Mit Olympia-Helden im Gespräch
![]() | Karl-Heinz Pilz ist Sportchronist und Mitglied in mehreren Nauheimer Vereinen; museum-nauheim@web.de |
Von Karl-Heinz Pilz
Am Abend des 30. September 2000, also vor 16 Jahren, war ich, auf Einladung des Nauheimers Wolfgang Kindinger, Quartiermeister der deutschen Olympiamannschaft, im „Deutschen Haus“ in Sydney.
Ich unterhielt mich mit dem Karlsteiner Alexander Leipold (VfK Schifferstadt), der vor wenigen Stunden die Goldmedaille im Weltergewicht des Freistilringens gegen den Amerikaner Brandon Stay gewonnen hatte. Er gab mir seine Medaille, und es war die dritte Goldmedaille, die ich in meinen Händen hielt. Die erste war von Karl Schäfer, der 1936 in Berlin das Einer-Rudern gewann. Er zog nach dem II. Weltkrieg durch die Schulen und führte einen Film von den Olympischen Spielen 1936 vor. Die zweite Goldmedaille durfte ich von Konrad Wirnhier in der Hand halten, der 1972 in München im Tontauben-Skeetschießen siegte.
Nach dem Gespräch hatte ich von Alexander Leipold einen sehr angenehmen und vertrauensvollen Eindruck. Umsomehr war ich überrascht, als man einige Tage später Leipold die Goldmedaille wegen Dopingmissbrauchs wieder abnahm und sie an Brandon Stay übergab. Für mich war das unverständlich, da Leipold als zweifacher Weltmeister und vierfacher Europameister über die Dopingregularien genau informiert war. Leipold wurde gesperrt, obwohl das Dopingurteil bis heute sehr umstritten ist.
Leipold kämpfte einen schier aussichtslosen juristischen Kampf beim Internationalen Sportgerichtshof CAS in Lausanne, um seine Unschuld und Glaubwürdigkeit zu beweisen. Ein Teilerfolg wird erreicht, als seine Sperre halbiert, er die Prozesskosten nicht zahlen muss, und er im November 2001 bei der Weltmeisterschaft in Bulgarien wieder starten darf. Sein Kampf hatte auch körperliche Folgen. Im Jahre 2003 übersteht er drei Schlaganfälle, 2010 wird er rehabilitiert und sogar Bundestrainer. Aber die Goldmedaille erhält er nicht zurück. Alexander Leipold wird sich nie Olympiasieger nennen dürfen. Sieger der Olympischen Spiele ist hingegen erlaubt. Es kann für ihn nur ein schwacher Trost sein, dass dieser Begriff nicht geschützt ist.