Kein spontaner Entschluss

Von Rainer Beutel. 

Landtagsabgeordnete Kerstin Geis (SPD) hat das geraume Zeit vakante Amt der Vorsitzenden der Bezirkslandfrauen übernommen. In der Öffentlichkeit konnte der Eindruck entstehen, dies sei eine Ad-hoc-Entscheidung gewesen. Das Gegenteil ist der Fall, wie die neue Landfrauenchefin in einem Interview mit WIR-Redakteur Rainer Beutel klarstellt und darin ihre Vorstellungen skizziert.

Frau Geis, seit wann sind Sie ­eigentlich Landfrau?

Kerstin Geis: Seit Frühjahr 2017 bin ich Mitglied bei den Nauheimer Landfrauen. Kennengelernt habe ich die Landfrauen bereits im Jahr 2007, als ich in meiner Funktion als Elternbeirätin auf der Landesebene in diversen Arbeitsgruppen des Kultusministeriums rund um das Thema Schule & Gesundheit deren Präsidentin Hildegard Schuster getroffen habe. Auch dort bringen sich die Landfrauen ein.

Warum haben Sie sich seinerzeit für eine Mitgliedschaft entschlossen, was schätzen sie an den Landfrauen?

Kerstin Geis: Die Landfrauen sind sie die größte Vereinigung von Frauen und damit eine starke Stimme für die Anliegen aller Frauen hier im Kreis. Sie setzen sich für vielfältige Themen ein. Dazu gehören frauenpolitische Fragen, Gesundheit, Ernährung, Nachhaltigkeit, Rücksicht auf die Umwelt, Integration und zahlreiche soziale Projekte. Ausschlaggebend war aber die Gemeinschaft der Nauheimer Landfrauen.

Nach Ihrer Wahl zur neuen Vorsitzenden der Bezirkslandfrauen entstand durch Berichte in der Tagespresse der Eindruck, dass Sie sich dazu mehr oder weniger spontan entschlossen hätten. Das glaube ich nicht so recht. Wie war es wirklich?

Kerstin Geis: Nein, das war keineswegs ein spontaner Entschluss. Ich wurde angesprochen und gefragt, ob ich mir diese Funktion bei den Bezirkslandfrauen vorstellen kann. Dem folgten einige Gespräche, in denen mein Entschluss dann langsam reifte.

Wie gehen Sie ihre neue Aufgabe an? Als Politikerin mit vielfältigen Kontakten, als Frau vom Lande, die Sie ja nun gerade nicht sind, völlig losgelöst von bisherigen Aufgaben und Ämtern oder in einer besonderen Mischung nach dem Motto „von allem ein bisschen“?

Kerstin Geis: Als Frau und Mutter von vier erwachsenen Kindern sind mir die Anliegen der Frauen keineswegs fremd und auch Teil meiner Lebensrealität. Seit mehr als fünf Jahren wohne ich im Kreis Groß-Gerau, in dem z.B. die Erzeugung von Lebensmitteln eine zentrale Rolle spielt. Die Aufgaben und Themen werden vom Vorstand der Bezirkslandfrauen gemeinsam besprochen und festgelegt. Dann müssen die Ortsvereine der Landfrauen von diesen Ideen überzeugt werden. Und dann werden wir das gemeinsam mit Leben füllen. Darin sehe ich meine Aufgabe, und das ist meine Haltung zur Gremienarbeit.

Was genau haben Sie sich für Ihre erste Amtszeit von zwei Jahren vorgenommen?

Kerstin Geis: Zuerst will ich den Vorstand als Team zusammen bringen und das „Tagesgeschäft“ starten. Natürlich werde ich in den Vorstand der Bezirkslandfrauen meine Themen einbringen. Das ist z.B. die Frage nach der Vermeidung von Plastikmüll und die Fragestellung, welche Aktionen dazu sinnvoll sind. Das ist aber auch das zentrale frauenpolitische Thema wie Gleichstellung von Frauen bei der Entlohnung von Arbeit, der Vereinbarkeit von Familie und Beruf, der Pflege, der Absicherung vor Altersarmut, von der ja Frauen im besonderen Maße betroffen sind.

Der Landesverband der Landfrauen berät Ortsvereine, wie sie einem fortschreitenden Mitgliederschwund begegnen können. Dazu gehört der Vorschlag, sich verstärkt in den öffentlichen Diskurs einzubringen, um auf sich aufmerksam zu machen. Kann sich der Bezirksverband mit einer Landtagsabgeordneten an der Spitze nun einfacher und mehr Gehör verschaffen?

Kerstin Geis: Als Abgeordnete im Landtag und im Kreistag bin ich sehr nah am aktuellen und politischen Diskurs im Land und im Kreis. Und selbstverständlich werden wir uns in den Diskurs einbringen. Ob und wie das gelingen kann, muss die Zukunft zeigen.

An der Spitze eines Bezirksvereins ist viel Einfühlungsvermögen in ortsspezifische Besonderheiten erforderlich. Landfrauen in Nauheim ticken vielleicht anders als in Trebur. Hier dürften ihre Erfahrungen als Politikerin sicherlich von Vorteil sein. Sehe ich das richtig? Können Sie gut integrieren und vermitteln, oder ist das gar nicht nötig?

Kerstin Geis: Da halte ich es mit Konrad Adenauer: Nehmen Sie die Menschen wie sie sind, andere gibt’s nicht. Damit habe ich in den Jahren an der Spitze des Landeselternbeirates gute und konstruktive Gremienerfahrung gemacht.

Bei den Nauheimer Landfrauen helfen Sie seit Jahren tatkräftig beim Latwejerühren und beim Kerwekaffee. Dafür haben sie (hoffentlich) auch künftig Zeit, oder?

Kerstin Geis: Und ob ich dafür künftig Zeit haben werde – und ich freue mich darauf!

 


Kerstin Geis
ist 1964 geboren und seit 2014 SPD-Landtagsabgeordnete sowie darüber hinaus in verschiedenen politischen Gremien und Verbänden tätig;
www.kerstin-geis.de

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