Ich kann auch anders
![]() | Anette Welp ist Autorin, Verlegerin und Frauenbeauftragte in der Treburer Gemeindeverwaltung; augenauf.welp @t-online.de |
Staubsaugen, Staubwischen, Betten abziehen und vor allem Fensterputzen. Ich finde, es gibt schönere Dinge, die zu den zu erledigenden häuslichen Verpflichtungen gehören. Da ich eine Hausstaubmilben- und Pollenallergie habe, stellt sich für mich nicht die Frage, ob das alles überhaupt nötig ist. Es ist nötig, und es muss sein! Auch das Fensterputzen!
Die immer wiederkehrenden Fragen innerhalb der Familie, wer dies und das erledigt, stellen sich allwöchentlich. Da hilft auch kein Haushaltsplan. Mein Sohn macht das, wozu er gerade Zeit und Lust hat. Und mein Freund flüchtet immer gerne in Vorschläge für gemeinsame Aktivitäten außer Haus. Ärgerlich, wirklich ärgerlich. Denn am Ende bleibt alles an mir hängen, weil ich mich immer wieder überreden lasse – vom Sohn und vom Freund. Letzte Woche erzählte mir meine Kollegin, dass ihre Schwiegermutter die Fenster mit Nylons streifenfrei putzt.
„Mit Nylons?“, fragte ich erstaunt. „Die Fenster werden streifenfrei sauber“, erklärte sie mir. Wie wunderbar, dachte ich, und meine Fantasie schlug Purzelbäume. Freitagnachmittag nach Büroschluss zog ich meine schönsten Nylons und mein schickstes Etuikleid an. Mit einem Stückchen Sahnekuchen und einer Tasse Kaffee wartete ich auf die Ankunft meines Freundes. Überrascht und hocherfreut über unsere entspannte Begegnung ließ er sogleich alles fallen und begann, an meinem Kleid herumzuzuppeln.
„Moment!“, unterbrach ich ihn, „wir machen einen Deal. Du darfst weiterzuppeln.“ Ich sah ihn vielversprechend an und fügte nach einer kleinen Pause hinzu: „Aber nur, wenn du die Fenster putzt.“ Verdutzt sah er mich mit heruntergezogenen Mundwinkeln an. „Mit meinen Nylons“, ergänzte ich schnell. Seine Mundwinkel gingen wieder nach oben, und seine Augen leuchteten. „Und hinterher gibt es eine Belohnung“, vervollständigte ich den Fensterputzauftrag. So schnell hatte ich ihn noch nie mit einem Auftrag geködert.
Fazit: Die Fenster waren noch nie so blank wie an diesem Freitagnachmittag. Danke an meinen Freund für seinen Einsatz! Danke an die Schwiegermutter meiner Kollegin für diesen genialen Tipp! Ob das beim nächsten Mal wieder klappt, weiß ich nicht. Es gibt ja auch noch andere Spielereien, die das Miteinander erleichtern.