Spitzensport in der Corona-Krise

Von W. Christian Schmitt.

Eigentlich sollte dies Folge Nr. 6 unserer Serie „Damals/heute“ sein, in der es diesmal um das Thema „Leichtathletik im TV 1846 Groß-Gerau“ geht. Ich wollte darin an die Zeit erinnern, in der z.B. Karl Harasek mit 100-Meter-Zeiten unter 11 sec. und Weitsprung-Ergebnissen über 7 Meter von sich reden machte, Vorbild für eine ganze Reihe von Jugendlichen war und in der auch ich mit meinem Freund Jürgen Rothermel (heute ehrenamtlicher Leiter der Leichtathletik-Abteilung) zu Leichtathletik-Veranstaltungen innerhalb wie außerhalb des Kreises reiste – und dabei doch eher mäßige Erfolge erzielen konnte, etwa 5,79 Meter im Weitsprung.

Aber dann erfuhr ich, dass ein überaus erfolgreiches Nachwuchstalent, Jenna Fee Feyerabend aus Groß-Gerau, ebenfalls genau ein solches, allerdings noch erheblich steigerungsfähiges Weitsprung-Ergebnis vorzuweisen hat – und ich entschied mich für ein Interview mit ihr.

Frau Feyerabend, immer wieder mal ist in der Tagespresse zu lesen, dass Sie zu den jungen Leichtathletik-Talenten des TV 1846 Groß-Gerau zählen. Mit welchen für Ihr Alter außergewöhnlichen Bestleistungen können Sie derzeit aufwarten?

Jenna Fee Feyerabend: Ich halte zwei deutsche Rekorde im Mehrkampf sowie zehn Hessenrekorde im Mehrkampf und Hochsprung. Besonders stolz bin ich dabei auf meinen Hessenrekord von 1,80 m im Hochsprung, den ich bereits im Alter von 14 Jahren aufgestellt habe, sowie den Hessenrekord im Siebenkampf in der U18, mit dem ich 2019 die beste Siebenkämpferin meines Jahrgangs 2002 in der Welt war.

Wie sind Sie denn zur Leichtathletik gekommen? Was reizt Sie an dieser Sportart besonders?

Jenna Fee Feyerabend: Meine Eltern haben beide selbst Leichtathletik betrieben und sind Trainer, sodass ich bereits sehr früh mit der Sportart in Kontakt gekommen bin. Mich reizen besonders die Vielseitigkeit und die Individualität.

Welche Vorbilder haben Sie, natürlich auch sportlich? Und welche sportlichen Ziele haben Sie sich gesetzt?

Jenna Fee Feyerabend: Usain Bolt und Carolina Klüft sind meine sportlichen Vorbilder, da sie bei allem Spaß und Show immer auf den Punkt abliefern konnten, wenn es darauf ankam. Ein Ziel hat sich für mich bereits früher als gedacht erfüllt, mit der Teilnahme an den Olympischen Jugendspielen 2018 in Buenos Aires, wo ich den fünften Platz im Hochsprung belegte. Jetzt möchte ich Olympia auch bei den Erwachsenen erleben. Zudem möchte ich so lang wie möglich gesund bleiben und mit Spaß Leichtathletik betreiben.

Erzählen Sie unseren Lesern doch bitte einmal, wie Sie sich auf einen Wettkampf vorbereiten? Auf was alles müssen Sie verzichten?

Jenna Fee Feyerabend: Für mich ist Sport kein Verzicht, sondern Erfüllung. Ich habe wegen des Sports in die Oberstufe der Eliteschule des Sports nach Frankfurt gewechselt und strecke dort mein Abitur um ein Jahr. Im Mittel trainiere ich sechsmal pro Woche, ernähre mich sehr bewusst, achte auf mich und schlafe viel. Vor dem Wettkampf laufen immer die gleichen Routinen ab. Das Motto ist: Ruhe vor dem Sturm. Ich bin ein Wettkampftyp.

Das Corona-Virus verhindert derzeit auch alle sportlichen Aktivitäten im Freien wie in der Halle. Wie gehen Sie damit um?

Jenna Fee Feyerabend: Glücklicherweise ist das Sporttreiben an sich ja nicht verboten, nur das gemeinsame Training. In dieser Zeit heißt es, kreativ zu sein. Ich nutze die Natur. Zudem bin ich gut mit Geräten ausgestattet. Mache z.B. Sprünge in unserer Hofeinfahrt, Krafttraining in der Garage. Techniktraining ist aktuell nur bedingt möglich. Ich vermisse aber definitiv meine Trainingskollegen.

Zur Person: Jenna Fee Feyerabend. Die 18jährige Groß-Gerauerin betreibt seit ihrem sechsten Lebensjahr Leichtathletik beim TV Groß-Gerau. Mit aktuell vier Deutschen-, fünf Süddeutschen- und 35 Hessenmeister-Titeln im Mehrkampf, Hochsprung, Weitsprung, Hürdenlauf, Kugelstoßen und Staffellauf konnte sie bereits zahlreiche Erfolge verbuchen. Seit 2017 gehört sie dem Nationalkader an. Sie durfte bereits dreimal bei internationalen Meisterschaften das Nationaltrikot tragen. 2021 steht das Abitur an.

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