Die Gefahren des Straßenverkehrs

Von Peter Erfurth.

Kreisblatt von 1924: Schweres Automobilunglück. Am Nachmittag des Ostersonntags ereignete sich auf der Chaussee Schönauerhof-Groß-Gerau oberhalb der Kreuzung Trebur-Nauheim ein schweres Automobilunglück. Ein älterer Worfelder Radfahrer namens Philipp Petri und sein Sohn fuhren mitten auf der Straße, als sie von einem von fünf Personen besetzten Auto aus Saarbrücken, das ebenfalls aus der Richtung von Mainz kam und das, als die Radfahrer nach dem üblichen Signal nicht Platz machten, rechts vorbei zu kommen suchte, überholt wurden. In demselben Augenblick bog Petri rechts ab, das Auto bremste, sauste gegen einen Baum und streifte dabei noch den Radfahrer, der abfiel, ein Bein brach und dessen Rad beschädigt wurde. Das Automobil ging vollständig in Trümmer. Zwei der Insassen, Franz Reinicke und Johann Gaspar, wurden ziemlich schwer, aber nicht lebensgefährlich verletzt. Die übrigen drei kamen mit dem Schrecken davon. Ein auch aus Mainz kommendes französisches Automobil holte in dankenswerter Weise aus Groß-Gerau Krankenschwestern und Verbandszeug herbei. Mittlerweile war auch ein Arzt, Herr Dr. Schad, benachrichtigt, der alsbald mit seinem Automobil an der Unglücksstelle eintraf und die Schwerverletzten in das Kreiskrankenhaus brachte.

Kreisblatt von 1927: Schwerer Automobilunfall eines Groß-Gerauer Fabrikanten. Auf der Landstraße von Mitteldick nach Walldorf verunglückte am Samstagnachmittag der Fabrikant Otto Faulstroh mit seinem Opelwagen auf tragische Weise. Ein Fuhrmann, der Langholz geladen hatte, wollte einen herabgeglittenen Baumstamm wieder auf seinen Wagen laden und hatte zu diesem Zweck eine dicke Eisenkette in 1 1/2 Meter Höhe quer über die Straße gespannt. Das in schneller Fahrt herankommende Auto des Fabrikanten fuhr trotz Warnunungsrufe und Händeheben des Fuhrmanns wider die Kette, die weggerissen wurde. Dabei erlitt Faulstroh einen Nasenbruch, eine tiefe Fleischwunde unterm rechten Auge und eine Brustquetschung. Das Auto fuhr in rasender Geschwindigkeit mit dem bewußtlosen Führer weiter, stellte sich quer und überschlug sich. Die Vorderachse riß ab. Der Förster Röder aus Mitteldick leistete die erste Hilfe und veranlaßte die Ueberführung des Verunglückten nach Groß-Gerau. Der Fuhrmann wird als sonst vorsichtiger und nüchterner Mann geschildert, dem man eine derartige fahrlässige Handlung kaum zutraute. Lebensgefahr für den Verunglückten besteht nicht.

Wir erfahren hierzu von der Firma Faulstroh: Der Fuhrmann, der die Kette spannte, gab viel zu spät Warnungszeichen, sodaß er von Herrn Faulstroh nicht rechtzeitig bemerkt werden konnte. Uebrigens muß man wissen, daß eine Kette in Augenhöhe von einem Autofahrer kaum wahrgenommen wird, da der Fahrer beim Fahren stets auf die Straße blickt. Wäre die Kette nur einige Zentimeter tiefer gespannt gewesen, so wäre Herr Faulstroh unrettbar tödlich verunglückt.

Quellen: Unterlagen und Zeitungen aus dem Stadtmuseum Groß-Gerau


Peter Erfurth
ist Datenbank-Spezialist des Groß-Gerauer Stadtmuseums;
pedepe@gmx.de

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