Kein Interesse am Bürgermeisteramt

Von Rainer Beutel.

Seit wenigen Monaten führt der 44 Jahre alte Marc Friedrich die Nauheimer CDU. Er will für alle Generationen ein Ansprechpartner sein und neue Impulse setzen, unter anderem mit der Wiedergründung einer Jungen Union. Dem WIR-Magazin schildert er im Interview mit Rainer Beutel seine Vorstellungen und Ziele.

Herr Friedrich, welche Akzente wollen Sie als junger und neuer Vorsitzender Ihrer Partei setzen?

Marc Friedrich: Zunächst einmal herzlichen Dank für das „jung“. Ich fühle mich zwar so, aber mit aktuell 44 Jahren zähle ich dann doch zur „Generation X“ und weniger zu den folgenden jüngeren Generationen Y oder Z. Und gerade aufgrund meines Alters sehe ich mich in der guten Ausgangslage, dass ich für alle relevanten Altersgruppen die richtige Position einnehme, um sowohl das erforderliche Verständnis zu haben als auch ein offenes Ohr. Daher empfinde ich es als wichtig, dass ich persönlich und auch wir als CDU Nauheim den Dialog zu all diesen Altersgruppen suchen und umgekehrt ebenso für eine Ansprache zur Verfügung stehen. Unter den auf unserer Homepage (www.CDU-Nauheim.de) genannten Kontaktdaten sind wir bzw. ich jederzeit erreichbar, und wir antworten zudem schnell. Was die angesprochenen Akzente und Impulse betrifft, haben wir im CDU-Vorstand viele gute Ideen abgestimmt und angestoßen. Ein wichtiger Aspekt: Bürgernähe. Erklärtes Ziel ist, dass wir unsere bisherige Präsenz verstetigen und nachhaltig ausbauen.

Im Moment ist das nicht so einfach, oder?

Marc Friedrich: Richtig, die Coronavirus-Pandemie legt leider nahezu alle Pläne zunächst auf Eis. Ich wünsche jedem Einzelnen vor allem Gesundheit und dass wir aus dieser Krise gemeinsam und vor allem als gestärkte Gemeinschaft herausgehen. Nach dieser Phase werden wir parteiseitig wieder die gewünschte Präsenz zeigen und unsere verschiedenen Pläne umsetzen. Formate wie Fachvorträge, ein Stammtisch, Ausflüge, etc. sollen folgen.

Was werden Sie als Vorsitzen­­der im Vergleich zu ihrem Vor­gänger Peter Ziemainz anders machen, was wollen Sie übernehmen?

Marc Friedrich: Auch wenn ich zum neuen Vorsitzenden des CDU-Gemeindeverbands gewählt wurde, sehe ich mich als ein Element des gesamten CDU-Vorstands. Denn wir entscheiden gemeinsam und mehrheitlich. Und dafür greife ich auf einen nahezu unveränderten Parteivorstand zurück, was mir für die zukünftige Zusammenarbeit auch sehr wichtig ist. Denn meines Erachtens ist es gerade die Kombination aus neuen, jungen Impulsen und bewährten, erfahrenen Strukturen, die es uns ermöglicht, erfolgreich zu sein und uns dabei zugleich weiterzuentwickeln. Entscheidungen werden immer situationsbezogen getroffen. Die zugrundeliegenden Rahmenbedingungen bzw. Anforderungen verändern sich im Laufe der Zeit. Unter anderem aus diesen Gründen finde ich einen Vergleich der Parteivorsitzenden nicht zielführend. Vielmehr ist mir wichtig zu sehen, wie wir uns als Partei präsentieren und positionieren und wie letztendlich unser Handeln in der Öffentlichkeit wahrgenommen wird. Und dazu habe ich selbstverständlich meine Meinung und auch konkrete Vorstellungen und lasse diese in der gemeinsamen Arbeit mit dem Vorstand einfließen.

Kommt für Sie eines Tages das Spitzenamt im Rathaus als berufliche und politische Option in Frage? Wenn nein, warum nicht?

