Die Vertrauensgruppe – ein Meilenstein
Von Franziska Schröder.
Neben anderen Therapieformen ist die Gruppentherapie eine effektive Art, mit psychischen Problemen oder belastenden Situationen umzugehen. Auch wenn die Hemmschwelle, die eigenen Probleme fremden Menschen zu offenbaren, hoch sein mag, folgt eine Gruppentherapie dem einfachen wie wirksamen Ziel, das die Betroffenen mit psychischen Problemen nicht allein sind.
Eine Teilnehmerin einer Gruppentherapie berichtet über ihre Erfahrungen: „Hätte man mir vor 15 Jahren gesagt, dass ich einmal über eine Gruppentherapie nachdenken und eine solche Chance auch nutzen würde, hätte ich die Augenbraue hochgezogen, den Kopf geschüttelt und mit einem klaren „Auf gar keinen Fall“ geantwortet. Wieso sollten mich die Probleme anderer Menschen interessieren, wo ich doch selbst so sehr mit meinen eigenen zu kämpfen habe? Und wieso sollte ich meine Probleme mit Menschen teilen, die mir völlig fremd sind? Vertrauensgruppen, Gruppentherapie oder wie auch immer man es nennen mag; ein Ding der Unmöglichkeit. Jahre sind ins Land gezogen, Dinge ändern sich, Lebenssituationen wandeln sich, und ich selbst bin auch nicht mehr derselbe Mensch, der ich vor fünf, zehn oder 15 Jahren war.
Als eine Bekannte mir von einer Vertrauensgruppe erzählte und mir den Vorschlag machte einzusteigen, war erst einmal die mir so bekannte Verneinung da. Aber wie gesagt, Ansichten verändern sich. Was mir als erstes geholfen hat, war die Tatsache, dass die Gruppe sehr klein ist und mit mir zusammen nur vier weitere Personen teilnehmen. Eine Anzahl von Menschen, die ich halbwegs ertragen kann. Natürlich war das erste Treffen erfüllt mit Ängsten und Sorgen. Ich wollte nicht auffallen, wollte nicht die Erste sein, die über Probleme redet. Und sehen die anderen es ebenso wie man selbst? Oder sind in deren Augen meine Probleme eigentlich gar keine Probleme?
Ich denke, jeder hat die Sorge, dass er nicht ernst genommen wird. Ich bin mir sicher, dass die meisten der Menschen, die Hilfe benötigen, ganz oft Aussagen zu hören bekamen, die wie folgt klingen: Depression? Ach was, du musst einfach nur in die Natur, ein bisschen Sonne tanken. Du bist ständig müde und erschöpft? Treib‘ doch mal ein bisschen mehr Sport, dann wird das schon. Du hast Angst? Ach, wovor denn? Du musst doch keine Angst haben. Solche Aussagen könnten die nächsten drei Seiten füllen, aber das soll hier keinen Platz haben.
Was einen Platz an diesem Ort haben soll, ist die Tatsache, dass unsere Vertrauensgruppe oder eine Gruppentherapie viele positive Seiten hat. Und ich bin dankbar mir selbst gegenüber, dass ich diese Chance genutzt habe. Ich habe einen Platz gefunden, an dem ich meine Ängste, Sorgen, Wünsche, Sehnsüchte teilen kann. Ein Ort, an dem ich nicht allein damit bin. Eine Gruppe, in der man sich austauschen und voneinander lernen kann.
Man nimmt viele Dinge mit. Viele neue Erkenntnisse und neues Wissen. Was mir persönlich sehr geholfen hat, ist, dass es in der Gruppe viele Momente gibt, in denen man sich selbst erkennt in den Worten der Mitpatienten. Man ist nicht allein, und dieses Wissen kann so hilfreich sein. Ich fühle mich ernst genommen, wahrgenommen, zugehörig und verstanden. Ich weiß, dass es ein schwerer Schritt ist, aus dem Schatten herauszutreten und über sich selbst zu reden. Aber dieser eine Schritt kann unendlich hilfreich sein, und mir selbst habe ich damit eine große Chance gegeben.“