Fassbieranstich war „ein bisschen peinlich“

Jochen Engel gibt Auskunft.

Mit unserem Fragebogen lassen wir Persönlichkeiten aus dem Gerauer Land zu Wort kommen, diesmal den Treburer Bürgermeister Jochen Engel, der inzwischen etwas mehr als 100 Tage im Amt ist.

1. Was war Ihre letzte gute Tat?
Jochen Engel: Vorletzte Woche war ein junger Mann mit dem Handy in der Hand und Kopfhörern auf den Ohren in der Treburer Hauptstraße unterwegs. In seine Gedanken versunken ist er schnurstracks vorbei an der roten Fußgängerampel in Richtung Straße gelaufen. Da ich selbst an der Ampel gewartet habe, konnte ich ihn noch an seinem Rucksack festhalten. Er war sichtlich erschrocken, aber dankbar.

2. Worüber haben Sie in den vergangenen 14 Tagen herzlich gelacht?
Über meine zweijährige Nichte, als sie versucht hat, meinen Namen auszusprechen und dabei zu witzigen Wortkreationen gekommen ist.

3. Wem würden Sie gerne mal Ihre Meinung sagen?
All denjenigen, die in unserer Gemeinde illegal Sperrmüll und andere Abfälle abladen und sich dann feige aus dem Staub machen. Leider bekommt man nie die Gelegenheit, sich mit ihnen zu unterhalten.

4. Über welche lokalpolitische Entscheidung haben Sie sich in jüngster Zeit besonders geärgert?
In meiner erst viermonatigen Amtszeit gab es bisher noch kein größeres Ärgernis. Die aus meiner Sicht gravierendsten lokalpolitischen Fehlentscheidungen, wie den Verzicht auf die Teilnahme am kommunalen Schutzschirm, die Entscheidung zur (teilweisen) Wiederverfüllung des Kiebertsees oder die großflächige Ansiedlung des Logistikzentrums in Geinsheim, liegen schon längere Zeit zurück. Aber rückblickend lässt sich das natürlich immer leicht sagen.

5. Auf wen oder was kann Trebur am ehesten verzichten?
Auf Hundehaufen entlang von Spazierwegen. Das gilt allerdings genauso für die vielen Hundekot-Diskussionen samt „Beweisbildern“ in den sozialen Netzwerken.

6. Wer in Trebur sollte endlich mal gelobt werden?
In Trebur gibt es nur wenige Bürgerinnen und Bürger, die sich ehrenamtlich für die Kommunalpolitik in unserer Gemeinde engagieren. Ich finde es beachtlich, wie viel Freizeit sie investieren, obwohl sie dafür eher Kritik als Lob erhalten. Das verdient meine Anerkennung.

7. Was war Ihnen in jüngster Zeit besonders peinlich?
Auf der Hessenauer Kerb hatte ich meine Premiere beim Fassbieranstich. Dementsprechend hoch war die Erwartung der Gäste und die Anspannung bei mir. Nach etlichen Schlägen spritzte das Bier zwar über die gesamte Bühne, aber der Hahn blieb trocken. Ganz schön peinlich, aber ich hatte die Lacher auf meiner Seite.

8. Wofür geben Sie zu viel Geld aus?
Definitiv für die Mitgliedschaft im Fitnessstudio. Dort bin ich zwar schon seit Jahren angemeldet, aber werde inzwischen wahrscheinlich nur noch als „zahlendes Mitglied“ geführt.

9. Mit wem würden Sie gerne mal in Urlaub fahren?
Ich freue mich über freie Tage mit meiner Partnerin. Glücklicherweise fahren wir nun zum Wandern ins Zillertal.

10. Auf welches Ereignis in Trebur warten Sie noch?
Wie viele andere Bürgerinnen und Bürger erwarte ich sehnsüchtig den Bau der Umgehungsstraße. Aber da haben wir noch ein gutes Stück Arbeit vor uns.

11. Mit welcher Meldung könnte man Sie noch überraschen?
Meldung in der Tagespresse: Alle sind sich einig – Nach kurzer sachlicher Debatte beschließt die Gemeindevertretung einstimmig den Haushalt 2020.

12. Was bedeuten Ihnen persönlich Ehrungen?
Ehrungen sind natürlich schöne Gesten. Für mich persönlich hat aber ein ehrliches Lob von Menschen, die mir nahe stehen, eine deutlich größere Bedeutung.

13. Welcher Verein müsste in Trebur noch gegründet werden?
In der Gemeinde Trebur bestehen aktuell rund 100 Vereine, die uns in jeglicher Hinsicht bereichern und aus meiner Sicht keinen Wunsch offen lassen. Ich lasse mich aber gerne von innovativen und neuartigen Vereinsgründungen überraschen.

14. Was würden Sie unternehmen, wenn Sie für einen Tag …
– Landrat des Kreises Groß-Gerau wären?
Da ist mir sogar bei längerem Überlegen nichts Passendes eingefallen. Gut, dass ein anderer diesen Job machen muss.
– Stadtplaner wären?
Ich würde Gedanken und Ansätze für die weitere Entwicklung unserer Gemeinde sammeln. Das wäre die Basis, auf der wir gemeinsam mit den Bürgerinnen und Bürger ein Stadtentwicklungskonzept für die nächsten zehn Jahre erarbeiten.
– noch einmal Kind wären?
Direkt nach der Schule gäbe es eine Telefonkette mit den Kumpels. Wir würden zusammen losziehen und einen passenden Baum für den Bau eines Baumhauses suchen. Das schöne als Kind ist ja, dass man die Zeit vergisst und sich keine Gedanken um morgen macht.
– Chef von Kreissparkasse oder Volksbank wären?
Vermutlich würde ich mich vor allem über die Geldpolitik der EZB ärgern. Es ist doch absurd, wenn Sparer für ihr Erspartes Zinsen bezahlen müssen, während Investoren bei einem Kredit noch Geld rausbekommen.
– Chef von Opel Rüsselsheim wären?
Wohlwissend, dass die derzeitige Sanierung von Opel eine Herkulesaufgabe ist, würde ich kritisch hinterfragen, ob der vom Mutterkonzern PSA vorgegebene Umgang mit langjährigen Mitarbeitern mit meinen Werten vereinbar ist.

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