Meckern kann jeder

Von Rainer Beutel.

Luca Karger aus Rüsselsheim ist 22 Jahre alt und bereits ein viel beschäftigter Mann. Er ist Kreisvorsitzender der Jungen Union Groß-Gerau, Geschäftsführer der CDU Rüsselsheim und jüngster Stadtverordneter in der Opel-Stadt. Ganz „nebenbei“ studiert er in Mainz unter anderem Publizistik. Viele Aufgaben, und für seine Partei ist er ein Hoffnungsträger. WIR-Redakteur Rainer Beutel hat sich bei ihm erkundigt, wie Karger das Pensum bewältigt und wie sich die Junge Union im Kreis von der CDU abgrenzt.

Herr Karger, kann man diesen vielen Aufgaben parallel jeweils zu 100 Prozent gerecht werden?

Luca Karger: Ich würde lügen, wenn ich diese Frage mit einem deutlichen „Ja“ beantworten würde. Das ehrenamtliche Engagement nimmt in meinem Leben sehr viel Zeit ein: Mit Vorstandssitzungen, Fraktionssitzungen, Ausschusssitzungen, Stadtverordnetenversammlungen und weiteren JU/CDU-Terminen kommt da im Monat einiges an Zeit zusammen, die ich mit Politik verbringe. Mit der richtigen Motivation, gutem Zeitmanagement und der ein oder anderen Nachtschicht versuche ich, für das Studium und auch in der Politik 100 Prozent zu geben. Hierbei unterstützen mich vor allem meine Familie, Freunde und die Mitstreiter aus JU und CDU.

Welche Ziele haben Sie sich als Vorsitzender der Kreis-JU gesetzt?

Luca Karger: Ein Ziel, dass sich der JU-Kreisvorstand vorgenommen hat, ist die Verjüngung der Kreistagsfraktion. Wir können als CDU nur dann glaubhaft sein, wenn alle Generationen in den politischen Gremien vertreten sind. Das ist aktuell – zumindest im Kreistag – nicht der Fall. Aus diesem Grund werden wir uns für JU-Vertreter auf der CDU Liste einsetzen. Ein weiteres Ziel ist die Reaktivierung und Neugründung von weiteren Stadtverbänden, um lokale Politik noch intensiver beeinflussen zu können und der Jugend eine Stimme zu geben.

Ob JU, Jusos, Junge Liberale oder Grüne Kreisjugend – politisch engagierte Menschen sind seit den späten 1960-er und frühen 1970-er Jahren relativ selten. Kann sich das wieder ändern oder muss man sich damit abfinden?

Luca Karger: Man kann und darf sich damit nicht abfinden. Mit Hilfe des Internets ist es heutzutage einfacher denn je, sich über politische Inhalte zu informieren und in sozialen Medien über diese zu diskutieren. Wie wir aktuell sehen können, beziehen Jugendliche zu politischen Themen vermehrt Stellung: Sie gehen beispielsweise auf die Straße und demonstrieren für besseren Klima- und Umweltschutz. Wenn jeder Jugendliche diese Zeit dann noch in politische Jugendorganisationen stecken würde, wäre unserer Gesellschaft geholfen. Auf die Straße gehen und meckern kann jeder – selbst Verantwortung tragen und sich innerhalb von politischen Organisationen für seine Überzeugungen einzusetzen, ist dann wieder etwas Anderes.

Sind Greta und YouTuber Rezo typische Vorbilder für eine politischer werdende Jugend? Oder eher Kevin Kühnert von der SPD beziehungsweise Philipp Amthor von der CDU?

Luca Karger: Es ist schon mal gut, wenn man eine klar formulierte Meinung hat und diese auch anderen mitteilt, wie beispielsweise Greta oder Rezo. Allerdings ist für mich jemand, der sich in einer Partei ehrenamtlich engagiert und somit auch politische Veränderungen vorantreibt, ein wirkliches politisches Vorbild.

Mit Blick auf dieses Quartett: Welchen politischen Stil pflegen Sie denn?

Luca Karger: Ich würde mich keinem dieser vier Personen zu 100 Prozent zuordnen, allerdings bewundere ich den politischen Stil von Philipp Amthor: Er argumentiert sachlich, ruhig und redet dann, wenn nötig, Klartext.

Rezo hat die CDU ziemlich aufgewühlt. Wo sind für Sie die Grenzen des politischen Diskurses erreicht?

Luca Karger: Für mich hört der politische Diskurs dann auf, wenn Rassismus, Diskriminierung, Lügen und die Ablehnung unseres Grundgesetzes an der Tagesordnung stehen.

Was macht die JU im Kreis Groß-Gerau eigentlich anders als ihre Mutterpartei, die CDU? Was ist „jung“ an der JU?

Luca Karger: Die CDU kann von der JU noch einiges lernen: Sei es beim Thema Kommunikation oder Digitalisierung. Wie sich die Mutterpartei dort anstellt, lässt aktuell zu wünschen übrig. Auch bei schulpolitischen oder weiteren Themen, die die Jugend betreffen, sind wir näher an der Realität als der Ü60-Jährige, der seit Jahren politische Verantwortung trägt. Darüber hinaus nehmen wir als JU direkten Einfluss auf das Wahlprogramm von der CDU. Viele Ideen, die von der CDU geführten Regierung umgesetzt werden, stammen ursprünglich von uns. Das zeichnet uns im Gegensatz zu vielen anderen Jugendorganisationen aus: Die Mutterpartei hört uns zu, und wir können direkten Einfluss auf die Gestaltung der Politik nehmen.

Gibt es bei der JU andere oder weitergehende Ansätze als bei der CDU?

Luca Karger: Die JU hat beispielsweise eine ganz andere Meinung zum Thema Frauenquote als die CDU. Frauen sollten nicht auf ihr Geschlecht reduziert werden, vielmehr sollen die Qualifikationen zählen, die eine Frau für Aufgaben und Ämter mitbringt. Im Allgemeinen stellt die JU konkrete Forderungen und redet in vielen politischen Auseinandersetzungen Klartext, anstatt um den heißen Brei zu reden, wie dies ab und an in der Politik zu beobachten ist. Dies ist unter anderem der Tatsache geschuldet, dass wir die „jungen“ sind und ruhig auch mal provozieren können.

Die JU ist nicht in allen Orten des Kreises präsent. Woran liegt das? Und streben Sie an, das zu ändern? Wenn ja, wie?

Luca Karger: In unserer schnelllebigen Gesellschaft ist es schwer, Jugendliche zu finden, die sich neben Schule, Studium und anderen Verpflichtungen in ihrer Freizeit in einer politischen Jugendorganisation engagieren. Der JU-Kreisvorstand konnte durch viele Aktionen, unter anderem während des Landtagswahlkampfs, neue Mitglieder gewinnen. In den vergangenen Monaten konnten wir die JU Main-Spitze wiederbeleben und arbeiten aktuell an der Gründung von zwei neuen JU Stadtverbänden. Insgesamt sind wir ein starker JU-Kreisverband im Landkreis, der sich für die Interessen der Jugendlichen und jungen Erwachsene stark macht.

 

Luca Karger
ist unter anderem JU-Kreisvorsitzender;
luca-karger97@hotmail.de

 

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