Eine neue Melodie

Von Ulf Krone.

Seit Beginn des Jahres ist Judith Portugall neue Leiterin der kreisstädtischen Musikschule und Nachfolgerin von Günter Meurer, der nun seinen wohlverdienten Ruhestand genießen kann. Nach den ersten zwei Monaten, in denen bereits ein Konzert unter ihrer Federführung stattgefunden hat, haben wir nachgefragt, was die gebürtige Bensheimerin antreibt und wo sie die Herausforderungen ihrer neuen Tätigkeit sieht.

Frau Portugall, bitte geben Sie unseren Lesern einmal einen kurzen Einblick in Ihren bisherigen beruflichen Werdegang, und wie sind Sie selbst zur Musik gekommen?

Judith Portugall: Musik war schon immer ein fester Bestandteil in meinem Elternhaus und gehörte daher schon früh zu meinem Leben dazu. Ich lernte Blockflöte und Klavier spielen und sang im Chor. Später kam die Querflöte dazu, und die war und ist noch immer „mein“ Instrument. Ich entschloss mich, Musik zu studieren, und nach bestandener Aufnahmeprüfung studierte ich an der Staatlichen Hochschule für Musik Mannheim Querflöte in den Fächern Musikerziehung und Orchestermusik, die ich beide mit einem Diplom abschloss. Nach dem Studium entdeckte ich meine Vorliebe für die barocke Traversflöte und schloss ein Aufbaustudium der Historischen Interpretationspraxis an der Hochschule für Musik und darstellenden Kunst in Frankfurt bei Professor Karl Kaiser und Professor Michael Schneider an.
Unterrichtet habe ich bis 2000 an der Musikschule Frankenthal und danach in der Musikschule Heppenheim. Dort wurde ich im Jahr 2001 zur stellvertretenden Musikschulleiterin berufen. 2004 fand als Großveranstaltung der Hessentag statt, bei dem sich die Musikschule mit über 50 Auftritten in zehn Tagen präsentierte. Preisträgerkonzerte „Jugend Musiziert“ auf Regional-, Landes- und Bundesebene wurden in Heppenheim veranstaltet und neue Veranstaltungsreihen ins Leben gerufen.
Im Jahr 2009 wurde ich als Bezirkssprecherin des Bezirks I im Verband deutscher Musikschulen und damit in den erweiterten Vorstand des Verbandes deutscher Musikschulen, Landesverband Hessen, gewählt. In dieser Funktion der Bezirkssprecherin Südhessen organisierte ich in den Jahren 2016 und 2018 die viel beachteten „Abende der südhessischen Musikschulen“ in Viernheim und Erbach im Odenwald.

Wie waren Ihre ersten beiden Monate als Leiterin der Musikschule, in denen immerhin bereits das erste öffentliche Schülerkonzert unter Ihrer Ägide abgehalten wurde?

Judith Portugall: Die ersten beiden Monate waren selbstverständlich hauptsächlich vom Kennenlernen geprägt: Stadtverwaltung, Lehrerkollegium, Schüler und Eltern sowie unsere starken Kooperationspartner, die allgemeinbildenden Schulen. Mit Spannung und großer Vorfreude erwartete ich Anfang Februar das erste Schülerkonzert. Und ich muss sagen: Ich wurde nicht enttäuscht. An diesem Abend waren überwiegend überdurchschnittliche Leistungen in einer bunten Programmmischung zu hören.

Wo sehen Sie die größten ­Herausforderungen Ihrer neuen Tätigkeit?

Judith Portugall: Ich bin seit dem 1. Januar im Amt und sehe die Musikschule Groß-Gerau als gut aufgestellt an. Es wird hier Instrumentalunterricht aus den verschiedensten Fachbereichen angeboten, es gibt eine Grundstufe mit Elementarkursen und musikalischer Früherziehung und mehrere Ensembles. Mein Wunsch ist es, die Musikschule in allen Bereichen zu stärken und Zugänge für alle Interessierten zu schaffen. Ebenso soll die Begabtenfindung und
-förderung vertieft werden und die Musikschule als städtische Institution in der Stadt sichtbar sein und bleiben.

Wie wollen Sie in Zeiten von Internet, Smartphones und Computerspielen die Kinder – und vor allem natürlich deren Eltern – auch weiterhin für den Musikunterricht, das Erlernen eines Instruments, begeistern?

Judith Portugall: Für mich ist das keine „Entweder-Oder-Frage“. Internet, Smartphone, Tablets und Computer gehören inzwischen zum täglichen Leben dazu. Es gibt bundesweit sogar viele Bestrebungen, sie in den Musikschulunterricht einzubinden.
Trotz – oder gerade deswegen – ist es sehr wichtig, auch andere Impulse in der Freizeitgestaltung der Kinder und Jugendlichen zu setzen. Und hier kommt die professionelle Arbeit der Musikschulen ins Spiel: Was ist schöner als im Ensemblespiel den Klang aller Instrumente zu hören und zeitvergessen zu spielen und zu proben? Oder einen Auftritt auf der Bühne zu meistern und das Publikum applaudieren zu hören? Die Beschäftigung mit Musik weckt ein ganz besonderes Werteverständnis. Um dieses Gut zu erlangen, sollte allen Interessierten der Zugang ermöglicht werden.

Worin sehen Sie heutzutage den Wert einer musikalischen Ausbildung? Welche Fähigkeiten für das weitere Leben lernt man im Musikunterricht?

Judith Portugall: Es gibt sehr viel Literatur, beispielsweise von Hans-Günther Bastian: Über das Wirken von Musik auf Kinder, Jugendliche und Erwachsene. Ich sehe die Ausübung von Musik auch noch unter einem anderen wichtigen Aspekt: Hier wird trainiert, nicht so schnell aufzugeben und auch mal Musikstücke weiter zu üben, selbst wenn es an die eigenen Grenzen geht. Und dies wird auch schon bei den Kleinsten in der Grundstufe, die mir ein besonderes Anliegen sind, geübt: Das Aufeinander hören, mit Zeit und Muße ein Stück ganz zu hören und zur Ruhe zu kommen. Sie werden aber andererseits auch aufgefordert und angeleitet, Musik zu erfahren, Rhythmus zu erleben und auszutesten, was man mit Musik alles machen kann. Das heißt, schon hier wird die Basis gelegt für ein Ausüben von Musik, das sich über das Kinder- und Jugendalter bis hin zur Musik mit Erwachsenen erstreckt.

Haben Sie neben Ihrer Tätigkeit als Leiterin der Musikschule überhaupt noch Zeit und Lust, selbst zu musizieren?

Judith Portugall: Das ist eine gute Frage – ja, ich musiziere und übe selbst sehr gerne. Natürlich ist für das Spielen des Instrumentes nicht mehr so viel Zeit übrig. Aber ohne Musik fehlt mir irgendwie etwas. So musiziere ich zum Beispiel gerne mit meinem Duopartner (Flöte und Gitarre): unserem Duo Serenade.

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