Groß-Gerau muss zukunftsfähig werden

Von W. Christian Schmitt.

Als das WIR-Magazin 2001 in Groß-Gerau an den Start ging, war im Untertitel „Das Kreisstadt-Magazin“ zu lesen, und die Auflage betrug 11.500 Exemplare. Zwischenzeitlich haben wir manches geändert und unsere Auflage erhöht. Mit einer neuen Rubrik wollen wir nun unser Augenmerk verstärkt wieder auf die „Kreisstadt-Politik“ richten. Besonderer Anlass dazu ist für uns der Umstand, dass sowohl die SPD als auch die CDU sich mit neuen Vorsitzenden bemühen, an alte Volkspartei-Zeiten anzuknüpfen. Wir beginnen mit einem Interview mit Ute Wiegand-Fleischhacker (SPD); für die Februar-Ausgabe haben wir Johannes von Richthofen (CDU) zum Gespräch eingeladen.

Frau Wiegand-Fleischhacker, Ende November 2018 sind Sie zur neuen Vorsitzenden der fast in Agonie gefallenen Groß-Gerauer SPD gewählt worden. Ihnen scheint eine Herkules-Aufgabe bevorzustehen. Was alles zählt zu Ihren ersten Maßnahmen/Schritten, um die einst auch in der Kreisstadt tonangebende Partei „wachzu­rütteln“?

Wiegand-Fleischhacker: Es werden aktuelle Themen, mit Hintergrundinformationen und Lösungsvorschlägen belegt, aufgegriffen. Hierzu zählen zum Beispiel die Themen Abschaffung der Straßenbeiträge, die Novellierung der Friedhofssatzung, Sicherheit und Tiergarten Fasanerie. Es ist an der Zeit, die Position der SPD Groß-Gerau verstärkt transparent und klar in der Öffentlichkeit zu formulieren. Die SPD Groß-Gerau muss wieder sichtbar werden.

Sicher gehört dazu auch „der öffentliche Auftritt“ der SPD im lokalen Bereich, der bislang zu wünschen übrig ließ. Ich denke dabei nur an die nicht unbedingt aktuelle SPD-Website, wo als „Top-Meldung“ unlängst noch zu lesen war: „…viele buntbemalte Ostereier konnten zahlreiche Kinder am Ostersamstag bei der SPD in Wallerstädten sammeln…“.

Wiegand-Fleischhacker: Die Erneuerung der Homepage der SPD Groß-Gerau ist in Vorbereitung und im Werden. Sie wird die Bürgerinnen und Bürger umfassend über unsere Arbeit informieren, über unsere Termine, unsere Positionen, unser Programm. Ebenso werden die Anträge der SPD-Fraktion eingestellt werden. Übrigens: Das traditionelle Ostereiersuchen in Wallerstädten soll in diesem Jahr voraussichtlich am 20. April stattfinden.

Im zurückliegenden Bürgermeister-Wahlkampf 2018 warben Sie für sich (und die SPD) mit dem Slogan „Groß-Gerau kann mehr“ (und fanden erstaunlich viel Zuspruch). Wo überall werden/müssen Sie ansetzen, um die Bürger, die Wähler hier vor Ort zu überzeugen, dass die SPD künftighin (wieder) einen starken Beitrag für unsere Gesellschaft zu leisten bereit ist?

Wiegand-Fleischhacker: „Groß-Gerau kann mehr!“, dies war und ist meine feste Überzeugung. Alle von mir im Bürgermeisterwahlkampf aufgegriffenen Themen sind immer noch relevant und müssen dringend umgesetzt werden. Nur beispielhaft und nicht mit Priorisierung führe ich die Themen Schaffung und Sicherung von bezahlbarem Wohnraum, Ausbau der Kinderbetreuung (Ü 3/U 3), Umsetzung der Barrierefreiheit unserer Stadt, Schaffung eines modernen Jugendzentrums mit mehr Angeboten und Personal, den Neubau des Hauses Raiß und die Notwendigkeit einer medizinischen Notfallversorgung an. Ebenso sind der Erhalt und der Ausbau der Kulturangebote sowie die deutliche finanzielle und organisatorische Unterstützung der Vereine zentrale Themen, denn Kultur und Vereine schaffen Gemeinschaft. Es ist erforderlich, ein modernes Sicherheitskonzept zu schaffen, die Bildung eines Präventionsrates ist ein wichtiges Element. Viele Kommunen und Städte zeigen, dass Sicherheits- und Präventionsräte sehr zielführend sind. Natur und Umwelt müssen mit den zahlreichen Facetten im Blick behalten werden. In unserer Stadt sind der Straßenlärm, der schwere LKW-Verkehr sowie der Fluglärm große Themen. Dieses Verkehrschaos muss bekämpft werden. Die für unsere Stadtteile wichtigen Themen, wie z.B. die Ortsdurchfahrten, die Nahversorgung der Bürgerinnen und Bürger, das Altmann-Gelände, der Erhalt und die Sanierung des Dorfgemeinschaftshauses Berkach sowie der Mehrzweckhalle sind auf unserer Agenda! Schlussendlich muss Groß-Gerau zukunftsfähig gemacht werden, damit wir weiterhin attraktiv bleiben für Familien und letztlich auch für die vor Ort angesiedelten Unternehmen und das Gewerbe!

