E-Mobilität – Lösung oder Problem?

Von Stefan Sauer.

Mobilität ist den Menschen seit jeher wichtig. Doch aktuell ist spürbar, dass die Debatte um das Klima und den Kohlendioxid-Ausstoß (CO²) die Gesellschaft verunsichert. Welches Auto kann ich auf Dauer nutzen? Hat der Verbrennungsmotor Zukunft? Ist die Elektro-Mobilität der Weisheit letzter Schluss, lohnt die Anschaffung? Ist Wasserstoff (H²) eine Alternative? Und wann ist der richtige Zeitpunkt für den Umstieg?

Bisher ging es den Automobilherstellern primär darum, die Motoren sparsamer zu machen, Abgase ausreichend zu filtern. Im Vergleich mit Werten des Jahres 1995 stoßen Pkw wie Lkw heute weniger Treibhausgase und Luftschadstoffe aus. Die Emissionen des Treibhausgases CO² sanken bei Pkws durchschnittlich um 15 Prozent, bei Lkws um 30 Prozent. Allerdings sind heute deutlich mehr Fahrzeuge auf den Straßen unterwegs, sodass beispielsweise im Güterverkehr aktuell um 20 Prozent höhere CO²-Emissionen gemessen werden als 1995.

Alternative Antriebe und Kraftstoffe wurden zwar erforscht und entwickelt, doch im Serienbetrieb kamen sie nicht in angemessener Zahl zum Einsatz. Doch der Druck wächst, denn die Hersteller müssen ab 2021 Strafzahlungen an die Europäische Union leisten, wenn sie CO²-Vorgaben nicht erfüllen.
Die Nachfrage nach Elektrofahrzeugen ist – möglicherweise aufgrund der noch nicht flächendeckenden Ladekapazitäten – verhalten. Für Kritik sorgt auch, dass die Produktion der E-Fahrzeuge reichlich Energieeinsatz erfordert und CO²-Emissionen verursacht. Wenn E-Autos vom Band laufen, sind sie ein großer Umweltverschmutzer. Diese Bilanz amortisiert sich erst durch den Betrieb.

Im fehlenden ­Vertrauen der ­Verbraucher in die E-Mobilität sehe ich die Chance, den Wettbewerb um das „saubere Auto“ zu beflügeln. Wichtig ist, dass die Einsatzmöglichkeiten unterschiedlicher Treibstoffe und Antriebe differenzierter geprüft und dann auch umgesetzt werden. Auf dem Weg zum effizienten „Grünen Treibstoff“, der nahezu schadstofffrei realisiert werden kann, müssen wir insbesondere mit Blick auf Wasserstoff (H²) weiter forschen. Denn Wasserstoff eignet sich als Treibstoff für H²-Verbrennungsmotoren ebenso wie für Brennstoffzellen.Leider ist der Einsatz von Wasserstoff derzeit noch teuer und wird zudem auf die CO²-Bilanz der Automobilhersteller nicht angerechnet. Hindernisse, die, um die Entwicklung zu fördern, zeitnah abzubauen wären.

Ich bin daher auf die nationale Wasserstoffstrategie gespannt, die die Bundesregierung 2020 zur Diskussion stellt. Sie entsteht in Kooperation der Ministerien Bildung und Forschung, Wirtschaft und Energie sowie Verkehr und digitale Infrastruktur. Darüber hinaus ist es ein Schritt in die richtige Richtung, dass die Bundesregierung das nationale Innovationsprogramm „Wasserstoff- und Brennstoffzellentechnologie 2016-2026“ mit 1,4 Mrd. Euro ausstattet und zudem 2 Mrd. Euro von Wissenschaft und Industrie zugesichert wurden.

Als Mitglied in der Enquete-Kommission „Künstliche Intelligenz“ beschäftige ich mit derzeit in der Projektgruppe „KI und Mobilität“ damit, wie Technologien von Morgen unsere Mobilität verändern. Ich bin zuversichtlich, dass sich auf der Straße, der Schiene, in der Luft und im Wasser noch viel Potential für einen effizienteren Einsatz von Verkehrsmitteln und damit auch von alternativen Treibstoffen bietet.

 


Stefan Sauer
ist ehemaliger Bürgermeister der Kreisstadt und Bundestag­sabgeordneter für die CDU;
stefan.sauer@bundestag.de

Das könnte Dich auch interessieren …