Kindertagespflege im Kreis

Von Ulf Krone.

Neben Kindergärten und Kitas ist die Tagespflege ein wichtiges Element, um als Eltern flexibel auf die Herausforderungen reagieren zu können. Mit dem Angebot TagesKids koordiniert der Kreis die Kindertagespflege in der Region. WIR-Redakteur Ulf Krone hat bei Dr. Anke Melchior nachgefragt.

Mit dem Projekt TagesKids Kreis Groß-Gerau wird gezielt die Kindertagespflege durch Tagesmütter und -väter gefördert. Erläutern Sie unseren Lesern bitte einmal, worum es sich dabei konkret handelt und wie es zu dem Projekt gekommen ist!

Dr. Anke Melchior: TagesKids Kreis Groß-Gerau steht für ein familiäres, flexibles und kompetentes Betreuungsangebot der rund 100 Kindertagespflegestellen im Kreis Groß-Gerau in Zusammenarbeit mit dem örtlichen Kinder- und Jugendhilfeträger, dem Fachdienst Kindertagesbetreuung, Sachgebiet Kindertagespflege im Fachbereich Jugend und Familie der Kreisverwaltung. Die Fachdienstleiterin Dagmar Richter steuert es als eines von drei Sachgebieten. Vier TagesKids-Stützpunkte, angegliedert an Familienzentren im Kreisgebiet, regeln die Vertretung im Krankheitsfall. Für die Qualifizierung neuer Kindertagespflegepersonen ist der zertifizierte Bildungsträger MAZ zuständig. Die Kurse umfassen insgesamt 300 Unterrichtseinheiten. Für dieses vielfältige und dynamische Kooperationssystem steht auch das TagesKids-Logo.

In der aktuellen Projektphase begleitet und fördert uns das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. Mit dem Bundesprogramm „ProKindertagespflege: Wo Bildung für die Kleinsten beginnt“ stärkt das Bundesministerium gezielt die Weiterentwicklung der Kindertagespflege. Von Januar 2019 bis Dezember 2021 werden 48 Modellstandorte gefördert. Nach dem Motto „Qualifiziert Handeln und Betreuen“ setzt das Bundesprogramm auf Qualifizierung der Tagesmütter und -väter, Verbesserung der Rahmenbedingungen und Stärkung der Zusammenarbeit mit den Kommunen.

Wie müssen sich die Leser die Arbeit in den insgesamt drei TagesKids-Büros (Raunheim, Groß-Gerau und Stockstadt) vorstellen?

Dr. Anke Melchior: Die drei TagesKids-Büros sind für die Regionen Nord, Mitte und Süd, entsprechend der Lage der 13 beteiligten Kommunen des Kreises, zuständig. Zwei davon sind als Außenstellen im Rathaus in Raunheim und im Familienzentrum MAZ in Stockstadt/Rh. eingerichtet. In den drei Büros ist jeweils eine Mitarbeiterin für die Fachaufsicht, Beratung, die Vermittlung von Betreuungsplätzen in der Kindertagespflege und die kommunale Vernetzung von Tagespflegestellen mit den Städten und Gemeinden zuständig. Die dezentrale Verortung im Sozialraum sorgt für kurze Wege.

Dieses spezielle Projekt läuft nun seit etwa zwei Jahren. Wie fällt Ihr Fazit bisher aus? Wie wird das Angebot angenommen?

Dr. Anke Melchior: Der Start unserer Initiative hat bereits 2010 mit der Regionalisierung der TagesKids-Büros und dem quantitativen und qualitativen Ausbau der Kindertagespflege begonnen. Seither beteiligen wir uns – nun bereits zum dritten Mal und im zehnten Jahr – am jeweiligen Bundesprogramm. Der aktuelle Projektlauf befindet sich im zweiten Jahr. TagesKids Kreis Groß-Gerau ist Teil einer langfristig angelegten Projektinitiative, die bereits ein Jahrzehnt andauert und weitergehen wird. Wir sind stolz darauf, was wir gemeinsam mit den Tagesmüttern und -vätern, den dreizehn beteiligten Städten und Gemeinden und dem Bildungsträger MAZ auf den Weg gebracht haben. Durch eine Kampagne 2017/2018 hat sich das Angebot weiter profiliert. Die Tagespflegestellen konnten qualitativ weiterentwickelt und ausgebaut werden. Die Nachfrage an Betreuungsplätzen für unter Dreijährige ist groß. Wir suchen daher neue „Quereinsteiger“ für unsere Qualifizierungen.

Wenn ich mich für die Kindertagespflege interessiere, wie sieht dann das Vorgehen aus, bis ich tatsächlich als Tagesmutter oder -vater tätig werden darf?

Dr. Anke Melchior: Um als Tagesmutter oder Tagesvater tätig zu werden, benötigen Sie eine Pflegerlaubnis nach §43 SG VIII. Der Fachdienst Kindertagesbetreuung überprüft dafür Ihre persönliche und fachliche Eignung. Dazu ist es erforderlich, mit dem regional zuständigen TagesKids-Büro Kontakt aufzunehmen. Wer sich beruflich und persönlich weiterentwickeln möchte, Freude an der Arbeit mit Kindern hat und gerne selbständig und engagiert arbeitet, ist bei uns richtig. Die nächste Qualifizierung beginnt im August. Eine Informationsveranstaltung dazu findet am 9. März, von 17.30 – 19 Uhr im Landratsamt Groß-Gerau, Wilhelm-Seipp-Straße 4, im Konferenzraum Luise Hessemer statt. Über weitere Details informiert auch unsere Homepage www.kreisgg.de/tageskids.

Soziale Kompetenzen, aber auch viele weitere Fähigkeiten, werden vor allem im Miteinander mit Gleichaltrigen in einem vertrauten Umfeld erlernt. Kann die Kindertagespflege da mehr sein als das Stopfen der Löcher, die durch fehlende Kita-Plätze entstanden sind?

Dr. Anke Melchior: Kindertagespflege ist eine Betreuungsform in privatem Rahmen, die familiennah, professionell und zeitlich flexibel ist. Aufwachsen und Lernen findet alltagsnah in einem geschützten Rahmen von maximal fünf Kindern statt. Gerade für die Jüngsten eignet sich die kleine Gruppe und Bindung an eine konstante Bezugsperson. Die Kindertagespflege hat ein besonderes Profil und stellt eine gute und gleichrangige Alternative zur Betreuung in der Kinderkrippe dar. Dies hat übrigens auch der Gesetzgeber so festgelegt.

Dr. Anke Melchior ist verantwortlich für die Öffentlichkeitsarbeit im Sachgebiet Kindertagespflege

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