Rüsselsheim hat Benzin im Blut

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Rüsselsheim veranstaltet vom 9. bis 18. Juni den Hessentag unter dem Motto „MAIN Rüsselsheim, UNSER Hessentag“. Erwartet werden zigtausend Besucher. Was bedeutet das für die größte Stadt im Kreis? Welche Auswirkungen hat die Großveranstaltung auf umliegende Kommunen? Und welche Rolle spielt die Firma Opel? Rainer Beutel von der WIR-Redaktion hat den Rüsselsheimer Oberbürgermeister Patrick Burghardt befragt.

Herr Burghardt, warum veranstaltet eine Stadt wie Rüsselsheim eigentlich den Hessentag?

Patrick Burghardt: Mit dem Hessentag möchten wir möglichst viele Menschen nach Rüsselsheim einladen und die Stärken unserer Stadt präsentieren. Dabei wird Rüsselsheim auch ganz überraschende Seiten präsentieren, denn die Stadt bietet zahlreiche Facetten eines abwechslungsreichen Lebens. Da ist zum Beispiel der Main mit dem grünen Mainvorland für die Naherholung oder der Verna-Park, unser Stadtpark im Stil eines englischen Landschaftsgartens, der zum Flanieren und Erholen einlädt. Im Kontrast dazu steht das Opel-Altwerk, das Industriearchitektur vom Klassizismus bis zum Bauhaus zeigt.

Mit welchen Vorzügen wirbt Rüsselsheim für sich?

Patrick Burghardt: Die Rüsselsheimer haben Benzin im Blut. Während andere Städte Trachten haben, können wir stolz auf legendäre Oldtimer verweisen, die hier gebaut wurden, und auf die Technologien der Zukunft, die in unserer Stadt entwickelt werden. Eine weitere Besonderheit ist, dass in Rüsselsheim Menschen aus über 120 Nationen leben. Diese Vielfalt der Kulturen prägt uns, das wollen wir ganz klar hervorheben. Wir werben vor allem mit der Internationalität Rüsselsheims und dem Wandel von der Arbeiterstadt zum Technologiestandort.

Wie finanzieren Sie das Fest und wie hoch sind überhaupt die Ausgaben?

Patrick Burghardt: Der Hessentag in Rüsselsheim finanziert sich durch Zuschüsse und Einnahmen, die wir zum Beispiel durch Ticketverkäufe, Sponsoring oder Standgebühren erzielen. Rüsselsheim erhält direkte Zuschüsse vom Land in Höhe von bis zu 3,5 Millionen Euro ausschließlich für die Durchführung des Landesfests. Bis 2015 haben die Hessentagstädte „nur“ Fördermittel für investive Maßnahmen erhalten. Diese bekommen wir übrigens auch. Mit Landeszuschüssen haben wir wichtige Infrastrukturprojekte angestoßen und umgesetzt, wie die Neugestaltung des Markt- und Friedensplatzes oder des Mainufers.

Wie ist die Firma Opel beteiligt?

Patrick Burghardt: Die Partnerschaft zum Automobilhersteller ist für uns sehr, sehr wichtig. Opel stellt uns Flächen mit der dazugehörigen Infrastruktur zur Verfügung. Beispielsweise die Hessentagsarena, unser großes Open-Air-Konzertgelände für bis zu 32.000 Besucher. Oder für die Landesausstellung, die sich als „unser Tor zum Hessentag“ in insgesamt sechs Hallen der Öffentlichkeit präsentieren wird.

Schon in der frühen Planungsphase hieß es, der Rüsselsheimer Hessentag werde sich von seinen Vorgängerveranstaltungen durch seine Modernität ohne viel Althergebrachtes unterscheiden. Ist das ein bewusster Bruch mit der Tradition?

Patrick Burghardt: Aufgrund unserer Lage inmitten des Rhein-Main-Gebiets werden wir sicher einen der urbansten Hessentage seit langem haben. Damit stellt für mich der Rüsselsheimer Hessentag aber keinen Bruch mit der Tradition dar. Der Hessentag war stets eine Brücke zwischen Jung und Alt, zwischen Neu- und Altbürgern sowie ein Mittler zwischen Tradition und Moderne. Wodurch wir uns aber sehr wohl von den anderen Hessentagen unterscheiden – und das macht uns in der Tat einzigartig – ist die Tatsache, dass wir das Thema Wasser in das Konzept integrieren konnten. Unsere unmittelbare Nähe zum Main bringen wir mit dem Slogan „MAIN Rüsselsheim, UNSER Hessentag“ auf den Punkt.

