Geheimnis um den Adlergang

Von Peter Erfurth.

Heimatzeitung von 1955: Daß unmittelbar neben der „Kanne” in der Kirchstraße noch ein Wirts- und Brauhaus „Zum schwarzen Adler” bestand, das in der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts mit der „Kanne” dem vorderen Teil des heutigen „Adler” unter dem Namen „Traube” vereinigt wurde, ist den Älteren wohl allgemein bekannt. Ab wann der Name „Adler” für beide gemeinsam gebraucht wurde, läßt sich heute ebenfalls mit Bestimmheit nicht mehr sagen.

Der „Schwarze Adler” spielt auch eine Rolle in einer legendären Überlieferung. Die ist zwar urkundlich bisher noch nicht gesichert, aber auch solchen mündlichen Überlieferungen kann man oft reale Ursachen zuschreiben. Auch die historischen Hintergründe lassen die Sache als durchaus wahrscheinlich erscheinen. Der „Schwarze Adler” soll demzufolge durch unterirdische Gänge nach Osten hin mit der Vorläuferin der Stadtkirche und nach Westen hin mit einem Kloster beziehungsweise mit einer klosterähnlichen Anlage verbunden gewesen sein.

Heimatzeitung vom 1.11.1965: Das Pfarrhaus für den Geistlichen des Pfarrbezirks West der evangelischen Stadtkirchengemeinde Groß-Gerau wird vollständig umgestaltet. Aus den Jahren 1770/71 stammt das Gebäude in der Schulstraße 19, das im Volksmund noch heute „Kaplaneihaus” genannt wird. Ein 3,50 Meter tiefes Gewölbe, von dem früher ein unterirdischer Gang zur Stadtkirche führte – heute ist er zugemauert – befindet sich unter dem Pfarrhaus. Der Zugang zu dem Gewölbe, der als Keller benutzt wird, befand sich auf dem Hof. Nun ist das Gewölbe um neue Kellerräume erweitert worden und Treppen führen unmittelbar von dem Erdgeschoß nach unten. Die Wohnung entsprach bei weitem nicht mehr den Ansprüchen, die heute gestellt werden. Der Hauptgedanke, den Architekt Karl Voigt bei der Neugestaltung zugrunde legte, war, „Wohnteil” und „Amtsteil” voneinander zu trennen. Dabei wurde das Haus auch wesentlich erweitert. Ein Teil des Anbaus im Erdgeschoss ist auf dem Bild zu erkennen. Darüber entsteht ein Balkon. Das Haus wurde neu gedeckt und soll jetzt neu gestrichen werden.

April 2019: Andere Quellen besagen, daß dieser Gang mit dem „Adlergang” in Verbindung stand und eine Abzweigung zum „Alten Amtsgericht” führte. Gibt die Erforschung dieses Einstiegs vor dem „Alten Amtgericht” Informationen zu dem geheimnisvollen Gang preis? Ergebnisse werden in einem Jahr erwartet.

Quellen: Unterlagen und Zeitungen aus dem Stadtmuseum Groß-Gerau.


Peter Erfurth
ist Datenbank-Spezialist des Groß-Gerauer Stadtmuseums;
pedepe@gmx.de

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