Marc Friedrich: Darüber hatte ich offen gestanden bislang noch nie nachgedacht. Aber sowohl ad hoc gesprochen als auch mit etwas Nachdenken ist das keine Option für mich. Ich bin seit meiner Ausbildung, die ich 1996 bei der Kreissparkasse in Groß-Gerau erfolgreich abgeschlossen habe, im Bankensektor in verschiedensten Positionen tätig und sehe meine berufliche Zukunft weiterhin in diesem Berufsbild. Der Bankensektor hat sich zwar seit meiner Lehre stark gewandelt, bietet aber unverändert eine Vielzahl interessanter beruflicher Entwicklungsmöglichkeiten, auf die ich mich fokussiere.

Junge Parteivorsitzende nehmen sich oft viel vor, dann ändert sich plötzlich die eigene Lebensplanung. Familie, Berufswechsel, Umzug, all das kann dazwischen kommen. Wie sieht es bei Ihnen aus?

Marc Friedrich: Bevor ich im Sommer 2019 angekündigt habe, für das Amt des Vorsitzenden zu kandidieren, habe ich mir natürlich im Vorfeld Gedanken gemacht und diese insbesondere mit meiner Frau besprochen. Denn wenn ich mich dazu entscheide, mich zu engagieren, dann möchte ich das zum einen nachhaltig machen und zu 100 Prozent. Dazu gehört, bereit zu sein für die berühmte Extrameile – und das bin ich. Meine Familie steht hinter mir. Ich wohne seit 1990 in Nauheim und fühle mich hier sehr wohl. Beruflich bin ich seit 2008 gut angekommen. Aus meiner persönlichen Sicht mache ich an alle von Ihnen genannten Punkten einen großen Haken.

In der Nauheimer SPD machen Jungsozialisten auf sich und eigene Ziele aufmerksam. Eine Junge Union (JU) gibt es in der Gemeinde schon lange nicht mehr? Werden Sie bei der Wiedergründung einer Nachwuchsorganisation aktiv?

Marc Friedrich: Das Thema Jugend und Politik, insbesondere die erneute Gründung einer JU in Nauheim, liegt mir sehr am Herzen. Ich bin diesbezüglich bereits seit Spätsommer 2019 aktiv. Nach ersten Gesprächen mit dem Vorsitzenden der Kreis-JU, Luca Karger, stehe ich aktuell mit zwei sehr interessierten und zugleich motivierten jungen Nauheimern im konkreten Austausch. Konkret: Wenn Du zwischen 14 und 35 Jahre alt bist, melde Dich direkt bei mir (Marc.Friedrich@CDU-Nauheim.de) und wir sprechen offen darüber, was eine aktive Mitarbeit in der JU ausmacht.

Unabhängig von Anträgen und Initiativen: Kann ein Parteivorsitzender Einfluss auf das Handeln des Bürgermeisters nehmen, der aus derselben Partei stammt?

Marc Friedrich: Ich persönlich differenziere einerseits zwischen dem Amt des Bürgermeisters und seinen Aufgaben sowie andererseits meinen Tätigkeiten in der CDU-Fraktion und als Parteivorsitzender. Jan Fischer macht in seiner zweiten Amtszeit als Nauheimer Bürgermeister unverändert einen guten Job und besitzt das erforderliche Fingerspitzengefühl. Selbstverständlich gibt es einen Dialog zwischen ihm, der Fraktion und/oder der Partei. Mal wird mit einheitlicher Stimme und gerne auch mal konstruktiv diskutiert. Das sehe ich als Prozess der Meinungsbildung und nicht der Einflussnahme.

Zur Person: Marc Friedrich ist am 9. Februar 1976 in Gelsenkirchen geboren, seit zwölf Jahren verheiratet und Vater von zwei Kindern. In Nauheim wohnt er seit 1990, der CDU gehört er seit 2014 an. Ein Mandat als Gemeindevertreter hat er seit November 2017. CDU-Vorsitzender ist der Portfoliomanager bei der KfW IPEX-Bank seit Anfang 2020. marc.friedrich@cdu-nauheim.de

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