Ein Denkmal für Luise Büchner

Von Peter Brunner. 

Die Geschichte der Darmstädter Überlegungen, Georg Büchner ein Denkmal zu setzen, ist umfangreich und voller Absonderlichkeiten. Bis heute gibt es keines – die nachträgliche Ernennung der „Grande Disco“ des Künstlers Arnaldo Pomodoro zum Erinnerungsort an ihn durch den damaligen Oberbürgermeister Sabais war da nur ein Notbehelf. Jetzt entstand ein Erinnerungsort für seine Schwester Luise Büchner. 

Luise, Georg Büchners 1821 geborene Schwester, gehörte zu den ersten Frauenrechtlerinnen in Deutschland. In ihrem 1855 erschienenen Werk „Die Frauen und ihr Beruf“ setzte sie sich für eine gleichwertige Ausbildung von Mädchen und Jungen sowie für eine qualifizierte Berufsausbildung von Frauen ein. Auch forderte sie die Einstellung von Lehrerinnen an Mädchenschulen anstelle von Theologen. Zusammen mit Prinzessin Alice von Hessen und bei Rhein (1843-1878) gründete Luise Büchner 1867 mehrere Frauenvereine, die weit über die Grenzen von Hessen-Darmstadt hinaus bekannt wurden. Der Alice-Frauenverein für Krankenpflege bildete Krankenschwestern ohne konfessionelle Bindung aus. Der „Verein für Förderung weiblicher Industrie“ (ab 1872 „Alice-Verein für Frauenbildung und –Erwerb“) unterhielt eine Verkaufsstelle für Heimarbeiterinnen („Alice-Basar“) und gründete 1872 eine Berufsfachschule für Mädchen (heute Alice-Eleonoren-Schule). Auf die Initiative von Prinzessin Alice und Luise Büchner fand in Darmstadt 1872 die erste Generalversammlung der Frauenbildungs- und Erwerbsvereine (genannt Lette-Verband) statt. Die Darmstädter Frauenrechtlerin starb hochverehrt am 28. November 1877 in ihrer Geburtsstadt. Sie hat ein Ehrengrab auf dem Alten Friedhof.

Zur Erinnerung an die Gründungen von 1867, vor genau 150 Jahren, erhielt Luise Büchner auf Initiative der Luise Büchner-Gesellschaft, der Frauenbeauftragten der Wissenschaftsstadt Darmstadt und unter dem Matronat der Frauendezernentin Barbara Akdeniz ein Denkmal. Ihrem Aufruf schlossen sich viele Frauen und Männer an, Frauenvereine veranstalteten Benefizlesungen und Konzerte, die Alice-Eleonore-Schule bot selbst gefertigte Textilien u.a. auf mehreren Basaren an und Darmstädter Firmen spendeten großzügig. Mit der Herstellung eines Bronzekopfes haben die Initiatorinnen die Berliner Künstlerin Bärbel Dieckmann beauftragt. Der Kopf steht auf einer Stele, die von der Darmstädter Steinmetzin Ruth Andres hergestellt wird. Er wurde in der Döngesborngasse in der ehemaligen Darmstädter Altstadt, gegenüber des „alten Pädagog“, dem früheren Darmstädter Gymnasium, das Luise Büchner als Mädchen nicht besuchen durfte, aufgestellt und am 2. Juni eingeweiht.

 

Peter Brunner ist hauptamtlicher Leiter des Riedstädter Museums Büchnerhaus;
post@entwicklungundkultur.de

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