Der Landgraben und Dornberg

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von Klaus Drodt

Ein Stück Heimat von Dornberg ist – so wie das Schloss und die Fasanerie – der Landgraben. Für uns hier in Dornberg ist es nicht der Landgraben, es ist einfach „die Landbach“. Ursprünglich war es ein Entwässerungsgraben, welcher 1582 von Landgraf Georg I. angelegt wurde. Er wollte damit erreichen, dass viele Gemeinden mit kleinen Gräben den Wasserüberschuss, welcher sich öfters bildete, ableiten konnten. Durch das Erstellen des Landgrabens wurde ein bis dahin wegen des vielen Wassers minderwertiges Gebiet zu fruchtbarer Landfläche und eröffnete den Bewohnern des Landes dadurch einen höheren Lebensstandard sowie natürlich mehr Steuereinnahmen für den Landgrafen.

Der neue Graben folgte dem uralten Neckarbett von der Bergstraße bis nach Dornberg, um von da in einen inzwischen verlandeten Kanal aus der Römerzeit zu fließen. Dieser alte Römerkanal dürfte einmal als eine bequeme Wasserverbindung zwischen dem Rhein und dem Kastell auf Esch gedient haben. Bei Trebur mündet der Landgraben in den Schwarzbach, der bei Ginsheim in den Rhein mündet. Leider wurde bei Hochwasser sehr viel Wasser rückwärts in die beiden Bäche gedrückt. Erst mit der Bau der Pumpstation „Rabenspitze“ bei Ginsheim im Jahr 1880 wurde dieser Zustand beendet, und damit war das alte Neckarbett endgültig trocken gelegt.
Der Landgraben führte ursprünglich klares und sauberes Wasser, sodass dort viele Fische und Wasservögel heimisch waren. Bereits 1938/39 wurde der Landgraben tiefer gelegt, aber durch die Sedimentablagerungen füllte sich das Bachbett schnell wieder auf. Die Ablagerungen verfestigten sich in der Zeit jedoch so sehr, dass sich der Landgraben nur in die Breite ausdehnen konnte. Nach dem letzten Krieg wurden die Abwässer aus Darmstadt praktisch ungeklärt über den Darmbach in den Landgraben eingeleitet. Es waren sowohl kommunale, als auch industrielle Abwässer. Kläranlagen waren zu dieser Zeit noch unbekannt, sodass das Wasser im Landgraben bald eine übel riechende, stinkende und trübe Brühe war, in der kein Leben mehr existierte. Dies führte auch zur Verschmutzung und Kontaminierung des Schwarzbaches und somit zur Verschlammung des Altrheins bei Ginsheim.
Alle Bewohner der Gemeinden am Landgraben litten sehr unter diesem Zustand, besonders die Geruchsbelästigung war extrem schlimm. Mit der Erstellung des Steindamms zur Insel Hohenau wurde der Ginsheimer Altrhein zu einem langsam fließenden, letztlich praktisch stehenden Gewässer. Die Verschlammung im Altrhein wurde durch eine neue Erhöhung des Steindamms immer größer. Um die Verschmutzung des Altrheins zu verringern, sind zwei Durchbrüche im Steindamm angelegt worden. Dies bewirkte einen größeren Zufluss in den Altrhein, so dass er nun eine, wenn auch geringe Strömung besitzt. Ebenso verbesserte sich der Zustand der beiden Bäche und des Altrheins, als im Raum Darmstadt moderne Kläranlagen der dortigen Industrie und der Stadt in Betrieb gingen. Leider hatten aber die ungeklärten Abwässer das Bachbett vom Landgraben mit den verschiedensten Schwermetallen wie Quecksilber, Cadmium, Blei und anderen so sehr verschmutzt, dass eine Ausbaggerung sehr viel Geld gekostet hätte, man sprach einmal von einer Million Mark für jeden Kilometer; die Entsorgung des Aushubs wäre damals schon Sondermüll gewesen.
Im Gegenteil zum Mühlbach, wo eine Vielzahl von Wassermühlen in Betrieb waren, gab es am Landgraben eine solche nur in Wallerstädten. Diese wurde in der Zeit von Landgraf Ludwig um 1620 errichtet und war bis Anfang 1800 in Betrieb. An dem Gebäude ist immer noch ersichtlich, dass hier früher eine Wassermühle war.
Der Landgraben ist nach § 24 des Hessischen Wassergesetzes ein Gewässer zweiter Ordnung. Heute leiten alle im Bereich des Landgraben liegenden Kommunen ihre Abwässer geklärt in den Bach ein, es können nun wieder ein Vielzahl von Fischen wie Döbel, Karpfen, Barsche und verschiedene Weißfische darin leben, und viele Wasservögel sind heimisch geworden.
Es hat eine lange Zeit gebraucht, um die Umweltsünden der Vergangenheit zu beenden, und langsam kann sich die Natur wieder erholen. Die Region am Landgraben ist für Flora und Fauna sowie alle Anwohner wieder eine lebenswerte Landschaft.

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