Treburer Gewerbe mit Visionen

Von Rainer Beutel.

Dem Gewerbeverein Trebur gehören zurzeit 148 Unternehmen beziehungsweise Mitglieder an. Der Vorsitzende Armin Borngesser leitet die Dachorganisation der Geschäftsleute seit 16 Jahren. Seine Erfahrung erlaubt es ihm, den Status Quo kritisch zu bewerten und den Blick auf künftige Aufgaben zu richten. Wir haben bei ihm nachgehakt, wie es um das Gewerbe in der Großgemeinde steht.

Herr Borngesser, Veranstaltungen wie „Spass uff de Gass“ sind in der ganzen Region bekannt. Was sind Ihre nächsten Ziele und Vorstellungen für das Treburer Gewerbe?

Armin Borngesser: Wir sind nicht alleine ein Verein zum Feiern, auch wenn das in der Öffentlichkeit teilweise so wahrgenommen wird. Natürlich sind „Spass uff de Gass“ oder das Oktoberfest der Aufhänger. Damit erreichen wir sehr viele Menschen im Kreisgebiet und darüber hinaus. Genauso machen wir uns aber Gedanken über die Zukunft im Gewerbeverein und für das Gewerbe in Trebur generell. Dazu haben wir auch eine Arbeitsreihe ins Leben gerufen, die „Visionen 2025“ heißt.

Um was genau geht es dabei?

Armin Borngesser: Die „Visionen 2025“ befassen sich mit ganz unterschiedlichen Themen, zum Beispiel Werbung, Kommunikation und Transparenz, ebenso mit der Frage „was bietet der Gewerbeverein mir als Unternehmen?“. Nachhaltigkeit und Digitalisierung sind weitere Stichworte. Auch ein Bürgermeistergespräch wurde ins Leben gerufen. Weitere Aktionen sind die Müllkalender und das Aufhängen von Lichterketten für Advent und Weihnachten.

Konnten Sie in ihrer bisherigen Amtszeit den Gewerbeverein modernisieren und voranbringen und wenn ja, wie ist das gelungen?

Armin Borngesser: Ich denke der Verein hat sich in den vergangenen Jahren schön weiter entwickelt. Wir haben eine relativ stabile Mitgliederzahl, auch im Vorstand sind viele bereit, Verantwortung zu übernehmen. Dazu trage ich am allerwenigsten bei. Ich sehe meine Aufgabe darin, einen Vorstand zu erhalten, der gerne arbeitet und dabei Spaß hat. Nur so kann ein Verein überleben und sich entwickeln. Der Verein hat in inzwischen viele Neuerungen erfahren, eben nicht nur „Spass uff de Gass“, es wurde auch eine Homepage erstellt, und die Digitalisierung kommt voran. Seit diesem Jahr kann man sich online anmelden.

Was sind die Stärken der ortsansässigen Betriebe, wo sehen Sie noch Verbesserungsbedarf?

Armin Borngesser: Ich denke, die Treburer Unternehmen und Betriebe sind gut aufgestellt. Es gibt eine große Vielfältigkeit, Einkaufen bis in die Abendstunden ist möglich, von Spezialmaschinen über Baumaterialien und Handwerkerleistungen ist so ziemlich alles verfügbar, was man braucht. Eine weitere Ergänzung wird gerade in Trebur gebaut: Vielleicht kommt zu dem geplanten Discounter auch noch ein Drogeriemarkt, dann wäre eigentlich alles da.

Also alles gut?

Armin Borngesser: Nun, die Versorgung älterer Menschen, die nicht mehr zum Supermarkt können, wird eine immer größere Herausforderung. Dazu gibt es in Trebur schon einen Bring-Service, der ist allerdings nur online nutzbar. Es gibt natürlich immer Möglichkeiten zur Verbesserung, man sollte die Digitalisierung und eventuellen Onlinehandel nicht versäumen. Genauso wichtig ist es, sich mit neuen Zahlungsmitteln auseinander zu setzen. Der Trend geht klar weg vom Bargeld und immer weiter zu Bezahlsystemen wie zum Beispiel „Pay direkt“ und „Pay Pal“. Da haben wir sicherlich noch Nachholbedarf. Auch weitere moderne Werbemethoden wie etwa „Google My Business“ oder andere Suchdienste können interessant werden.

Wie könnte das Einkaufen in Trebur und seinen Ortsteilen für Kunden noch bequemer oder attraktiver werden?

Armin Borngesser: Wir müssen die Geschäfte erhalten und möglichst wieder ausbauen. Es sind doch über die Jahre einige wegefallen. Dazu brauchen wir attraktive Einkaufsmöglichkeiten mit ausreichend Parkplätzen. Genauso gehört eine Verweilmöglichkeit wie ein Café dazu. Und natürlich die Möglichkeit, freies WLAN zu nutzen, da sind schon erste Gespräche gelaufen.

Was fehlt in der Großgemeinde?

Armin Borngesser: Es fehlen Gewerbegebiete für mittelständische Firmen. Es gibt keinen Platz für größere Bauunternehmen oder andere Firmen. Die Gemeinde hat kein Geld, um ausreichend Flächen zu Verfügung zu stellen. Für Investoren sind Gewerbegebiete nur als Ganzes Interessant, wie in Geinsheim oder Groß-Gerau. Da bleibt oft kein Platz für kleinere bis mittlere Unternehmen.

In Geinsheim tut sich einiges, oder?

Armin Borngesser: Richtig, der Neubau der Gewerbeflächen in Geinsheim ist eine schöne Sache. Die bestehenden, teilweise sehr maroden Gebäude wurden abgerissen und durch moderne, gut nutzbare Hallen ersetzt. Das gefällt zwar nicht jedem, viele trauern einem Grünstreifen nach. Aber man sollte immer bedenken, dass es sich um ein Gewerbegebiet handelt und nicht um einen Naturpark. Traurig ist in Deutschland, dass ausgerechnet in Gewerbegebieten Grünflächen geschaffen werden sollen. Für mich völlig unverständlich, da wir eh kaum welche haben. Es wäre vielmehr Aufgabe der Kommunen und der Kreise, ausreichend Naturschutzgebiete zu schaffen.

Planen Sie mit der Gemeinde neue, zusätzliche Veranstaltungen oder den Ausbau bestehender, bewährter Konzepte?

Armin Borngesser: Wir sind immer an einer guten Zusammenarbeit mit der Gemeinde interessiert. Neben dem Bürgermeistergespräch. beteiligen wir uns an „Der Kreis rollt“ mit einem verkaufsoffenen Sonntag. Einige Betriebe sind am Kornsandfest mit dabei. Wir vermitteln der Gemeinde Gewerbeflächen, die uns ihrerseits bei „Spass uff de Gass“ und dem Oktoberfest hilft.

Der Gewerbeverein Trebur: Dem Vorstand gehören 15 Personen an, weitere arbeiten in den Ausschüssen mit. Armin Borngesser betont, dass der Verein nicht alleine von ihm, dem Vorsitzenden, geführt werde, sondern von vier Leuten aus dem geschäftsführenden Vorstand. Das sind neben ihm Michael Kreuter, Peter Tiefel und Dennis Möbus, ferner gibt es Geschäftsführer Andreas Lerch. Als Unterstützer sind in den Vorstand Ingo Rödner, Gerd Abels, Silke Becker, Petra Edle von Lapp, Markus Manthey, Jochen Kröh, Wolfgang Kraus, Rüdiger Weiss, Wolfgang Grimm, Christopher Ewest und Patrick Frank gewählt.

gvt-trebur.de

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