Mit Mondauto und Landefähre

Von Rainer Beutel.

In Trebur soll in den nächsten zwei Jahren unter Führung der Astronomie Stiftung Trebur ein Astronomiepark entstehen. Die Anlage könnte weit über den Kreis Groß-Gerau hinaus zu einem Publikumsmagnet werden. WIR-Redakteur Rainer Beutel hat den Ideengeber Manfred Liedtke nach den Motiven befragt, die dazu führen, dass in der Großgemeinde eines ­Tages sogar ein Mondauto zu bestaunen ist.

Herr Liedtke, die Leute reden über einen „Astro-Park in Trebur“, aber noch ist nichts zu sehen. Was ist denn da geplant?

Manfred Liedtke: Wir wollen etwa zehn bis 15 Pavillons bauen, in denen mit Hilfe moderner Projektionstechniken astronomische Themen in kurzen Filmsequenzen raumfüllend vorgestellt werden. Man kann diese Pavillons nacheinander betreten – sie sind mit schleusenartigen Gängen verbunden. Es wird eine sinnvolle Themenabfolge geben und in jedem Pavillon werden spezielle Medien zur Vermittlung eingesetzt. Die Spanne der eingesetzten und miteinander kombinierten Medien reicht von audiovisuellen Panoramaprojektionen über reale Ausstellungsobjekte bis hin zu Virtual Reality Anwendungen mit Simulatoren. Darüber hinaus wird es auch eine Außenanlage geben, die aus mehreren Stationen besteht, in denen man bei klarem Himmel spannende Dinge über die Sterne erfahren kann. Dieser Bereich wird auch einladen zum Schlendern, Entspannen und Meditieren unter freiem Himmel.

Wann wird die die Eröffnung gefeiert, wie sieht der Zeitplan aus?

Manfred Liedtke: Erste Verträge sollen im Spätsommer unterschrieben werden, und dann können die Bauarbeiten für die Fundamente und die Außenanlage beginnen. Die Pavillons können im Lauf des nächsten Jahres entstehen. Eine erste feierliche Eröffnung der Stationen – noch ohne thematische Belegung – könnten wir uns schon für den Herbst 2020 vorstellen. Dann werden die astronomischen Themen und Objekte implementiert. Eine Eröffnung des Astronomieparks könnte im Sommer 2021 erfolgen.

Wer steckt eigentlich hinter dem Projekt, und welche Rolle und Aufgabe haben Sie?

Manfred Liedtke: Das Projekt wird vorangetrieben von der Astronomie Stiftung Trebur und ihrem Vorsitzenden und Stiftungsgeber Michael Adrian. Ich selbst hatte die Idee zu diesem Park und habe alle wesentlichen Elemente und Inhalte geplant und ausgearbeitet. Die bautechnische Realisierung wird von dem Architekten Benjamin Adrian geleitet. Ich werde die medientechnische und inhaltliche Umsetzung verantworten.

Was hat die Gemeinde Trebur von dem Astropark? Kann auch der gesamte Kreis Groß-Gerau davon profitieren?

Manfred Liedtke: Das Projekt stellt einen sehr innovativen Ansatz für einen Lernerlebnisort dar, der in dieser Form sicher einige überregionale Aufmerksamkeit (über den Kreis Groß-Gerau hinaus) erlangen wird. Die Verbindung zwischen diesem Park, dem Treburer Planetenweg und der einzigartigen Sternwarte, die schon seit fast 20 Jahren sehr erfolgreich in Trebur arbeitet, kann zu einer Art Hotspot in der populärwissenschaftlichen Szene werden. Das Thema Astronomie und die einzigartige erlebnisorientierte Vermittlungsart wird eine große Bandbreite von Nutzungsgruppen haben. Außerdem können größere Gruppen „bespielt“ werden – denken Sie an Vorschulkinder, Schulklassen, VHS-Gruppen etc.

Wie wird das alles finanziert?

Manfred Liedtke: Finanziert wird das ganze Projekt ausschließlich über die Astronomie Stiftung Trebur durch ihren Stiftungsgeber Michael Adrian. Die laufenden Betriebskosten des Astronomieparks sollen nach Möglichkeit über Eintrittsgelder erwirtschaftet werden. Der Park ist Teil der Stiftung und darf deshalb keine Gewinne erzielen. Überschüsse werden in die inhaltliche und technische Weiterentwicklung investiert.

Auf was dürfen sich die Menschen freuen, wenn sie eines Tages den Astropark besuchen? Ein Mondauto etwa?

Manfred Liedtke: Ein Nachbau des Mondautos steht tatsächlich zurzeit im Galileo Park in Lennestadt, nahe Siegen. Dort können Besucher mit Hilfe einer Virtual Reality Brille frei über die Mondoberfläche fahren und nachvollziehen, wie sich die Apollo-Astronauten gefühlt haben. Dies ist das diesjährige Highlight im Sauerland. Diese Anwendung wurde von mir entwickelt und wird nächstes Jahr zum Astronomiepark kommen, um dort in die Ausstellungen eingebaut zu werden. Es gibt auch einen Nachbau der Mondlandefähre und des Command Moduls von Apollo 11 … und noch vieles mehr. Alle diese interaktiven Modelle und Stationen werden ihren Standort in Trebur finden. Durch die moderne medientechnische Ausstattung des Parks mit seinen größtenteils virtuellen Inhalten wird eine immense Variabilität der Ausstellungsthemen erzielt. So können kurzfristig topaktuelle Themen oder Inhalte mit lokalem Bezug (z.B. Vereinsjubiläen) realisiert werden. Wir können in den einzelnen Pavillons sehr flexibel reagieren.

Wagen Sie noch einen Blick in die Sterne: Welche Projekte plant die Astronomie Stiftung Trebur in fernerer Zukunft?

Manfred Liedtke: Bei uns geht die wissenschaftliche Arbeit in einem stetigen Gang voran. Der Himmel gibt dabei den Takt vor. Helligkeits- und Positionsmessungen, sowie spektroskopische Untersuchungen von Objekten, die lange Untersuchungszeiträume brauchen, wechseln sich auf unserem Arbeitsplan ab mit aktuellen, unvorhersehbaren astronomischen Ereignissen, die einen schnellen Blick auf das Geschehen erfordern. Für die Öffentlichkeitsarbeit möchte ich auf das Ereignis 2019 hinweisen – den Merkurtransit vor der Sonne am 11. November von 12 bis 18 Uhr. Den werden wir intensiv beobachten und hoffen auf ein breites Interesse der Öffentlichkeit, die wir schon jetzt in die Astronomie Stiftung Trebur einladen.

www.t1t-trebur.de

Zur Person: Manfred Liedtke, 62 Jahre alt. Der Diplom-Designer arbeitet am Institut für Mediengestaltung der Hochschule Mainz. Konzipierte und gestaltete Ausstellungen in Mainz für das Naturhistorische Museum, das Gutenberg Museum und das Landesmuseum sowie für zahlreiche weitere Museen in Deutschland. Arbeitsschwerpunkt: Erforschung der Wirkungsweisen in der virtuellen Realität (Virtual Reality) und der erweiterten Realität (Augmented Reality). Im Vorstand der Astronomie Stiftung Trebur verantwortlich für Öffentlichkeitsarbeit.

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