Meister Adebar in Nöten

Erfurth_Peter


Peter Erfurth
ist Datenbank-Spezialist des Groß-Gerauer Stadtmuseums;

pedepe@gmx.de

Kreisblatt 1888: Die Storchenfamilie, die auf dem Küchler’schen Hause ihren Stammsitz hat, macht seit einiger Zeit mit der „Jugend” Ausflüge, daher kommt es, daß man die Störche bald da und bald dort wahrnehmen kann. Als am Samstag Abend die jungen Störche gemüthlich auf einem Schornstein der Oelfabrik sich niedergelassen hatten, kam der Vater Storch herbei, um dieselben zu füttern. Dies scheint aber nicht mit der gewohnten Sorgfalt vor sich gegangen zu sein, denn plötzlich rutschte der eine junge Storch in den Schornstein hinunter. Nun war guter Rath theuer! Ein in der Fabrik beschäftigter Heizer unternahm es, den Verunglückten wieder herauszuschaffen, was auch glücklich gelang, doch hatte sich das weiße Kleid in ein schwarzes verwandelt, auch war der Storch an einem Beine verletzt. Man reinigte denselben und nahm ihn in Pflege, die dafür bürgt, daß das Storchenpaar eines schönen Tages seinen Sprößling wieder im Neste sehen wird.

Kreisblatt 1888: Der junge Storch, der kürzlich in den Schornstein der Oelfabrik stürzte und von einem .Heizer wieder herausgeholt wurde, befindet sich immer noch in Pflege. Das lädirte Bein sucht man durch nasse Aufschläge und Auflegen von Carbolwatte wieder zu heilen. Die Nahrung des Patienten bilden Frösche und ähnliche Leckerbissen. Ob das Thier beim Abzug der Alten im Stande sein wird, den Flug nach fernen Gestaden mitzumachen, steht noch dahin. Die andern Storche scheinen ihren Genossen sehr zu vermissen, sie wissen, wo er sich befindet, und kommen oft angeflogen, um von der Höhe herab nach demselben sich umzusehen. Dieser blickt dann sehr betrübt zu ihnen hinauf, kann ihnen aber nicht folgen.

Kreisblatt 6. Aug. 1888: Der durch Sturz in den Schornstein der Oelfabrik verunglückte Storch ist jetzt wieder soweit hergestellt, daß er sich in die Lüfte zu erheben vermag und Aussicht vorhanden ist, daß er den demnächstigen Flug nach „Egyptenland” mitmachen kann.

Quelle: Kreisblätter aus dem Archiv des Stadtmuseums

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