Kultur darf kein Luxus sein

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Jochen Melchior (Kulturbüro Landratsamt GG) im Gespräch mit Michael Schleidt

Nunmehr im fünften Jahr präsentieren Stadt und Kreis Groß-Gerau ­gemeinsam vom 26.-28. August das Theater- und Musikfestival „Volk im Schloss“. Das WIR-Magazin hat nachgefragt beim Leiter des Kultur­büros im Landratsamt, Jochen Melchior.

Der Start der Reihe „Volk im Schloss“ war 2012 inhaltlich eng mit Georg Büchner verknüpft und mit den jeweiligen Schwerpunkten „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ auf drei Jahre angelegt. Was ist geblieben vom Theaterfestival?

Jochen Melchior: Die Erstauflage fand 2012 im 175. Todesjahr von Georg Büchner statt. Aufgrund seiner besonderen Bedeutung für den Kreis Groß-Gerau und der engen, äußerst produktiven Zusammenarbeit mit der BüchnerBühne Riedstadt, machten wir für die ersten drei Jahre die Leitworte der französischen Revolution zum Festivalthema. Die Grundidee des Festivals war und ist, dass Kultur Menschen verbindet. Bei der Programmgestaltung haben wir großen Wert auf Vielfalt gelegt. Theater, Musik, Kabarett, Artistik u.v.m. stehen nebeneinander. Regional angesagte Künstler sind ebenso vertreten wie überregional bekannte. In jedem Jahr bieten wir unserem Publikum einen kunterbunten Mix der Stile und versuchen dabei, immer besser zu werden.

Ausgaben für kulturelle Engagements stehen in Zeiten knapper Kassen unter Druck. Wie passt das zu einem Festival mit freiem Eintritt?

Jochen Melchior: Auch in finanziell schwierigen Zeiten darf Kultur nicht als Luxus betrachtet werden. Durch den freien Eintritt wollen wir allen Menschen Zugang zum Festival ermöglichen. Gerade Kinder sollten kulturelle Teilhabe und Bildung haben. Das geht am besten, wenn es für sie nichts kostet. Erfreulicherweise konnten wir zahlreiche Unterstützer aus der Wirtschaft begeistern, ohne die ein Festival dieser Art nicht zu stemmen wäre. Dazu bieten wir in diesem Jahr erstmals die Möglichkeit einer freiwilligen Spende an. So kann jeder selbst entscheiden, ob er einen Beitrag leisten möchte. Doch auch der tatsächliche Mehrwert für die Stadt Groß-Gerau und ihr Umland sollte nicht unterschätzt werden. So erreichten uns diesmal aus ganz Europa zahlreiche Anfragen nach Übernachtungs- und Freizeitmöglichkeiten.

Der Hof des Dornberger Schlosses ist wohl der perfekte Ort für die Veranstaltung und sicher einer der Erfolgsfaktoren. Doch ein schönes Ambiente allein ist nicht alles. Was macht gerade dieses Kulturfest anders, wo liegen die Besonderheiten?

Jochen Melchior: Wir sind natürlich sehr glücklich darüber, dass wir hier unser Festival ausrichten können. Alle Beteiligten, besonders aus der Stadt und dem Kreis Groß-Gerau, arbeiten mit großer Leidenschaft äußerst harmonisch und zugleich sehr professionell am Erfolg. So gesehen erzeugt „Volk im Schloss“ regionale Identität und ist ein Musterbeispiel interkommunaler Zusammenarbeit. Ich denke, dass sich die gute Stimmung dann auch auf das Publikum und die auftretenden Künstler überträgt. Neben dem abwechslungsreichen Programm bieten wir den Besuchern leckeres Essen von regionalen Erzeugern und Getränke zu fairen Preisen. Alle – vom Kind bis zum Senior – sollen sich wohlfühlen. Hier kann man einfach mal für einige Stunden abschalten.

Mit einem Chorfestival, Theater, Kabarett und viel Musik bietet „Volk im Schloss“ in diesem Jahr große Vielfalt und eine Reihe ganz unterschiedlicher Höhepunkte an.

Jochen Melchior: Wir wollen kein Genre-Festival sein. Bei uns sollen die verschiedensten Arten der Kunst gleichberechtigt nebeneinander stehen. Neben dem Ausbau des Kinderprogramms ist es gelungen, dass wir den „Abend der Chöre“ komplett ins Festivalprogramm integrieren konnten. Während die Erwachsenen der Jazz-Matinee oder dem Chorfestival lauschen, können die Kinder an einem Singworkshop teilnehmen oder Musikinstrumente ausprobieren. Es ist also für jeden etwas dabei.

Sogar die britische Rockband New Model Army, die gerade in Europa unterwegs ist. Wie kam es dazu?

Jochen Melchior: Die Musiker und ich sind durch eine jahrelange, gute Freundschaft verbunden. Da bot sich der Versuch an, die Band ins Schloss zu holen. Durch die engen Kontakte fällt die Überzeugungsarbeit natürlich etwas leichter. Eigentlich war der Auftritt schon im letzten Jahr geplant. In diesem Jahr haben wir dafür die Live-Weltpremiere des neuen Albums, das am 26. August erscheint. Neben all den großen Namen möchte ich aber unbedingt den Auftritt der holländischen Band „Liptease“ empfehlen. Die waren zuletzt in Holland mit fetzigem 50er-Jahre-Rock’n’Roll im „Super-Talent-Finale“ und sind wirklich sehenswert.

www.volk-im-schloss.de

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