerauer Land. 2011 Wahl in den Kreistag für die Freien Wähler. Von Jugend an im Schießsport engagiert bei PSG Groß-Gerau, Oberschützenmeister, stellv. Kreisschützenmeister, Referent im Hessischen Schützenverband, Ehrenmitglied der PSG seit 2016, Golfspieler. Verheiratet, zwei Kinder, wohnhaft in Groß-Gerau. Familie seit 1713 in Groß-Gerau ansässig.

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