Kauft am Platze!

Von Peter Erfurth.

Aus den Unterlagen, Kreisblättern sowie der Heimatzeitung im Archiv des Stadtmuseums in Groß-Gerau.

Kreisblatt von 1896: Letzter Sonntag vor Weihnachten! Wir stehen damit unmittelbar vor der Pforte des hl. Christfestes! Die Hausfrau ist in den letzten Tagen vor dem Feste besonders in Anspruch genommen: Alles will mit Liebe und Sorgfalt vorbereitet sein, denn nur einmal im Jahre kommt das holde Weihnachtsfest, da will man nichts versäumen, was den Angehörigen in der Heimath und Fremde am Feste zur Freude gereichen könnte. Die Arbeit wird gerne geleistet, möge nur auch der aufrichtige Dank Derer nicht fehlen, denen sie zu Gute kommt! – für die Geschäftswelt concentrirt sich ein guter Theil des Weihnachtsgeschäftes auf den „goldnen Sonntag“, hier ist nur zu wünschen, daß die gemachten Anstrengungen auch den erwarteten Erfolg haben. Das Weihnachtsgeschäft ist und bleibt ein gewichtiger Faktor im Erwerbsleben, nach der Festzeit muß der Verpflichtung den Lieferanten gegenüber genügt werden, das Ansehen des Geschäftes hängt davon mit ab, daß der Inhaber seinen Verpflichtungen pünktlich nachkommt. Wir wiederholen also die Mahnung: Es möge, wo immer nur möglich, die einheimische Geschäftswelt berücksichtigt werden, von dem richtigen Gedeihen der einheimischen Erwerbszweige hängen Steuerkraft und so manches andere ab!

Kreisblatt von 1901: Mit der Einkehr der Adventszeit beginnt alljährlich in den Familien gleichzeitig auch die Sorge bezüglich der zu machenden Weihnachtseinkäufe und wie oft hört man die Fragen aufwerfen: „Was soll ich kaufen?“ „Was wird sich als Geschenk am besten eignen?“ usw. Vor allen Dingen sei es ein Mahnruf, den diese Zeilen an alle Diejenigen richten sollen, welche den Kauf des einen oder anderen Artikels beabsichtigen. Der Mahnruf ist`s: „Kauft am Platze!“. Wohl werden in den Tageszeitungen und Zeitschriften die verschiedenartigsten Prospekte und Preislisten verbreitet, welche scheinbar bedeutend größere Vortheile und Rabattsätze versprechen, als man dies bei den Geschäften am Platz selbst gewohnt ist. Da muß man sich unbedingt eingedenk sein des schönen Wahrwortes: „Eine Hand wäscht die andere“ und bevor man sich auswärts zu kaufen anschickt, sich davon überzeugen, ob die gewünschten Artikel nicht am Platze selbst zu gleichen Preisen, ja vielleicht noch billiger erhältlich sind. Warum denn in die Ferne schweifen, da man das Gute hat so nahe? Ein Blick in die hübsch decorierten Schaufenster unserer hiesigen Geschäftsleute beweist uns, welch reiche Auswahl für den Weihnachtsbedarf eingetroffen ist. Sollte aber trotz alledem etwas gewünscht werden, das der betreffende Geschäftsinhaber z.Zt. nicht auf Lager hat, so kann er dasselbe gewiß ehestens beschaffen und wird seiner Kundschaft auch gerne diesen kleinen Dienst erweisen. Deshalb nochmals der Mahnruf: „Kauft am Platze!“

 


Peter Erfurth
ist Datenbank-Spezialist des Groß-Gerauer Stadtmuseums;
pedepe@gmx.de

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