Es wird sicher keine leichte Aufgabe, sowohl SPD-Altvordere als auch Jungsozialisten zu einem gemeinsamen, Erfolg versprechenden Team zu einen. Wo kommt Ihr Optimismus her, dass Sie dies – spätestens bis zur nächsten Kommunalwahl – dennoch schaffen?

Wiegand-Fleischhacker: Die SPD Groß-Gerau hat das gemeinsame Ziel, sich den kommunalpolitischen Themen verstärkter anzunehmen und diese im Sinne sozialdemokratischer Werte den jeweiligen Lösungen zuzuführen. Hier gibt es einiges zu tun. Dies hat sich auch gerade im Bürgermeisterwahlkampf gezeigt. Hier hat die gesamte SPD beispielgebend zusammengehalten, zahlreiche Genossinnen und Genossen haben sich im Wahlkampf unter höchstem Engagement eingebracht und unterstützt.

Wenn Bürger im Zusammenhang mit der SPD (bundes- wie landesweit) in den Medien Themen lesen und hören, bei denen es um „Abschaffen von Hartz IV“, die kritisierte Amtsführung des Landrats (z.B. Kreisklinik, Neubesetzung des KVHS-Chefsessels, Anti-Flughafen-Kampagnen etc.) geht, dann bedarf es sicher eines überzeugenden Auftritts der neuen SPD-Vorsitzenden, klarzumachen, wo und für was eigentlich die Sozialdemokraten in der Kreisstadt stehen (müssten).

Wiegand-Fleischhacker: Kommunalpolitik findet vor Ort statt, sie ist die Keimzelle der Demokratie und betrifft alle Bürgerinnen und Bürger. Wir werden uns als SPD Groß-Gerau zu den zahlreich vorhandenen Themen positionieren, uns aktiv in die Diskussion einbringen und den Bürgerinnen und Bürgern unsere Lösungsvorschläge darstellen.

Mit neuen Köpfen, neuen Gesichtern an der Spitze von Parteien oder Vereinen verbindet man zumeist einen Neuanfang. Wieviele Groß-Gerauer sind denn seit Ihrer Wahl neu in die SPD eingetreten?

Wiegand-Fleischhacker: „Gut Ding will Weile haben!“, schnelle und gleichzeitig gute Lösungen sind eher rar. Lassen Sie uns hierüber Ende dieses Jahres noch einmal reden! Wichtig ist hierbei insbesondere, dass die Arbeit und die Inhalte langfristige und nachhaltige Erfolge bringen und Früchte tragen. Die SPD soll und wird durch ihre Arbeit überzeugen und nicht in Abhängigkeit von Personen stehen.

Wir haben Ihnen (ebenso wie dem neuen Vorsitzenden der Groß-Gerauer CDU) angeboten, in Form einer Kolumne die WIR-Leser in mehr als 27.000 Haushalten im Gerauer Land darüber (abwechselnd) aus erster Hand zu informieren, wie es in und mit der Kreisstadt weitergehen soll. Wissen Sie schon, um was es in Ihrem ersten Beitrag gehen wird?

Ute Wiegand-Fleischhacker: Mein erster Beitrag wird sich mit dem Thema „Ehrenamt“ beschäftigen. „Ehrenamt ist Herzenssache!“, dies zeigen die zahlreichen hochengagierten Ehrenamtlichen in Groß-Gerau. Wertschätzung des Ehrenamtes bedeutet für mich weitaus mehr, als dieses Thema in Wahlkämpfen zu bedienen. Die Ehrenamtlichen haben für ihren großen Einsatz mehr verdient.

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