Hilfe für Nepal muss Sinn machen

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Von Rainer Beutel

Thomas Goos, freischaffender Werbefotograf aus Groß-Gerau, sagt, dass er gerne Reisen mit etwas Sinnvollem verbinde. Mit Fotoprojekten und aufwändigen Touren auf dem Motorrad kommt er seinem Anspruch nach. Goos schildert in einem Interview mit dem WIR-Magazin seine jüngsten Projekte. In Zusammenarbeit mit Bikers Support Nepal Projekt hat er den ­Erdbebenopfern in Nepal geholfen.

Herr Goos, wie kam es zu dem Fotoprojekt und ihrer Hilfe für Kinder in Nepal, bei dem ein blaues Schaf eine wichtige Rolle spielt?

Thomas Goos: Zunächst stand die Idee, ein neues Fotoprojekt mit dem blauen Schaf von Rainer Bonk zu planen. Damit es einen Sinn ergibt, habe ich das Projekt der Kinderhilfe Nepal gewidmet. In Nepal haben mir verschieden Leute im Jahr 2012 wieder ins Leben zurück geholfen. Ich wollte einfach wieder etwas zurückgeben was mir andere gegeben haben. Es muss Sinn machen.
Im Juni 2015 reiste ich mit meinem Motorrad-Gespann zur Isle of Man, wo alljährlich ein legendäres Motorradrennen ausgetragen wird. Im Beiwagen saß das kleine blaue Schaf aus der Herde der Toleranz. Während der Rennwoche fotografierte ich das blaue Schaf an der Rennstrecke und in der Landschaft. Mit viel Spaß und fröhlichen Menschen. Im August folgte eine Fotoausstellung in Groß Gerau mit einer kleinen Installation der Herde der Toleranz. Am Weltvorlesetag habe ich dann der Kita aus dem Grünen Weg vorgelesen, ihnen etwas über Toleranz erzählt und erklärt, warum die Schafe blau sind. Unterstützt wurde ich tatkräftig vom Groß-Gerauer Motorradclub Hawks MC GG, der eigens dafür sein Clubhaus zur Verfügung stellte.

Das war also der Auftakt, wie ging es weiter?

Thomas Goos: Bei der anschließenden Ausstellung wurden Bilder sowie einige blaue Schafe verkauft und ein Gewinn von rund 3500 Euro erzielt. Dieser Betrag ging als Spende an die Bikers Support nach Nepal/Kathmandu. Erneut unterstützen mich ortsansässige Motorradklubs aus dem Kreis Groß-Gerau, so dass weitere 3000 Euro als Spende gesammelt werden konnten. Wie ich meine, eine ungewöhnliche Aktion der Motorradklubs, die oberflächlich und oft abwertend auch ‚Rocker’ tituliert werden. Dabei sind es nach meiner Erfahrung sozial engagierte Menschen mit dem Herz an der richtigen Seite.

Was geschah mit dem Spendengeld?

Thomas Goos: Auch wir haben uns gefragt: Kommt das Geld in voller Höhe an oder verschwindet ein Teil im Verwaltungsdschungel? Auch deshalb bin ich im Oktober 2016 mit einem blauen Schaf nach Nepal gereist. Mit dem Reiseveranstalter und Gründer der Bikers Support, Peter Paulo dos Santos von Classic-Bike-Adventure, besuchte ich die vom Erdbeben und Monsunregen gebeutelte Region im Himalaya und an der Tibetanischen Grenze. In einem eigens dafür angemietetes Royal-Enfield-Gespann ging es drei Wochen mit dem blauen Schaf durch Nepal. Ich konnte mich überzeugen, dass wirklich jeder Euro in Listi Village an der Grenze zu Tibet für den Neubau einer Schule ausgegeben wurde. Der Motorradclub aus Kathmandu hat sich dafür eingesetzt. Allerdings habe ich in Nepal auch erfahren, dass die Charity-Hilfsorganisatoren an den Grenzen zu Nepal aufgehalten wurden und Zoll für die Hilfsgüter bezahlen mussten.

Wie verlief Ihre Tour

Thomas Goos: Es war eine anstrengende Reise auf unbefestigten Straßen, Sandpisten und Geröllhalden. Durch das Erdbeben wurden etwa ein Drittel aller Straßen in Nepal zerstört und durch den starken Monsunregen im August der Rest vom Straßenbelag weggewischt. Im Erdbebengebiet gab es teilweise kein Durchkommen. Listi Village war nicht zu erreichen. Die Straße dorthin war komplett zerstört und es gab kein Durchkommen. Nur zu Fuß …

Schildern Sie bitte Ihre Eindrücke.

Thomas Goos: Die ehemalige Hauptstadt Bahk­napur mit den größten und schönsten Tempelanlagen, die zum Weltkulturerbe zählen, wurde 2015 durch Erdbeben fast komplett zertrümmert. Kathmandu Valley und die Palastanlage liegen zum Teil in Trümmern. Mühsam werden die Steine und Fresken sortiert, und es wird Jahre dauern bis alles wieder steht.

Was haben Sie beim Fotografieren erlebt?

Thomas Goos: Auf der Reise habe ich nur fröhliche Menschen getroffen und durch die Fotoarbeiten mit dem blauen Schaf das Herz der Kinder erobert. Es war ein kleiner Lichtblick zum Thema Hilfe und Toleranz und es bereitete Freude, den Spaß der Kind und einen Moment der Glückseeligkeit einzufangen.

Welche Schlüsse ziehen Sie aus Ihrer Reise, was haben Sie jetzt vor?

Thomas Goos: Die Kinder sind es, die unsere Hilfe brauchen. Sie sind die Leidtragenden an der Naturkatastrophe. Geplant ist eine zweite Ausstellung zum Tema: „The blue sheep in Nepal…wir konnten helfen…“. Es wird also weiter gehen. Im Jahr 2017 werde ich mit dem Künstler und Schöpfer der blauen Schafe, Reiner Bonk, den Weltkirchentag in Weimar mit einer Installation der blauen Herde begleiten. Vielleicht gelingt es uns, weitere Spenden zu sammeln.

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