Lieber Gestalter als Zuschauer
Jens Armbrust war zwei Jahre Beisitzer und ebenso lang Geschäftsführer im Groß-Gerauer Gewerbeverein. Nun ist er Vorsitzender. Der 41-jährige Geschäftsmann aus der Reinigungsbranche hat sich einiges vorgenommen, um die Attraktivität des Gewerbes in seiner Stadt zu steigern – und zwar nicht nur in der Innenstadt.
Herr Armbrust, ein Amt wie das des Gewerbevereinsvorsitzenden einer Kreisstadt bringt reihenweise Verpflichtungen mit sich. Warum haben Sie sich als viel beschäftigter Unternehmer dafür entschieden, diese zusätzlichen Aufgaben zu übernehmen?
Jens Armbrust: Ich bin in Groß-Gerau geboren und Lokalpatriot. Mein Familienunternehmen ist seit 32 Jahren am Wirtschaftsstandort Groß-Gerau verwurzelt. Sicherlich ist dieses Amt mit einem nicht unerheblichen Zeitaufwand verbunden. Meine Verbundenheit zum hiesigen Gewerbe und die Idealvorstellung, dass sich diese Unternehmer gegenseitig unterstützen treibt mich an. Ich bin in meiner Stadt lieber Gestalter als Zuschauer. Deshalb bot sich diese Herausforderung für mich an.
Für Ihren Gebäudeservice werben Sie mit dem Slogan „Dienstleistung mit Präzision“. Sie spielen damit auf ihren Nachnamen an. Kann dieses Motto auch für ihr neues Amt sinnvoll oder für den kompletten Verein nützlich sein?
Jens Armbrust: In gewisser Weise ja. Ich versuche mit Präzision beziehungsweise Genauigkeit zuzuhören, was meine Mitglieder zu sagen haben. In vielen Einzelgesprächen habe ich bereits interessante Informationen sammeln können. Was ist Ihnen wichtig, was finden sie gut, was nicht? Ein starker Gewerbeverein kann nur wachsen, wenn er auf seine Mitglieder eingeht und als Interessenvertreter handelt.
Sie sind für zwei Jahre gewählt. Eigentlich ein bisschen kurz, um viel zu bewegen. Wissens Sie jetzt schon, ob Sie mittel- oder langfristig Vorsitzender des Gewerbevereins sein möchten?
Jens Armbrust: Als erstes freut es mich, dass mir der Verein das Vertrauen geschenkt hat. Ich sehe es auch so, dass Veränderungen Zeit brauchen. Die Bereitschaft und Lust zu mehr als einer Amtszeit ist bei mir auf jeden Fall da.
Sie haben angekündigt, den Gewerbeverein zu modernisieren, unter anderem mit einem Facebook-Auftritt, um neue Zielgruppen anzusprechen. Gibt es weitere Ideen?
Jens Armbrust: Die neuen und sozialen Medien und Netzwerke sehe ich generell als Chance. Unser Facebook-Auftritt soll da jetzt mal ein Anfang sein. Wichtig ist natürlich, dass wir unsere Mitglieder mit solchen Projekten abholen können, das heißt ihnen den Mehrwert nahebringen. Wenn wir das schaffen sind solche Dinge fast Selbstläufer.
Was gibt es noch?
Jens Armbrust: Unser überarbeitetes Format „Stammtisch“ ist sicherlich auch ein Baustein zur Aufwertung des Gewerbevereins. Spannende Themen, qualifizierte Referenten, offene Dialoge, Ideensammlungen und -austausch. Das lässt den Verein und das Gewerbe sicherlich zusammenrücken. Grundsätzlich ist es unser Ziel, noch mehr Unternehmer ins Boot zu holen. Eine starke Gemeinschaft hat größeres Gehör!
Wenn sie sich die Groß-Gerauer Gewerbetreibenden betrachten: Was sind die Stärken der ortsansässigen Betriebe, wo gibt es noch Verbesserungsbedarf im Angebot oder Service?
Jens Armbrust: Wenn man sich die Innenstadt betrachtet, ist klar, dass Groß-Gerau eine Stadt der kurzen Einkaufswege ist. Für mich persönlich ist dies sehr angenehm, hier alles zu bekommen, was man so zum Leben braucht. Aus Vereinssicht wäre es natürlich wünschenswert, wenn aus diesem Bereich noch mehr Gewerbetreibende sich mit uns verbünden. Schließlich profitiert die Innenstadt von diversen Veranstaltungen der Stadt und des Vereins.
Es geht aber nicht nur um die City, oder?
Jens Armbrust: Richtig. Der Gewerbeverein ist weitaus mehr als „nur“ Innenstadt. Handwerk, Dienstleister und Spezialisten sind in ganz Groß-Gerau verteilt. Diese dürfen keinesfalls vergessen werden. Die Stadt bietet für den Kunden und Konsumenten fast jedes Angebot. Darauf müssen wir aufmerksam machen. Im Optimalfall sollten „Gerer“ möglichst bei „Gerern“ kaufen oder bestellen.
Für einen Gewerbeverein bietet sich stets auch eine enge Zusammenarbeit mit der Kommune an. Was wollen Sie auf diesem Feld voranbringen? Planen Sie neue, zusätzliche Veranstaltungen oder den Ausbau bestehender, bewährter Konzepte?
Jens Armbrust: Eine enge Absprache ist hier in meinen Augen sehr wichtig. Die Stadt Groß-Gerau und der Gewerbeverein sind auch schon über Jahre im Dialog und pflegen eine gute Kooperation. Sicherlich gibt es hier noch Prozesse, die verbessert werden können. Bewährte Konzepte werden definitiv beibehalten und weiterentwickelt. Ideen und Ansätze zu neuen Veranstaltungen sind sicherlich vorhanden, aber noch nicht spruchreif.
Wie denken Sie über eine Kooperation mit den Gewerbevereinen umliegender Orte, etwa Büttelborn, Trebur und Nauheim? Gibt es Kontakte oder gar Pläne für gemeinsame Aktionen?
Jens Armbrust: Einen kollegialen Austausch mit anderen Ortsvereinen finde ich sinnvoll. In Zukunft soll es da durchaus Gespräche geben. Inwiefern sich daraus mehr entwickelt, werden die Gespräche zeigen.
Und wie könnte das Einkaufen in der Kreisstadt für die Kunden noch bequemer, noch attraktiver werden?
Jens Armbrust: Mir stellt sich als Vorsitzender aller Mitglieder des Gewerbevereins eher die Frage, wie man die Angebote des gesamten Gewerbes in Groß-Gerau besser vermarktet oder veröffentlicht und dadurch attraktiver macht. Eine Möglichkeit ist ja bekanntlich unser Projekt Facebook. Weitere Plattformen können in Zukunft durchaus folgen.
Gesprächspartner Rainer Beutel
Jens Armbrust leitet die Firma Armbrust Gebäudeservice, die 1985 von seinem heute 86 Jahre alten Vater Ulrich Armbrust gegründet wurde. Das Unternehmen beschäftigt knapp 90 Mitarbeiter. Der Vorsitzende des Gewerbevereins ist per E-Mail unter j.armbrust@armbrust-service.de erreichbar.