Der Beginn des Kommunikationszeitalters

Von Peter Erfurth.

Aus den Kreisblättern und Unterlagen aus dem Stadtmuseum Groß-Gerau

Kreisblatt von 1899: In auswärtigen Blättern findet sich folgende Correspondenz aus hiesiger Stadt, deren Richtigkeit wir dahingestellt lassen: „Die Ausführung eines neuen Postgebäudes am hiesigen Platze, die wir jüngst als voraussichtlich nahe bevorstehend bezeichnen konnten, ist wieder in die Ferne gerückt. Die Sparkasse für den Kreis Groß-Gerau, welche den Bau übernehmen wollte, verlangte als Miethe 6 % Zins für Bau- und Grundkapital. Die Oberpostdirektion Darmstadt will das Baukapital zwar mit 6 pCt., den Aufwand für den Bauplatz aber nur mit 5 pCt. verzinsen, da ihr im Ganzen nur M. 2400 jährlich für Miethvergütung zur Verfügung gestellt seien. Unter diesen Umständen mußte von dem so günstig gelegenen Bauplatz für die Post mitten in der Stadt, welchen die städtische Vertretung der Sparkasse schon weit unter dem Werth für den Postbau überlassen hatte, abgesehen werden.“

Kreisblatt von 1911: Postneubau in Groß-Gerau. Wie verlautet, beabsichtigt die Postverwaltung dem Postneubauprojekt für das Phil. Bender II.´sche Gebiet in der Eleonorenstraße näherzutreten.

Kreisblatt von 1912: Vom neuen Postgebäude. Mit dem Bau des neuen Postgebäudes in der Eleonorenstraße, das Herr Bauunternehmer Engel-Worfelden errichten wird, wird begonnen werden, sobald die Witterung es zuläßt.

Kreisblatt von 1912: Telephonische Anfragen beim Postamt Groß-Gerau. Die Groß-Gerauer Geschäftswelt möchten wird darauf aufmerksam machen, bei telephonischen Anfragen beim Postamt Groß-Gerau stets den Herrn Postmeister anzurufen, der in liebenswürdiger Weise Auskunft erteilt. Andere Schalterbeamten – obwohl sich mancher freundliche Herr unter ihnen befindet – insbesondere einen erst seit kurzem hier tätigen, empfiehlt es sich nicht telephonisch anzurufen. Sie sind zu einer Antwort nicht verpflichtet und dem Anrufer könnte die schneidige Antwort wie uns heute früh zuteil werden: „Warum rufen Sie telephonisch an ?“

Kreisblatt von 1927: Die Jünger Stephanus in unserer Kreisstadt erlebten eine Freude. In diesen Tagen erhielt unsere Post ein Pferdefuhrwerk, mit dem sie in der Zukunft die Pakete befördern läßt. Der bisherige mühsame Transport mit dem Handdrückkarren war zweifellos ein Kuriosum. Gestern hat nun der neue Postwagen seine erste Ausfahrt gehalten. Dem Begleitpersonal merkte man so recht den Stolz ob des freundlich lackierten Gefährtes an. Hoffentlich bleibt das „Schild“ rein. Anderwärts beobachtet man, wie die Wagen bald diesen und bald jenen ominösen Ueberstrich erhalten, um der Mitwelt zu verkünden, welche Stiefelwichse die beste und welcher Kragenknopf der dauerhafteste sei. Wir wünschten, daß man hier diesen Unfug läßt.

Kreisblatt von 1928: Die neue Zeit ergreift auch von dem Paketzustellwesen unseres Postamts Besitz; der Handwagen wird durch Pferdekraft verdrängt werden. Während der in den Vormittagsstunden stattfindenden Zustellung werden gegen Zahlung einer Gebühr von 20 Rpf. Pakete zur Ablieferung an das Postamt angenommen. Die Abholung aus der Wohnung kann schriftlich oder durch Fernsprecher bestellt werden. Für die Bestellschreiben oder -karten wird keine Gebühr erhoben; sie können in die Briefkasten gelegt oder den Briefzustellern usw. mitgegeben werden.

 


Peter Erfurth
ist Datenbank-Spezialist des Groß-Gerauer Stadtmuseums;
pedepe@gmx.de

 

 

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