Kultur in unserer Region dokumentiert
Von Rainer Beutel.
Für 2018/2019 plant der Groß-Gerauer Kulturstammtisch die aktualisierte und stark überarbeitete Neuauflage des „Kulturatlas Gerauer Land“, der zuletzt 2011 zusammen mit dem Magistrat der Kreisstadt Groß-Gerau sowie dem WIR-Magazin herausgegeben wurde. WIR-Redakteur Rainer Beutel hat W. Christian Schmitt befragt, der 2006 zusammen mit Dr. Dittmar Werner (†) erstmals diese Dokumentation erarbeitete, die einen Überblick über kreatives Schaffen hier bei uns in der Region liefert.
Herr Schmitt, Sie sind der Spiritus Rector des „Kulturatlas“. Zurzeit bereiten Sie zusammen mit Ralf Schwob, Beate Koslowski und Britta Röder eine Neuauflage dieses wichtigen Führers durch die kulturelle Landschaft in unserer Region vor. Was wird anders als in den beiden vorangegangenen Ausgaben?
W. Christian Schmitt: Kultur spiegelt den gesellschaftlichen Wandel eines Landes und natürlich auch unserer Region wider. Das Erarbeiten eines solchen Nachschlagewerks, an dem vier Kultur-Engagierte teilnehmen, ist ein stets spannendes Unterfangen, bei dem wir nicht von vorneherein sagen können, was letztlich dabei herauskommen wird. Bei der ersten Ausgabe des „Kulturatlas“ hatten wir uns vorgenommen, eine „Informationslücke“ in Sachen Kultur zu schließen. Oder wie es Dr. Werner damals in seinem Vorwort schrieb: „Der vorliegende Kulturatlas dokumentiert den Versuch einer Bestandsaufnahme zu den kreativen Potentialen in der Kreisstadt Groß-Gerau, wie sie bei hier lebenden und in die Stadt hineinwirkenden Kulturschaffenden anzutreffen sind…“.
Wie ging es nach der „Bestandsaufnahme“ weiter?
W. Christian Schmitt: In meinem Beitrag zum „Kulturatlas 2011. Kreativität in der Kreisstadt und im Gerauer Land“ hieß es dann schon: „Neben den Kreativen waren uns allerdings auch Informationen wichtig, die Rückschlüsse auf das ‚kulturelle Klima‘ im Gerauer Land zulassen…“. Dies boten wir unseren Lesern in Form einer Reihe von Essays an, in denen es um Themen ging wie z.B. „Heimatvereine“, „Heimatmuseen“, „Büchereien“, „Chöre“, „Junge Musikszene“, „Karnevalsvereine“, „Kulturstiftungen“ oder „Kulturorte“. Mit unserem Kulturatlas Nr. 3 wollen wir noch einen Schritt weiter gehen und aufzeigen, welchen Stellenwert Kultur – für Entscheidungsträger in Stadt und Land noch immer ein „weicher Standortfaktor“, für dessen Förderung oft wenig Mittel zur Verfügung gestellt werden – für unsere Gesellschaft hat.
Das Redaktionsteam hat aus einer Vielzahl von kulturellen Angeboten all jene auszuwählen, die Aufnahme finden sollen in diesem Kulturatlas. Nach welchen Kriterien erfolgt die Auswahl?
W. Christian Schmitt: Wir sind uns zumindest in dem Punkt einig, dass Aufnahme finden soll, was jenseits der Hobby-Kunst einen kreativen Beitrag zu dem leistet, was in der Region über den Tag hinaus Beachtung findet. Ansonsten stellt jeder im Team seine Erfahrungen und Vorlieben in Sachen Kultur zur Diskussion – bevor wir mehrheitlich eine Entscheidung treffen.
Was muss ein „Kulturschaffender“ mitbringen, um in den Kulturatlas aufgenommen zu werden?
W. Christian Schmitt: Natürlich sind wir Anregungen gegenüber aufgeschlossen. Auch Hinweise aus den Kulturämtern reihum fließen in die Entscheidungen des Redaktionsteams gerne mit ein. Denn unser Anspruch ist, Kultur in unserer Region zu dokumentieren.
Wie hat sich denn die kulturelle Landschaft sowohl in der Kreisstadt als auch im Gerauer Land in den zurückliegenden Jahren verändert?
W. Christian Schmitt: Wenn Sie sich heute die Terminkalender der Städte und Gemeinden hier bei uns anschauen, dann können Sie über die Vielfalt kultureller Angebote in den Bereichen Literatur, Malerei, Musik, Theater, Museen oder Events nur erfreut staunen.
Was schätzen Sie am kulturellen Leben hier bei uns fernab der Großstädte besonders?
W. Christian Schmitt: Lassen Sie mich ein paar Beispiele nennen. Die Kreissparkasse lockt nicht nur mit Ausstellungen regelmäßig in ihre Schalterhalle, sondern hat etwa auch mit ihrem Mundart-Wettbewerb „Mer sin vun do!“ bewusstgemacht, dass die Region über erstaunlich viele kreative Potentiale verfügt. Die Groß-Gerauer Volksbank hat u.a. mit Veranstaltungsreihen wie „Dichterlesungen in der Kreisstadt“, „Das Beste aus dem Gerauer Land“ oder „Gerauer Dialog“ gezeigt, dass man nicht nach Darmstadt, Frankfurt, Mainz oder Wiesbaden fahren muss, um Kultur hautnah zu erleben. Noch gar nicht geredet von den Programmen des Büttelborner „Café Extra“ oder dem Festival „Volk im Schloss“.
Wie finanziert sich der Kulturatlas?
W. Christian Schmitt: Der Groß-Gerauer Kulturstammtisch ist kein Verein, der von Mitgliedsbeiträgen einen Teil des Projekts finanzieren könnte. Wir sind auf Sponsoren angewiesen, denen wir Anzeigenfelder im Kulturatlas anbieten und die damit bekunden, dass auch für sie Kultur ein wesentlicher Bestandteil gesellschaftlichen Zusammenlebens ist. Den Magistrat der Kreisstadt Groß-Gerau, der unsere Bemühungen von Beginn an unterstützt hat, wollen wir auch diesmal wieder als Mitherausgeber gewinnen. Denn erst durch seine Unterstützung ist eine Realisierung des Projekts „Kulturatlas“ möglich.
Wo und wann können Interessierte die neue Ausgabe bekommen?
W. Christian Schmitt: So schnell schießen die Preußen nicht. Zunächst bemühen wir uns, eine möglichst umfassende Übersicht über Kultur hier bei uns zu erarbeiten. Dann sehen wir weiter. Über entsprechende Entwicklungsschritte wird das WIR-Magazin seine Leser im Gerauer Land ab und an informieren.