Inwiefern sind der Kreis und umliegende Kommunen in die städtischen Pläne integriert?

Patrick Burghardt: Die Unterstützung durch unsere unmittelbare Nachbarschaft und im Kreis ist riesig. Das beginnt bei wichtigen Logistikaufgaben, wie zum Beispiel Fährdienste seitens Flörsheim und das Bereitstellen von Parkplatzkapazitäten durch Raunheim. Viele Kommunen haben ganz konkrete Angebote und Zusagen im Bereich der Amtshilfe gegeben.

Auch mit Manpower?

Patrick Burghardt: Ja natürlich, wir sind geradezu überwältigt von den vielen Hundert ehrenamtlichen Hilfskräften, die sich aus dem ganzen Kreis bei uns gemeldet haben. Wichtige Programmbestandteile sind nur mit Beteiligung des Kreises durchführbar.

Ein Beispiel bitte?

Patrick Burghardt: Ich denke da an die große Unterstützung des Sportkreises, der eine Vielzahl an Sportveranstaltungen organisiert – wozu übrigens auch ein Fußballturnier der hessischen Landratsämter zählt. Auch der Kreis Groß-Gerau ist zu nennen, der ein großes Drachenbootrennen auf dem Main mitorganisiert.

Welche Vorteile sehen Sie für die gesamte Region?

Patrick Burghardt: Rüsselsheim und die Region sind für zehn Tag der Mittelpunkt Hessens. Das fördert natürlich die Wahrnehmung nach außen, was kurzfristig Kaufkraft hier herbringt und langfristig die touristische Attraktivität steigert sowie den Wirtschaftsstandort stärkt. Nach innen ist der Hessentag für die Kreisbewohner identitätsstiftend und fördert den Zusammenhalt über die eigene Kommune hinaus.

Zum Abschluss vielleicht noch eine Empfehlung: Nennen Sie bitte aus Ihrer Sicht zwei, drei Höhepunkte, die vor allem Bürger aus Groß-Gerau und dem Südkreis nicht verpassen sollten?

Patrick Burghardt: Den Auftritt von David Garrett am 14. Juni in der Hessentagsarena! Da möchten meine Frau und ich auf jeden Fall dabei sein. Ein besonderes Ereignis wird sicher auch der „Tag der Polizei“ und die öffentliche Vereidigung mehrerer hundert Polizeianwärter durch unseren Ministerpräsidenten Volker Bouffier sein. Abschließend natürlich der Umzug am letzten Tag des Landesfests. Da wird der Kreis selber mit mehreren Zugnummern beteiligt sein.

 

www.hessentag2017.de

 

Zur Person: Patrick Burghardt. Der Oberbürgermeister wurde am 1. Dezember 1980 in Rüsselsheim am Main geboren. Nach dem Abitur 2001 an der Prälat-Diehl-Schule Groß-Gerau schloss er 2004 seine Ausbildung zum Speditionskaufmann ab. 2009 wurde er Mitglied des Hessischen Landtags bis Ende 2011, bevor er am 1. Januar 2012 das Amt des Oberbürgermeisters der Stadt Rüsselsheim antrat. Neben zahlreichen Ämtern in Rüsselsheim begleitet Burghardt auch das Amt des Präsidenten des Hessischen Städtetags. Er ist unter anderem Mitglied in den Aufsichtsräten der Frankfurt Rhein-Main GmbH, der Gesellschaft für das integrierte Verkehrsmanagement RheinMain und der Gesellschafterversammlung des Regionalparks Rhein/Main Südwest, ferner stellvertretender Vorsitzender der Fluglärmkommission. Für die CDU gehört er seit 2011 dem Kreistag Groß-Gerau an, seit 2014 ist er stellvertretender CDU-Landesvorsitzender.

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