E-Sport boomt!
Von Karl-Heinz Pilz.
Unserem Kolumnisten Karl-Heinz Pilz, vielen als profunder Kenner der Nauheimer Ortsgeschichte bekannt, ist aufgefallen, dass neben dem „normalen“ Sport der sogenannte E-Sport immer populärer wird. Er erklärt in seinem Beitrag, um was es dabei geht und mit was in absehbarer Zukunft zu rechnen sein wird.
Dass Mercedes-Benz 2019 beim Deutschen-Fußballbund als Sponsor nach 45 Jahren Partnerschaft ausscheiden wird, war mir bekannt. Ich war dann aber doch erstaunt, als ich erfuhr, dass Mercedes-Benz ins E-Sport-Geschäft einsteigen will.
Was versteht man unter E-Sport? E-Sport bedeutet professionelles Spielen, meistens am Computer, manchmal auf Konsolen. 1,3 Milliarden Menschen spielen laut der Newzoo-Studie Computer. Ein berühmter E-Sportler verhält sich zu einem durchschnittlichen Computerspieler wie Lionel Messi vom FC Barcelona zum Kreisligastürmer. Wobei der Vergleich zum Fußball nur zum Teil stimmt. Fußball ist eine eigene Sportart, E-Sport aber bietet extrem viele Disziplinen an. Es werden längst große Turniere in Arenen und Stadien ausgerichtet, wo Tausende von Zuschauern live vor Ort die im Wettkampfmodus ausgetragenen Online-Videospiele verfolgen. Elektronischer Sport, bei dem einzelne Spieler oder Mannschaften sich vor Computern duellieren, erlebt zweifellos einen Boom.
Klubs aus dem klassischen Sport profitieren von ihrem bereits vorhandenen Bekanntheitsgrad – das zeigt das Beispiel FC Schalke 04. Der Fußball-Bundesligist hat zwar erst seit 2016 ein eigenes E-Sportteam, liegt aber sowohl bei den befragten deutschen Gamern als auch bei den Rezipienten auf Platz eins der bekanntesten Teams.
Etwa 2010 kamen ein paar Dinge zusammen, die gemeinsam dafür sorgten, dass E-Sport so populär wurde: Das Internet wurde schneller und immer mehr Personen verfügten über Breitbandanschlüsse. 2011 entstand der Streamingdienst Twitch, der vor allem E-Sport-Partien überträgt. Über ihn konnten schlagartig Millionen weltweit den Partien zuschauen.
Normal ist bei dieser neuen Sportart eigentlich gar nichts. Es ist Fakt, dass es der „normale“ Sport, mit Ausnahme vom Fußball, in vielen Bereichen unfassbar schwer hat. Der organisierte Sport sucht verzweifelt nach Mitgliedern, und viele Sportarten finden quasi ohne Zuschauer statt.
Die E-Sports-Kids öffnen dagegen einfach den Browser oder Client. Diese Einstiegsbarrieren sind viel geringer als bei anderen Sportarten. Noch fehlt mir die Vorstellungskraft, dass der E-Sport einst in Deutschland mit dem Fußball konkurrieren kann. Der Deutsche Olympische Sportbund stuft den E-Sport noch nicht als Sportart ein.
Soweit mir bekannt ist, hat aber die neue deutsche Regierung bei dem Koalitionsvertrag Gelder für den E-Sport eingeplant. Anerkannt ist diese Sportart bereits in Brasilien, USA, China und Frankreich. Aber wie lange wird es dauern, bis der E-Sport olympisch wird? Oftmals geht es schneller als man denkt, denn unsere neue Welt lässt uns jede Woche eine neue Erfahrung machen.
Die Partnerschaft zwischen Mercedes und der Electronic Sports League beschränkt sich nicht nur auf das Turniere in Deutschland. Auch bei Events in Malaysia und Polen sowie auf den Philippinen werden die Stuttgarter dabei sein – und sich nach Engagements in der Formel 1, im Fußball, Tennis oder Golf weiter auf der gänzlich neuen Plattform präsentieren. Mercedes hofft, bei den jüngeren E-Sport-Fans, die auch sehr gut verdienen, auf potenzielle Kunden zu stoßen.
Karl-Heinz Pilz
ist Sportchronist und Mitglied in mehreren Nauheimer Vereinen;
Tel. 06152-6774