Gefahr für Kinder allüberall

Von Peter Erfurth.

Quelle: Kreisblätter und Fotografien aus dem Archiv des Stadtmuseums.

Kreisblatt von 1895: Es erscheint wünschenswerth, daß die Schulkinder darauf aufmerksam gemacht werden, wie gefährlich es ist, das Eis der „Schwenke” bei eingetretenem Thauwetter zu betreten, um sich dort zu belustigen, Samstag Nachmittag ist ein Junge dort sehr übel gefahren, die umstehende Jugend wird hoffentlich eine Lehre für sich selbst aus dessen Mißgeschicke gezogen haben!

Kreisblatt von 1897: Der 4 Jahre alte Knabe des Kronenwirths Herrn Weber ist am Montag Nachmittag dahier in die sog. Schwenk (Pferdeschwemme) gefallen. Der in der Nähe weilende Hausbursche der „Krone” sprang sofort in das an der betreffenden Stelle tiefe Wasser und brachte den Jungen glücklicherweise rasch auf Trockene.


Kreisblatt von 1912: Am Samstag mittag gegen 12 Uhr fiel das 4jährige Söhnchen Anton des Herrn Schriftsetzer Franz Reiß beim Spielen in die Pferdeschwemme und wäre ertrunken, wenn nicht Fräulein Frieda Bender, die Tochter des verstorbenen Fabrikanten Herrn Philipp Bender II., welche gerade vorüber ging; mutig, in voller Kleidung, in die Schwemme gesprungen und das Kind dem sicheren Tode entrissen hätte. Die resolute Tat der jungen Lebensretterin, die an dem Tage gerade ihren 21. Geburtstag feierte, verdient alle Anerkennung.

Kreisblatt von 1912: Zu Ihrer Notiz in Nr. 64 „Lebensretter” möchte ich bemerken, daß es wohl angebracht wäre, wenn die Stadt endlich die Unglücksstelle bis zur Einfahrt mit einem soliden Geländer versähe. In den letzten zwei Monaten sah der Einsender 5 Kinder, die sich nur mit Hilfe anderer oder Erwachsener retten konnten. Im vergangenen Jahre wurde bekanntlich ein Junge durch den Postboten Loos vom sicheren Tod gerettet. Ich dächte es wären nun doch genug „Kinder in den Brunnen gefallen”, daß Veranlassung wäre ihn zuzudecken.

Kreisblatt von 1920: Samstag vormittag rettete Herr Ludwig Herdt, Sohn von Philipp Herdt, das etwa 5 Jahre alte Kind des Schreinermeister Traiser, das in die Pferdeschwemme geraten war, vom sicheren Tode des Ertrinkens. Der brave junge Mann kam mit seinem Vater des Weges daher und erschien somit, da sich niemand in der Nähe befand, als Retter in größter Not.

Kreisblatt von 1925: Wieder ein Kind vor dem Ertrinken bewahrt. Abermals geriet gestern vormittag ein Kind in die Pferdeschwemme und wäre zweifellos ertrunken, hätte nicht einer unserer Mitbürger rasch die Situation erkannt und das Kind dem sicheren Verderben entrissen. Wir erfahren dazu: Gestern Vormittag 3/4 11 Uhr machten Anwohner und Straßenpassanten den an der Synagoge vorüberkommenden Polizei-Wachtmeister Schaffner 1. darauf aufmerksam, daß ein Kind in der augenblicklich ziemlich tiefen Pferdeschwemme liege. Polizei-Wachtmeister Schaffner schickte sich sofort an, den Kleinen – es handelt sich um ein Kind des Bäckermeisters Raiß – zu Hilfe zu eilen. Es gelang ihm, das Kind, das bereits äußerliche Kennzeichen seiner gefahrdrohenden Lage aufwies, aus dem Wasser zu ziehen. Herr Schaffner brachte das bewußtlose Kind zu einem Arzt, Wiederbelebungsversuche waren von Erfolg gekrönt. Auch diesem Retter eines Menschenlebens gebührt vollste Anerkennung für seine wackere Tat.


Die „Pferdeschwemme“ in einem Bild des Groß-Gerauer Malers Wilhelm Altheim.

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