Artefakte, Götter und weiße Augen

Von Rainer Beutel.

Christopher Marx aus Nauheim hat am 3. November mit „Das Vermächtnis der Götter“ den ersten Teil seiner sechsbändigen „Aeldion Saga“ veröffentlicht, an der er seit 19 Jahren schreibt. Das Epos beschreibt eine Fantasy-Welt voller Mysterien und Geschichten, die der Sieger eines Schreibwettbewerbs in den nächsten Jahren noch erweitern möchte. Wie es zu diesem Werk kam, erzählt der 34-jährige Autor im Interview mit WIR-Redakteur Rainer Beutel.

Herr Marx, Sie haben mit der Aeldion Saga eine eigene Welt erschaffen. Machen Sie doch bitte unsere Leser in einigen wenigen Sätzen neugierig, worum sich die Geschichte dreht?

Christopher Marx: In meiner Saga geht es um das Gleichgewicht von Licht und Schatten in der Welt von Aeldion. Ohne das natürliche Gegengewicht kann nichts existieren. Doch bei ihrem Krieg gegeneinander schufen die Götter des Lichts und der Dunkelheit mächtige Artefakte: Schwerter, in denen je ein Gott seine Teilmacht einfließen ließ, damit eine Seite überwiegen und siegen könnte. Doch damit begann der Untergang der Götter, die sich selbst mit diesem Krieg zugrunde richteten. Nun legen die Götter des Lichts ihre letzte Hoffnung in Auserwählte, die einzig im Stande sind, ihre Artefakte zu führen und den Krieg zwischen Licht und Dunkelheit endlich zu beenden. In diesen Krieg wird die Familie von Benedict gezogen, der einer dieser Auserwählten ist. Als sein Sohn Adan, geboren mit weißen Augen, eines Tages von Menschenjägern gesucht wird, beginnt ihre Flucht und die Suche nach Antworten auf Fragen, von denen sie selbst bisher nicht wussten, dass sie sie stellen müssen …

Klingt ziemlich umfassend. Unwillkürlich denke ich da an Tolkiens „Herr der Ringe“. Was ist ähnlich, was ist anders?

Christopher Marx: Tolkien hat mich als Kind überhaupt erst die Faszination des Genres Fantasy mit seinen Werken gelehrt und inspiriert, eine völlig eigene Welt zu erschaffen. So entstand Aeldion, zusammen mit all seinen unterschiedlichen Völkern, Rassen, Mythologien und Historien. Ich wollte bewusst unabhängige und eigene Völker abseits des Genre-Standards schaffen, jedoch sind es Rassen, die teilweise eine Hommage an die Urwerke von Tolkien sind. So zum Beispiel das Volk der Shivianer, meine eigene Variante der klassischen Elben.

Wie lange haben Sie an dem auf sechs Bände angelegten Werk gearbeitet und was gab den Anstoß?

Christopher Marx: Ich hätte niemals geahnt, dass diese Geschichte sich zu so einem mehrere hundert Seiten langen Epos entwickelt. Immerhin begann ich die Erschaffung der Welt und Handlung erst, nachdem ich gelangweilt eine Weltkarte auf ein Blatt Papier kritzelte. Damals war ich 15 und schrieb einfach drauf los. Die Handlung wurde immer komplexer und bald schon so umfangreich, dass ich mich förmlich in meiner eigenen Fantasie verlor. Nichtsdestotrotz hatten mich Phasen wie Schulabschlüsse, Abitur und Ausbildungen immer wieder dazu veranlasst, das Schreiben mal mehr oder weniger häufig zu betreiben. Manchmal hat man einfach eine Durststrecke oder ein Loch, und dann kann man später mit frischen Gedanken und wieder motiviert ans Werk gehen.

Warum kam es nicht schon früher zu einer Veröffentlichung?

Christopher Marx: Ich selbst bin ein Perfektionist, was meine Welt und das Schreiben angeht. Das große Problem hierbei ist, man ist selbst nie ganz zufrieden. Und deswegen habe ich meine eigene Geschichte immer wieder um-, oder gar neugeschrieben. Ursprünglich sollten es drei Bücher werden – die schiere Größe der Handlung hat mich dazu bewegt, es auf mehrere Bücher auszuweiten. Aber im Grunde lag es an mir, einer gewissen Portion Unsicherheit und dem Drang, alles so schlüssig wie möglich zu machen. Ich trat zwar schon vor Jahren an Verlage heran, wurde zwar abgelehnt – aber das hat mich nur darin bekräftigt, was ich selbst dachte: Meine Geschichte ist noch nicht perfekt und das, was sie sein sollte.

