Eine spannende Zeit
Von Ulf Krone.
Anfang Juni ist Andreas Rotzingers (CDU) Zeit als Bürgermeister der Gemeinde Büttelborn zu Ende gegangen, sein Nachfolger Marcus Merkel (SPD) ist ins Rathaus eingezogen. WIR-Redakteur Ulf Krone hat mit dem ehemaligen Gemeindeoberhaupt noch einmal über ereignisreiche sechs Amtsjahre, die Perspektiven für Büttelborn und die eigenen Pläne für die Zeit nach dem Amt gesprochen.
Nach sechs Jahren an der Spitze der Gemeinde mussten Sie nun die Amtsgeschäfte an Ihren Nachfolger Marcus Merkel übergeben. Mit welchen Gefühlen blicken Sie auf Ihre Zeit als Bürgermeister in Büttelborn zurück?
Andreas Rotzinger: Mit einem sehr guten Gefühl. Es war eine sehr interessante, aber auch arbeitsintensive Zeit. Gemeinsam mit den Kolleginnen und Kollegen die uns gestellten Aufgaben zu meistern, war schon recht spannend.
Wie fällt Ihr persönliches Fazit aus? Was haben Sie bewegt? Was war Ihnen besonders wichtig? Und gibt es etwas, das Sie gerne noch realisiert hätten?
Andreas Rotzinger: Die sicher größte Herausforderung war, nebst einer Vielzahl von anderen Aufgaben, die eines ausgeglichenen Haushaltes. Betrug das Plandefizit zu Beginn meiner Amtszeit noch 5,4 Millionen Euro, konnte es in den Folgejahren Schritt für Schritt reduziert werden. Seit 2017 ist der Haushaltsplan nun ausgeglichen – und dies, ohne bei den freiwilligen Leistungen und vor allem bei den Vereinen nur einen einzigen Euro gekürzt zu haben.
Besonders wichtig war mir, als es um die Unterbringung der uns zugewiesenen Flüchtlinge ging, dass diese Aufgabe konfliktfrei und in einem guten Einvernehmen mit der Bevölkerung geschehen konnte. So geht an dieser Stelle mein Dank noch einmal an die vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer, ohne deren Unterstützung wir diese Aufgabe nie so hätten meistern können.
Mit der Aufnahme in das Stadtumbauprogramm ist es mir gelungen, die finanziellen Fördervoraussetzungen für einen Veränderungsprozess im Ortsteil Büttelborn zu schaffen. Mittels einer bereits in meiner Amtszeit begonnenen offenen und transparenten Bürgerbeteiligung wurde ein integriertes Stadtentwicklungskonzept auf den Weg gebracht, in dem bis zu 14,2 Millionen Euro Fördergelder nun aktiviert werden können.
Wichtig war und ist nach wie vor der frühkindliche Erziehungs- und Bildungsbereich. Hier wurde sowohl personell wie auch mit dem neuen Naturkindergarten konzeptionell das Angebot der Gemeinde weiter ausgebaut und auf ein Niveau gebracht, das es nun zu halten gilt.
Dass die Gemeinde mit ihrer französischen Partnergemeinde Hoerdt nun endlich in die europäische Gemeinschaft der Städtepartnerschaften aufgenommen wurde, war ein spannendes und schlussendlich ein erfolgreiches Projekt, worüber ich mich besonders für den Partnerschaftsverein und die vielen engagierten Bürgerinnen und Bürger der beiden Gemeinden freue.
Sicher gibt es da noch das eine oder andere Projekt, wie das der Renovierung der gemeindlichen Liegenschaften oder auch der Straßen, welches ich gerne angeschoben hätte – es standen aber keine weiteren finanziellen Mittel zur Verfügung. Und außer beim Bürgermeister und der Verwaltung war jetzt nicht zwingend der Wille zum Sparen in der Gemeinde zu erkennen.
Wie hat sich die Gemeinde im Verlauf Ihrer Amtszeit verändert, und wo sehen Sie Büttelborn heute?
Andreas Rotzinger: Unsere Gesellschaft verändert sich tagtäglich – und so auch unsere Gemeinde. Der weitere Aufbau eines Miteinanders mit anderen Gemeinden und das Heben von Synergieeffekten im Rahmen von interkommunaler Zusammenarbeit war eine nicht unwichtige Veränderung während meiner Amtszeit. Als Beispiel ist hier nur die Gründung einer FBG (Forstbetriebsgemeinschaft) zu nennen oder auch das Kommunale Energie Effizienz Netzwerk KEEN. Hier gilt es Schritt zu halten mit den noch kommenden Veränderungen und Herausforderungen.
Wo liegen Ihrer Meinung nach die größten Herausforderungen für Ihren Nachfolger?
Andreas Rotzinger: Die größte Herausforderung wird sein, all die zu leistenden Aufgaben, egal ob Pflichtaufgabe oder freiwillige Leistung, in einem ausgeglichenen Haushalt abbilden zu können.
Weiter sich gegen die Verlärmung der Region zu engagieren, egal ob in der Fluglärmkommission oder dem wiederholt von mir und meinen Kollegen geforderten Projektbeirat beim Thema „Schienenausbau und ICE-Neubaustrecke“, sowie für den Erhalt der Lebensqualität in unserer Region einzutreten, sind nicht weniger wichtige Herausforderungen.
Seit der Stichwahl im Oktober vergangenen Jahres hatten Sie einige Zeit, sich mit der Zeit nach der Amtsübergabe zu beschäftigen. Wie sehen Ihre Pläne aus, und gibt es etwas, worauf freuen Sie sich besonders freuen?
Andreas Rotzinger: Keine Angst, ich bleibe der Kommunalpolitik erhalten – nicht mehr vor Ort, aber auf Kreisebene werde ich für die CDU weiter im Kreistag Groß-Gerau sitzen. Auch werde ich mich weiter im Landesvorstand der KPV, der Kommunalpolitischen Vereinigung engagieren.
Besonders freue ich mich auf das Mehr an Zeit, die ich zukünftig mit meiner Familie verbringen werde. Die Familie musste in den letzten Jahren doch auch einen sehr hohen Preis für mein Wirken als Bürgermeister bezahlen, sodass ich noch einiges gut zu machen habe.
Zur Person: Andreas Rotzinger (CDU) war von 2013 bis 2019 Bürgermeister der Gemeinde Büttelborn. Er wurde am 20. September 1958 in Waldshut-Tiengen, Baden-Württemberg, geboren. Vor seiner Amtszeit war er in der IT-Branche tätig. Mit seiner Familie wohnt er seit einem Vierteljahrhundert in Büttelborn.