Der Siegeszug des Grammophons
Von Peter Erfurth.
Aus Kreisblättern und Unterlagen aus dem Stadtmuseum Groß-Gerau.
Kreisblatt von 1928: Das erste Schallplattenkonzert des Uhren- und Musikhauses Heß, das gestern abend im Kino am Sandböhl stattfand, war ein voller Erfolg sowohl für den Veranstalter als auch für die Hersteller der Elektrocord-Apparate und das neue Raumtonaufnahmeverfahren. Der Besuch der Veranstaltung war ausnahmsweise stark; leider mußten zahlreiche Interessenten wegen Ueberfüllung umkehren. Die Darbietungen fanden allseits begeisterte Aufnahme. Oft brach das Publikum in stürmischen Beifall aus. Sowohl die Gesangs- wie auch die Konzertplatten, die zur Vorführung gelangten, ergaben eine einwandfrei Wiedergabe, sowohl in der Plastik des Tones wie auch der Klarheit der Aussprache. Den Lachern wurden Konzessionen gemacht, durch Vorführung humoristischer Platten. Ganz allgemein bot das Repertoire schöne Abwechselung und die Absicht, derartige Veranstaltungen monatlich zu wiederholen, wird zweifellos von der Bevölkerung anerkannt und entsprechend stark besucht.
Kreisblatt von 1928: Dornheim, Schallplattenkonzert. Das Uhren- und Musikhaus Heß, Groß-Gerau, veranstaltet, wie aus dem heutigen Inseratenteil ersichtlich, morgen Mittwoch im Saale der Brauerei Lerch, um 8 Uhr abends beginnend, ein Schallplattenkonzert. Zur Vorführung gelangen neue Aufnahmen auf Elektrocord-Sprechapparaten. Der Eintritt ist frei.
Kreisblatt von 1928: Klein-Gerau. Ein Schallplattenkonzert hat das Uhren- und Musikhaus Heß, Groß-Gerau gestern abend auch in unserem Ort veranstaltet. Die Apparatebesitzer fanden diese Art, mit den neueren Erzeugnissen der Schallplattenindustrie bekannt zu machen, als sehr löblich. Man erhält so einen guten Ueberblick über die neueste Produktion und kommt nicht in die Gefahr, schlechte Aufnahmen zu erhalten.Die aber, die sich noch nicht des Besitzes eines Apparates rühmen können , werden durch solche Veranstaltungen stark interessiert. So fand die Veranstaltung der Firma Heß gute Resonanz. Der Saal war bis zum letzten Platz besetzt. Die Darbietungen wurden mit großer Aufmerksamkeit verfolgt und fanden ungeteilt starken Beifall.
Kreisblatt von 1928: Noch nicht dagewesen ist etwas wie das Preisausschreiben des Besitzers „Unter den Linden“. Hiernach soll das Publikum unter 15 Platten, gespielt auf dem modernen Melodiphon (Sprechapparat) entscheiden, welches Musikstück das beste ist. Beginn des Preisausschreibens heute Samstag. Ende 15. April.
Kreisblatt von 1929: Massenbesuch in Gernsheim. Es hatten sich etwa sechs bis sieben Tausend Besucher eingefunden, um den zugefrorenen Rhein zu sehen. Ein Gastwirt hatte eine Schankstelle auf dem Eis errichtet, die sich sehr guten Zuspruches erfreute, und an einer anderen Stelle war ein Schlittenkarussell aufgeschlagen, das für die Jugend ein besonderes Vergnügen bot. Ein Grammophon sorgte für Begleitmusik.
Das Geschäft von Heinrich Heß heute
Peter Erfurth
ist Datenbankspezialist des Groß-Gerauer Stadtmuseums;
pedepe@gmx.de