Sie haben schon einiges andere veröffentlicht. Was denn zum Beispiel?

Christopher Marx: Ich habe mich all die Jahre primär an meiner Hauptgeschichte aufgehängt, die jetzt erscheint. Immer mal wieder kamen mir spontane Ideen, mal weniger oder mehr komplex. Aus manchen von ihnen machte ich kurzerhand in Eigeninitiative eBooks. So zum Beispiel „Nachtschwinge“, eine kurze Erzählung – angesiedelt auf Aeldion, – in der es um einen Kleriker der ‚Mutter Nachtschwinge‘ geht, dem Sensenmann meiner Welt. Mit „Das letzte Erwachen“ habe ich eine von H.P. Lovecrafts Schreibstil inspirierte Erzählung geschrieben, die gruseln soll. Beides gibt es auf Amazon und Kindle als Download. Den größten Erfolg hatte ich 2012 mit „In die Finsternis“, einer Geschichte, die aus einem Schreibwettbewerb entstand.

Wie kam es zu diesem Schreibwettbewerb?

Christopher Marx: Der Verlag PIPER hatte in Zusammenarbeit mit dem „Die Zauberer“-Autor Michael Peinkofer einen Wettbewerb ausgerufen, bei dem Peinkofer eine Geschichte anfing und dazu aufrief, sie fortzusetzen. Ich dachte mir damals nicht viel dabei, fand die Prämisse spannend und habe mich hingesetzt und geschrieben. Dabei flogen mir die Worte einfach zu, ich schrieb und schrieb, schickte eine Mail ab und bekam einen Monat später den Anruf meiner damals zukünftigen Lektorin, dass ich gewonnen hätte.

Was beflügelt Ihre Fantasie, um Figuren und Welten zu ersinnen?

Christopher Marx: Die Welt um uns herum. Wir müssen nur genau hinsehen und zuhören, dann entdecken wir auch in den kleinsten Details vielleicht eine Geschichte. Ich gehe sehr gerne spazieren, nicht zuletzt, seitdem ich Hunde habe, und genieße die Natur. Meist sind es dann einfach Gedanken, die in meinem Kopf Gestalt anzunehmen. Manchmal sind es sogar Träume, nach denen ich mir sofort eine Notiz mache – und gelegentlich stehe ich auch in der Dusche und plötzlich kommt mir ein Geistesblitz. Ich glaube als Autor ist man ein wenig verrückt. Aber im positiven Sinne.

Bleibt das Ihr Lebenswerk oder dürfen sich Leser schon auf eine Fortsetzung freuen?

Christopher Marx: Die Reise beginnt erst mit diesem ersten Abenteuer. Für mich – und vor allem den geneigten Leser – ist die jetzt erscheinende Geschichte der Auftakt und die Einführung in meine Welt. Ich schubse die Tür einen Spalt auf, denn Aeldion ist groß und wartet mit vielen Geschichten und Abenteuern auf uns. Generell möchte ich noch ganz viel schreiben. Mir ist nur wichtig – und dazu habe ich mich ganz bewusst entschieden: Ich möchte, dass alle meine Geschichten auf Aeldion spielen, denn so können wir vielleicht altbekannte Orte neu erleben und gemeinsam die Welt entdecken. Denn ich bin da ehrlich: Ich selbst entdecke auch immer wieder neue Facetten und Dinge auf, von und in Aeldion, von denen ich vielleicht vor einem Jahr noch gar nichts wusste.

Findet man Infos über die Aeldion Saga auch online?

Christopher Marx: Tatsächlich habe ich vor kurzem meinen Facebook-Account wieder aufleben lassen und eine Seite erstellt: Aeldion Saga (@christophermarxautor). Deutlich aktiver bin ich auf Instagram. Auf dem Profil @aeldionsaga habe ich vor, ab sofort regelmäßig Interessierte mit Infos und Ankündigungen zu unterhalten. Eine Website gibt es bisher noch nicht. Mein Tag hat dann doch zu wenige Stunden zurzeit.

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