Inklusion im Alltagstest

Im April 2016 hat das Unternehmen GIB Garten- und Landschaftsbau in der Frankfurter Straße 74 seinen Betrieb aufgenommen. Im Betrieb arbeiten behinderte und nicht behinderte Menschen gemeinsam unter normalen betriebswirtschaftlichen Bedingungen. Nach zweieihalb Jahren am Markt hat WIR-Redakteur Ulf Krone bei Betriebsleiterin Christina Jung nachgefragt.

Im April 2016 haben Sie mit dem GIB Garten- und Landschaftsbau als Teil der Groß-Gerauer Integrationsbetriebe (GIB) die Arbeit aufgenommen. Erklären Sie bitte kurz, was die GIB sind und welche Ziele damit verfolgt werden!

Christina Jung: Die GIB Garten- und Landschaftsbau ist ein Betriebsteil der Groß-Gerauer Integrationsbetriebe (GIB gGmbH) und diese ist wiederum ein Tochterunternehmen des Sozialpsychiatrischen Vereins im Kreis (SPV). Das Angebot unserer GIB Garten- und Landschaftsbau erstreckt sich von der Planung über die Neuanlage oder Umgestaltung von Gärten und Grünanlagen bis hin zu ihrer Pflege. Das Besondere an unserem Betrieb ist, dass wir qualitativ hochwertige Dienstleistungen im Garten- und Landschaftsbau erbringen in Kombination mit der Schaffung von regulären sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätzen für Menschen mit Behinderung. Derzeit arbeiten in unserem Betrieb drei schwerbehinderte Mitarbeiter, und wir sind dabei, einen vierten Arbeitsplatz dieser Art zu ermöglichen.

Der GIB Garten- und Landschaftsbau ist ein Integrationsbetrieb und muss als solcher bestimmte Vorgaben erfüllen. Welche sind das, und wie fällt Ihr Fazit nach den ersten zweieinhalb Jahren aus?

Christina Jung: Im Unterschied zu anderen Unternehmen beschäftigen Integrationsbetriebe einen wesentlich höheren Anteil an Menschen mit Behinderung. Das Integrationsamt sieht da einen Anteil von mindestens 25% vor. Gleichzeitig sind Integrationsbetriebe normale, am 1. Markt tätige Unternehmen mit marktüblichen Dienstleistungen. Integrationsbetriebe verlangen marktübliche Preise und zahlen den Mitarbeitern Tariflohn. Die GIB Garten- und Landschaftsbau wird in ihrer Anfangszeit durch das Integrationsamt Hessen und Aktion Mensch gefördert.

Rückblickend auf die letzten rund zwei Jahre seit unserem Start kann ich sagen, dass das erste Betriebsjahr sehr erfolgreich verlief, und auch im zweiten Jahr haben wir viel Nachfrage. Ursprünglich hatten wir gedacht, mehr in der Gartenpflege tätig zu sein, aber wir machen vielfach Garten- und Landschaftsbau. Unsere Auftraggeber sind in der Mehrzahl private Kunden. Wir haben viele Stammkunden, die uns auch gerne weiterempfehlen in ihrem Freundes- und Bekanntenkreis. Einige Hausgärten haben wir komplett umgestaltet, mit verschiedensten Materialien wie Bangkirai, Cortenstahl oder Naturstein. Unsere Gartenhelfer haben viel Spaß an solchen Projekten, da sie sehr abwechslungsreich sind. Während wir ein festes Stammteam haben und auch die meisten der schwerbehinderten Mitarbeiter seit langem oder sogar von Anfang an dabei sind, ist es für uns immer wieder eine Herausforderung, BewerberInnen im Gärtnerberuf und für die Position als VorarbeiterIn im Garten- und Landschaftsbau zu finden. Dieser Umstand macht es für uns schwierig, mehr Aufträge anzunehmen, unser Angebot auszubauen und den Betrieb zu vergrößern.

Als normales Unternehmen am Markt sind Sie mit denselben Verpflichtungen – etwa zum nachhaltigen Wirtschaften – und Problemen konfrontiert wie jeder andere Betrieb auch. Das größte ist derzeit der Fachkräftemangel. Wie sieht die Situation diesbezüglich im Unternehmen aus?

Christina Jung: Ja, wir sind mit den Verpflichtungen eines jeden Garten- und Landschaftsbauers konfrontiert. Neben unserer Besonderheit der Integration von schwerbehinderten Mitarbeitern in die Arbeitsabläufe stellt sich auch uns die Problematik des Fachkräftemangels. Auch wir haben schwer damit zu kämpfen. Gerne würden wir noch weiteren ein bis zwei Schwerbehinderten die Chance auf einen Arbeitsplatz am 1. Markt ermöglichen. Hierzu müssten wir aber das passende anleitende Personal finden. Wir würden gerne noch zwei Garten- und LandschaftsbauerInnen einstellen, eine/ n davon in Vorarbeiter-Position. Wir freuen uns über jede Bewerbung auf diese Stellen.

Trotz allen Schwierigkeiten rund um das Thema Fachkräftemangel möchte ich aber damit schließen, dass ich sehr froh darüber bin, dass wir mit der GIB Garten- und Landschaftsbau auf zwei gute Jahre zurückblicken können. Ich bedanke mich herzlich bei allen, die dazu beigetragen haben, den Integrationsbetrieb auf die Beine zu stellen. Ich möchte allen danken, die ihn aktuell mitgestalten, und den Kollegen und natürlich auch unseren Kunden, die mit im Boot sind im Alltag der GIB Garten- und Landschaftsbau und uns voranbringen.


Christina Jung
ist Betriebsleiterin der GIB Garten- und Landschaftsbau als Teil der Groß-Gerauer Integrationsbetriebe (GIB).
www.gib-gg.de

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