Schulpastoral an den BSGG

Von Adele Lehotsky.

Ich bin als Lehrerin im Kirchendienst an den Beruflichen Schulen Groß-Gerau (BSGG) tätig. Als Religionslehrerin unterrichte ich pro Schuljahr in fünf verschiedenen Schulformen und etwa 16 verschiedenen Klassen. Bei aller zu erwartender Oberflächlichkeit von Begegnung beschäftigen alle meine Schüler, da sie auf ihre berufliche Zukunft hinarbeiten, ähnliche Fragen nach Sinn und Lebensentwurf. Für Religionsunterricht und Seelsorge bedeutet dies die Chance, jungen Menschen zu begegnen, die sich an einer zentralen Kreuzung ihres Lebens befinden, und über Identität, Wertvorstellungen, Religiosität und Zukunft ins Gespräch zu kommen.

Neben dem Unterricht bin ich auch als Seelsorgerin tätig. In meiner Schulform bedeutet dies für mich, aufmerksame Beobachterin für die Bedürfnisse meiner Mitmenschen zu sein, die Begegnung und das Gespräch zu suchen und daran zu erinnern, häufiger einmal die Perspektive zu wechseln. Dadurch, dass ich zu verstehen versuche, was in meinem Gegenüber vorgeht, was sie und ihn bewegt, möchte ich mit ihm im Gespräch bleiben und so den Auftrag der Schulpastoral, „durch Zuwendung das Gesicht der Schule verändern“, erfüllen. Konkret bedeutet dies, Ansprechperson zu sein für Menschen, die in Belastungs-, Entscheidungs- oder Krisen­situa­tio­nen einen Menschen brauchen, dem sie vertrauen können, der ihnen objektiv zuhört, Mut macht und sie bestärkt, so dass sie sich durch dieses Gespräch auch in der Krise getragen und geborgen fühlen. Das Gesprächs­angebot gilt im Selbstverständnis der Schulpastoral für alle vier Personengruppen: Schüler/innen, Lehrer/innen, Angestellte und Eltern.

Für mich persönlich wurde der Artikel 1 unserer Grundrechte zur Brücke zwischen staatlichem Bildungsauftrag und kirchlicher Sendung. „Die Würde des Menschen ist unantastbar.“ (Art. 1 GG) In kaum einem Satz lässt sich Schulpastoral, so wie ich sie verstehe, prägnanter und ausdrucksstärker zusammenfassen. Artikel 1 unseres Grundgesetzes schützt und achtet die Würde des Menschen und stellt sie in den Mittelpunkt unseres Handelns als Gesellschaft. Sie ist kein realitätsvergessener Slogan, sondern ein Wert- und Anspruchssystem, das man nicht nur als Staatsbürger, sondern vor allem auch als Christ voll und ganz bejahen kann und sollte.

Denn ebenso wie hier gesagt wird, dass der Staat um des Menschen willen da ist, so kann auch Schulpastoral sagen: Ich bin um des Menschen willen da.
Aufgabe der Schulpastoral ist es daher, jeden Menschen als Geschenk Gottes zu begreifen, der, so wie er ist, zu Freiheit und Würde erschaffen wurde. Eine besondere Herausforderung ist dies an einer beruflichen Schule, da die Strukturen nicht zum Verweilen einladen und Begegnungen häufig nur spontan oder anlassbezogen stattfinden. Meinen Alltag prägen zumeist Tür- und Angelgespräche mit Schülern und Kollegen. Diese können sich aber, sofern gewünscht, auch zu längeren seelsorgerlichen Gesprächen unter vier Augen ausweiten.

 


Adele Lehotsky
ist Lehrerin und Schulseelsorgerin an den Beruflichen Schulen Groß-Gerau;
poststelle@bsgg.net

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