Innovatives Mathe­konzept

Von Sabrina Schaffroth.

Die Fachoberschule ist eine Schulform, die zum Studieren befähigt. Wer den Fachoberschulabschluss hat, darf an allen Hochschulen und den meisten Universitäten fast jede Fachrichtung studieren. Leider brechen rund ein Drittel der Studienanfängerinnen/ Studienanfänger ihr Studium ab. Nicht selten liegt der Grund in den Schwierigkeiten mit dem Fach Mathematik.

Gerade an der Fachoberschule sind die Mathematikprobleme nicht zu verachten. Hinzu kommt, dass die Lernenden ein verschultes System mit gleichbleibenden Lehrkräften gewohnt sind. An den Hochschulen hingegen müssen sie sich selbst organisieren und lernen, erstmals das System der Modularisierung kennen. Daher haben wir, die Mathematiklehrkräfte an den Beruflichen Schulen Groß-Gerau, uns gefragt, wie wir den Unterricht und den Lernprozess gestalten können, um den Problemen entgegenzuwirken.

Zum Schuljahr 2019/2020 führen wir in den 11. Klassen der Fachoberschule ein neues Konzept ein. Die Lernenden werden in diesem Schuljahr im Fach Mathematik erstmals in Modulen unterrichtet. Jedes Modul wird von einer anderen Mathematiklehrkraft gestaltet, so dass die Schüler/innen innerhalb des Schuljahres den Matheunterricht bei mehreren Lehrkräften genießen. Der Unterricht basiert darauf, dass die Lehrkräfte in den einzelnen Modulen als Coaches kleine Inputs geben und anschließend in den Selbstlernphasen zur Verfügung stehen. Somit können die Lernenden mit dem zur Verfügung gestellten Material in ihrem eigenen Tempo lernen, aber dennoch jederzeit Hilfe erhalten. Die Lernmaterialien berücksichtigen die Vielfalt der Lerntypen. So finden sich auf den Arbeitsblättern nicht nur Erklärungen und Übungen, sondern auch Verweise zu nützlichen Lernvideos. Bestimmte Aufgaben sind mit QR-Codes versehen, die die Lernenden schnell zu GeoGebra führen, einem Mathematikprogramm, das vor allem durch die graphische Darstellung die Lerninhalte besser verstehen lässt. Durch den Wechsel der Lehrkräfte werden die Lernenden an unterschiedliche Erklärungsweisen in Mathematik herangeführt, was den Unterricht nicht nur abwechslungsreich macht, sondern auch den Lernerfolg steigern kann.

In den Modulen sammeln die Lernenden Punkte, aus denen sich dann die Note ergibt. Punkte erhalten die Schülerinnen und Schüler für die sogenannten Lernnachweise, die vor allem als eigene Lernkontrolle dienen, für die Arbeitshaltung in den Selbstlernphasen sowie für die Klausuren. In einem Halbjahr gibt es insgesamt 100 Punkte, die sich auf 3 Module verteilen. Dies ist dem universitären Prinzip angepasst, bei dem in einzelnen Fächer Teilmodule abgelegt werden müssen und anschließend eine Gesamtnote für dieses Fach errechnet wird.

Das modularisierte Mathematikkonzept zeigt deutlich, dass der Schlüssel zum Erfolg im eigenen Engagement liegt. Hier wird sichtbar, dass der Lernende selbst dafür verantwortlich ist, ob er gut abschneiden wird oder nicht. Zusätzlich zum Unterricht haben die Lernenden die Möglichkeit, nach dem Unterricht im Lernzentrum Hilfe in Mathematik in Anspruch zu nehmen. Eine Mathematiklehrkraft steht extra dafür zur Verfügung. Durch dieses Konzept erhoffen wir uns, dass die Lernenden der Fachoberschule mehr mathematische Kompetenzen erlangen und besser auf die ständig wechselnden Anforderungen sowohl an den Hochschulen als auch in der Berufswelt vorbereitet sind.

 


Sabrina Schaffroth
ist Lehrkraft der Mathematik an den Beruflichen Schulen Groß-Gerau;
poststelle@bsgg.net

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