Fern der Heimat

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Lothar Walbrecht
ist Mitglied im Nauheimer Heimat- und Museumsverein;

lothar.walbrecht@freenet.de

von Lothar Walbrecht

Der 2. Weltkrieg war der größte und verheerendste Krieg der Menschheitsgeschichte. Seit dem 8. Mai 1945 schweigen die Waffen in Deutschland. Der Krieg, der von Deutschland ausging, brachte nicht nur Tod und Verderben, sondern auch Zerstörung sowie Flucht und Vertreibung über die Menschheit. Deutschland und Europa, wie auch der Rest der Welt, standen vor einem Trümmerhaufen.
Eine genaue Zahl von Opfern des 2. Weltkrieges gibt es nicht. Man schätzt aber eine Zahl von über 65 Millionen Toten. Allein auf die damalige Sowjetunion entfallen rund 26 Millionen getötete Soldaten und Zivilisten. In Deutschland waren nicht nur 5 Millionen Soldaten zu beklagen, sondern auch darüber hinaus noch rund 1,1 Millionen Zivilisten, die dem Krieg zum Opfer fielen. Wenn wir aber an Kriegstote und Vermisste denken, dann schließt das alle Opfer auf beiden Seiten der Front ein. Auch den 6 Millionen Juden, die zwischen 1939 und 1945 von den deutschen Machthabern und ihren Helfern ermordet wurden, sollten wir gedenken. Des Weiteren den unzähligen getöteten Sinti und Roma, nicht­jüdischen KZ-Häftlingen, Zwangsarbeitern und Deportierten, die Opfer der Naziherrschaft wurden. Aber auch die damals kleine Gemeinde Nauheim hatte ihre Opfer zu beklagen. Das neu erschienene Buch „Fern der Heimat“ beschreibt in Kurzbiografien Opfer aus Nauheim. Seit 2010 recherchiert Lothar Walbrecht über die Opfer des 2. Weltkrieges aus Nauheim. Als Grundlage für die Recherchearbeit diente die Gedenktafel, die in der Trauerhalle auf dem Nauheimer Waldfriedhof hängt. Anfang 1952 wurde diese von der VDK-Ortsgruppe Nauheim erstellt und diente der Bevölkerung zum Gedenken ihrer Angehörigen, die ihr Leben im 2. Weltkrieg lassen mussten. Die Gedenktafel wurde mit 184 Kopfbildern bestückt sowie mit den Nachnamen versehen. Bei der Recherchearbeit stellte sich aber heraus, dass es weit mehr Gefallene und Vermisste von Angehörigen aus Nauheim und den Heimatvertriebenen gab, die aus unterschiedlichsten Gründen ihre Angehörigen nicht verewigen ließen.
Bis zum 31.12.2015 konnten 239 Nauheimer Bürger sowie Angehörige von Heimatvertriebenen, die bis 1952 in Nauheim sesshaft wurden, ermittelt werden. Von diesen 239 Kriegstoten sind 119 gebürtige Nauheimer, 61 zogen bis 1944 nach Nauheim oder heirateten hier ein, 53 Personen sind Angehörige von Heimatvertriebenen, Flüchtlinge, Ausgebombte und Angehörige, die nach 1945 nach Nauheim zuzogen, sowie sechs Personen, die noch nicht zugeordnet werden konnten. Es sollte noch erwähnt werden, dass zu den 239 Schicksalen außerdem acht gefallene Soldaten, die ihr Leben bei Gefechten um Nauheim am 23./24. März 1945 verloren, dazu gezählt wurden. Auch ein Nauheimer Wehrmachtsangehöriger, der sich bei der Luftwaffe verpflichtete und 1937 bei der Ausbildung umkam, ist in diesem Buch mit verewigt. Somit werden insgesamt 248 Personen im Buch gewürdigt. Die Intention geht auf die Opfer zurück. Hier vor allem auf die Geschichte der Personen, um diese Daten der Nachwelt zu bewahren und in Erinnerung zu halten, egal welche Ideale sie damals hatten.
Das Buch ist ab dem 26. Juni bei Lothar Walbrecht, Bahn­hofstr. 33, Nauheim, Tel. 06152/62246 oder 01520/1424172, erhältlich und soll helfen, dass das Schicksal dieser Menschen nach über 70 Jahren nicht vergessen wird. Es soll den nachfolgenden Generationen zeigen, mit welchen schrecklichen Folgen kriegerische Auseinandersetzungen verbunden sind. Es soll dafür sorgen, dass eine solche menschliche Tragödie sich nicht wieder ereignet.

Fern der Heimat
Verlag Indexdigital Wiesbaden,
ISBN 978-3-00-053418-8, 34,00 Euro

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