Quo vadis Büttelborn?

Von Ulf Krone.

Wenn am 28. Oktober die Menschen in Hessen zur Landtagswahl an die Wahlurnen strömen, wird in Büttelborn gleichzeitig ein neuer Bürgermeister gewählt. Neben dem Amtsinhaber Andreas Rotzinger (r.) hat auch Marcus Merkel (l.) von der SPD seinen Hut in den Ring geworfen. Wir stellten den Kandidaten dieselben drei Fragen:

Was sind ihrer Meinung nach die dringlichsten Themen in Büttelborn in den kommenden Jahren?

Andreas Rotzinger: Wir müssen die Finanzen der Gemeinde und den Haushalt insgesamt auch in den kommenden Jahren weiter im Griff behalten. Denn wir brauchen finanzielle Handlungsspielräume für unsere Vorhaben und für die Entwicklung der Lebensqualität und Attraktivität von Büttelborn.
Im Rumpfjahr meines Amtsantritts 2013 habe ich zuvor beschlossene Haushaltsplanungen übernommen, die noch mit einem Minus von 1,9 Mio. Euro abgeschlossen wurden. Seit 2016 geben wir nicht länger mehr Geld aus, als wir einnehmen. Das Haushaltsjahr 2017 konnten wir mit einem Überschuss von rund 0,6 Mio. Euro abschließen. Wir haben gut gewirtschaftet und aufmerksam auf die Kosten geachtet. Das zahlt sich jetzt aus.
Ich bin überzeugt, dass wir mit Disziplin und gutem Wirtschaften Spielräume erhalten für z.B. die Kinderbetreuung auf weiterhin hohem Qualitätsniveau, für die Seniorenbetreuung in stationärer Pflege, in betreutem Wohnen oder in der Tagesbetreuung sowie für die Hausärztliche Versorgung durch ein medizinisches Versorgungszentrum. Mein Anliegen ist es, in den kommenden Jahren weiterhin mit der gebotenen Sorgfalt das Geld der Gemeinde zu behandeln, um die Werte der Gemeinde zu bewahren und zu entwickeln.

Marcus Merkel: Für alle drei Ortsteile gilt: wir brauchen ein übergeordnetes Konzept für die nächsten zehn Jahre und weiter. Hier will ich ansetzen, ohne die aktuellen Problemstellungen zu vernachlässigen. Auf meiner Webseite www.marcus-merkel.com habe ich alle meine Themen, die ich anpacken möchte, aufbereitet: ein umfassendes Konzept für eine erfolgreiche Wirtschaftsförderung inklusive wirksamem Standortmarketing. Heißt dann auch: wir brauchen eine strukturelle Anpassung unserer Haushaltspolitik, die auf klugen Ideen zur Verbesserung der Einnahmenseite basiert und den Sanierungsstau der letzten Jahre aufhebt.
Ein sehr wichtiges Thema ist auch die medizinische Versorgung in Büttelborn. Ein paar Räume im Zentrum für Gemeinschaftshilfe umzuwidmen, ist sicherlich nicht der richtige Ansatz. Wir müssen hier größer denken. Als Büttelborner mit Leib und Seele liegt mir die Lebensqualität der Bürger in allen drei Ortsteilen sehr am Herzen. Wir können auf der Habenseite noch mehr rausholen: Stärkung des Ehrenamts, Festigen der sehr vielseitigen Vereinskultur, Kinderbetreuung in Krippe und Kindergarten. Wo wir auf keinen Fall nachlassen dürfen, ist im Kampf gegen die Lärmbelastung. Im Sinne der notwendigen CO2-Reduzierung müssen wir den erneuerbaren Energien eine höhere Priorität zuweisen. Hier braucht es ein ganzheitliches Energiekonzept, das langfristig angelegt ist, Kosten reduziert und CO2 einspart.
Alle Themen hängen eng miteinander zusammen und brauchen eine ganzheitliche Betrachtung. Mein Blick von außen hat den Vorteil der Klarheit. Ich sehe, wo wir dringend anpacken müssen.

Wie sieht Ihr Fahrplan für die Amtszeit als Bürgermeister aus? Was werden Sie als erstes angehen, sollten Sie die Wahl gewinnen?

Andreas Rotzinger: Als wiedergewählter Bürgermeister werde ich die aktuellen Projekte im Sinne aller Einwohner in Worfelden, Klein-Gerau und Büttelborn weiter vorantreiben. Das sind z.B. die innerörtliche Entwicklung im Ortsteil Büttelborn, die Sicherung der Hausärztlichen Versorgung in allen Ortsteilen oder der Einsatz gegen vermeidbaren Fluglärm, Bahnlärm sowie Lärm entlang der Autobahn. Ich setze mich für maximalen passiven Lärmschutz für belastete Einwohner durch die Bahn ein und für die Minimierung der Anzahl von Betroffenen durch die ICE Trassenverlegung.

Marcus Merkel: Ich habe zwei Prioritäten: Kurzfristig ein zukunftsfähiges Konzept für ein medizinisches Versorgungszentrum zu entwickeln, an dem die Bürger nicht nur pro forma mitwirken. Und kurz- bis mittelfristig die Förderung des Gewerbestandorts. Die zahlreichen Leerflächen in unseren Gewerbegebieten zeigen, wie konzeptlos die Vermarktung der Gewerbeflächen gehandhabt wird. Es wird Zeit für einen zukunftsfähigen Gewerbepark, der mehr kann, als „Löcher stopfen“. Wir verschenken enormes Ertragspotenzial.

Bei welchen Themen wollen Sie Schwerpunkte setzen, was liegt Ihnen besonders am Herzen?

Andreas Rotzinger: Alle Gewerbegrundstücke der Gemeinde im Ortsteil Büttelborn sind verkauft. Ein großer Mercedes-Händler kommt, und andere haben sich in den letzten Jahren hier niedergelassen. Ich werde mich dafür einsetzen, weitere Gewerbeflächen neu zu erschließen, denn robuste Einnahmen aus der Gewerbesteuer machen weitere Investitionen in eine gute Zukunft in den Ortsteilen unserer Gemeinde möglich und entlasten die Bürger. Mir liegt dabei besonders die Lebensqualität, das Miteinander und das Vereinsleben in den Ortsteilen mit den vielen Facetten am Herzen.

Marcus Merkel: Eine innovative und Mehrwert bringende Energiepolitik und digitale Bürgerservices. Das spüren wir alle sofort.

Aufgezeichnet von Ulf Krone

 

Zur Person: Andreas Rotzinger (*1958, Waldshut) wurde am 13. Januar 2013 in einer Stichwahl mit 50,6 Prozent der Stimmen zum Nachfolger von Horst Gölzenleuchter als Bürgermeister der Gemeinde Büttelborn gewählt. Der studierte Betriebswirtschaftler und Christdemokrat lebt seit 1992 mit seiner Frau und seinen beiden Söhnen in Klein-Gerau. In die Kommunalpolitik kam Rotzinger 2006, fünf Jahre später wurde er CDU-Fraktionsvorsitzender.
www.andreas-rotzinger.de

Zur Person: Marcus Merkel (*1971, Groß-Gerau) lebt mit seiner Frau und seinen zwei Kindern in Büttelborn. Er ist Vertriebsleiter und Energiewirt im Bereich erneuerbare Energien und in seiner Freizeit Jugendtrainer der Fußballabteilung des SKV Büttelborn. Seit 2016 sitzt Merkel für die SPD-Fraktion im Gemeindeparlament und ist stellvertretender Vorsitzender des Ausschusses für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Forsten.
www.marcus-merkel.com

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